
Wandern in der Natur ist nicht nur gut für Körper und Seele, sondern es ist auch eine günstige Möglichkeit, mit der Familie oder in der Gruppe die Geselligkeit zu pflegen und sich zu erholen. Um das Wandern unter fachkundiger Anleitung innerhalb und auch außerhalb von Rhönklub und anderen Wandervereinen zu ermöglichen, bietet die Heimat- und Wanderakademie Bayern Kurse für die Ausbildung zum Wanderführer und zum Natur- und Landschaftsführer an. Am Mittwoch ging einer dieser Kurse in Zimmerau zu Ende.
Zehntägiger Kurs
Als zehntägiger Kompaktkurs lief die Ausbildung, die eigentlich dazu gedacht war, das Wandern in den nördlichsten Landkreisen des Freistaats zu stärken. Deshalb hatte sich der Haßbergverein dafür eingesetzt, erstmals einen Kurs in der Region anzubieten. Letztendlich nahmen jedoch nur wenige Einheimische teil, aus dem Landkreis Haßberge sogar nur eine Frau. Andere Teilnehmer kamen aus Bad Kissingen, München, Würzburg, aus dem Steigerwald und sogar aus dem Saarland. Auch die Teilnehmerzahl lag mit sieben knapp an der Grenze, die Veranstaltung abzublasen. Kein Wunder, dass Kursleiter Günther Hennig, Vizepräsident des Bayerischen Wanderverbands, enttäuscht war.
Wer dabei war, erlebte jedoch eine fundierte Ausbildung in Theorie und Praxis und bekam das nötige Rüstzeug, künftig als Wanderführer unterwegs zu sein. Der Umgang mit Kompass, Karten und GPS, Kommunikation, Rhetorik, Stressbewältigung, Sicherheitstraining und vieles mehr standen auf dem Stundenplan. Außerdem suchte sich jeder Teilnehmer ein spezielles Thema, das er in einem Vortrag vorstellte.
Klischee Kniebundhose
Man habe viel voneinander gelernt, bestätigten die Teilnehmer. Die Erwartungen waren sehr unterschiedlich, wie bei einem Abschlussgespräch festgestellt wurde. Ein Teilnehmer, der „angenehm enttäuscht“ war, hatte befürchtet, beim Kurs Menschen in Kniebundhosen und kariertem Hemd anzutreffen, die Neuem gegenüber nicht aufgeschlossen sind. In Wirklichkeit hat er das moderne Wandern kennengelernt und ist jetzt noch begeisterter davon als vorher.
Ihre Führungsqualitäten wollte eine Teilnehmerin verbessern; sie habe nun gelernt, wie man Menschen einschätzt und Konflikten begegnet und fühle sich jetzt sicher genug, eine Gruppe anzuleiten, berichtete sie.
Wie beschaffe ich mir Informationen, wie gestalte ich eine Wanderung so, dass sie auch Kinder begeistert? Auch dies haben die Teilnehmer gelernt und dabei gestaunt, wie viel theoretisches Wissen ein zertifizierter Wanderführer haben muss.
Die Jugendarbeit sei ein zentrales Thema, denn die meisten Wandervereine seien überaltert, sagte Hennig. Eines der Ausbildungsziele sei deshalb, die Erlebnispädagogik mehr mit einzubeziehen, um dem Nachwuchs die Natur nahezubringen. Wer draußen echte Abenteuer erleben kann, verzichtet gern auf die Spielkonsole, hoffen die Veranstalter. Sie hoffen auch, dass bei zukünftigen Kursangeboten mehr Einheimische dabei sind und sich zu Wanderführern ausbilden lassen. Die sieben Absolventen können die Ausbildung nur empfehlen, sie waren begeistert von den Dozenten und von den Inhalten.
Am Ende stand eine Prüfung, bei der alle Fragen zu 88 Prozent richtig beantwortet wurden, wie Günther Hennig berichtete. Alle Prüflinge haben bestanden.
Die Abschlusswanderung führte die Gruppe entlang des Kolonnenwegs an der ehemaligen Zonengrenze zwischen Zimmerau und dem thüringischen Rieth.