Im Notfall muss jeder Handgriff sitzen. Wie wichtig eine gut ausgebildete Feuerwehrtruppe ist, wurde in der vergangenen Woche beim Brand des Pfarrhauses in Stockheim mehr als deutlich. Auch die Aktiven der Feuerwehr Mellrichstadt waren vor Ort, mit der Drehleiter bekämpften die Kameraden Glutnester in der Dämmung unter dem Dach. Doch die Abläufe, die ineinander greifen müssen, um im Brandfall schnell und zielgerichtet reagieren zu können, wollen geübt sein. Die Mellrichstädter Aktiven mit Kommandant Timo Kolano nutzen dafür derzeit das ehemalige Schwesternwohnheim in der Suhlesstraße 7. In dem Haus, das im Frühjahr abgerissen werden soll, können sie unter realen Bedingungen üben. Ein Glücksfall, wie Kolano sagt.
Das Haus am Hainberg, das der Julius-Spitalstiftung gehört, steht seit geraumer Zeit leer. Es verfügt über 18 Einzelzimmer-Appartements, lange Gänge und mehrere Etagen - beste Voraussetzungen also für die Feuerwehrleute, Rettungseinsätze zu trainieren. Timo Kolano stieß per Zufall auf das Objekt und erkannte schnell die Möglichkeiten, die sich hier für die Kameraden bieten. Er fragte bei den Verantwortlichen an, ob die Feuerwehr hier ihre Mannschaften schulen könnte, und stieß auf offene Ohren. Bernd Liedtke, Leiter des Franziska-Streitel-Altenheims, wie auch die Geschäftsführung mit Angelika Ochs und Marco Warnhoff gaben grünes Licht für den Feuerwehr-Einsatz, so Kolano. Er ist dankbar für diese Chance, die es ermöglicht, seine Truppe hervorragend auf kommende Einsätze vorzubereiten.
Zwei verletzte Personen im Haus
Am Montagabend rückten die Mannschaften mit mehreren Feuerwehrwagen zum Schulungseinsatz an. 28 Kameraden beteiligten sich an der Übung, bei der ein Brand in einem Appartement simuliert wurde und zwei verletzte Personen gerettet werden mussten. "Hier können wir auch jungen Aktiven zeigen, was auf sie zukommt, wenn sie im Ernstfall ausrücken", sagt Kolano. Daher wurde bei der Übung auch viel erklärt und das Zusammenspiel der Handlungsabläufe trainiert. Was muss ich wie vorbereiten, damit im Notfall alle Handgriffe sitzen? Für Timo Kolano und seinen Stellvertreter Benjamin Trapp ist das ein entscheidender Faktor. "Das kann Leben retten."
Die Übung zielte vor allem auf das Training der Atemschutzgeräteträger ab. Sie bekämpften den Brandherd im Zimmer. Dazu stiegen mehrere Kameraden mit einer Leiter über den Balkon ein, andere suchten sich den Weg durch das eigens mit Rauch vernebelte Treppenhaus. In voller Montur ist das eine anstregende Aufgabe für die Kameraden, die über Funk auch ständig Feedback geben müssen, wie sich der Einsatz im Haus gestaltet. Draußen klappte das Verlegen der Löschleitungen reibungslos, zudem wurde das Areal rund um das Gebäude großflächig ausgeleuchtet, um den Kameraden beste Sicht auf mögliche Hindernisse zu geben.
Die beste Übung, um dazuzulernen
Die beiden Verletzten - in diesem Fall zwei Übungspuppen - wurden sicher ins Freie gebracht, der Einsatz als voller Erfolg gewertet. "Für die Aktiven wie auch die Führungskräfte ist solch ein Einsatz die beste Übung, um dazuzulernen", so Kolano. Auch mit der Drehleiter waren die Kameraden schon vor Ort, um sich weiterzubilden. Wie Timo Kolano ankündigt, werden in den nächsten Wochen weitere Übungseinsätze rund um das ehemalige Schwesternwohnheim stattfinden.
Kolano, seit eineinhalb Jahren Chef der Mellrichstädter Feuerwehrkameraden, ist am Ende der Übung sehr zufrieden. Nicht nur damit, dass alles wie am Schnürchen geklappt hat. "Die Übungsbeteiligung ist hervorragend, und die Kameradschaft wird bei uns groß geschrieben", lobt er, das motiviert die ganze Truppe. Wie etwa Denise Höft, die am Montag zwar noch müde von der Nachtschicht war, aber dennoch bei der Alarmierung mit ausgerückt ist. Seit zehn Jahren ist die 24-Jährige bei der Mellrichstädter Feuerwehr aktiv, seit ihrem 16. Lebensjahr fährt sie Einsätze mit. "Ich bin gern bei der Feuerwehr", sagt sie. "Bei uns passt alles zusammen."
Nach der Übung ist für die Kameraden noch nicht Schluss. Das Material muss gesäubert und wieder gut verstaut werden. Für den Fall, dass die Wehr noch zu einem Ernstfall ausrücken muss. Das hoffte am Montagabend aber keiner, denn nach der Manöverkritik sollte es im Feuerwehrgerätehaus noch etwas gesellig zugehen.