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OBERHOF
Ein Skipass für den ganzen Thüringer Wald
Neue Ideen für den Tourismus: Damit es trotz Klimawandel weiter Wintersport im Thüringer Wald gibt, wird im Landtag in Erfurt über einen einheitlichen Skipass und Kunstschnee auf Loipen nachgedacht.
Winterwetter im Thüringer Wald       -  Im Thüringer Wald bei Oberhof (Thüringen) können Langläufer zwischen verschneiten Bäumen beste Bedingungen für den Wintersport genießen.
Foto: Martin Schutt/dpa | Im Thüringer Wald bei Oberhof (Thüringen) können Langläufer zwischen verschneiten Bäumen beste Bedingungen für den Wintersport genießen.
Eike Kellermann
 |  aktualisiert: 27.04.2023 03:14 Uhr

Seit Beginn der Kälteperiode Anfang Januar ist im Thüringer Wald Ski und Rodel gut. Bei Schneehöhen von gut 30 Zentimetern kann man in Oberhof oder am Inselsberg prima auf Skiern unterwegs sein.

Abfahrtsstrecken mit Liften gibt es einige, auch wenn sie naturgemäß nicht die Länge von alpinen Pisten haben. Ohnehin steht das knapp 1000 Meter hohe Mittelgebirge Thüringer Wald eher für den nordischen Skisport, also vor allem für Langlauf.

Mit dem Wintersport ist es schwieriger geworden

Von der Grenzwiese am Kleinen Inselsberg beispielsweise zieht sich eine gut gespurte Loipe entlang des Rennsteigs Richtung Ebertswiese und Oberhof. Wenn Sonnenschein und Minusgrade herrschen, wie am vorigen Wochenende, ist kaum ein Parkplatz entlang der Strecke frei. Allerdings ist es mit dem Wintersport im Thüringer Wald – wie überall – schwieriger geworden.

Der Klimawandel macht sich bemerkbar. So musste Anfang 2016 der Biathlon-Weltcup in Oberhof wegen Schneemangels ausfallen. Er ist ein wichtiger Werbeträger für die Tourismusregion, die mit rund 40 Prozent die meisten Übernachtungen im Bundesland hat. Heuer passte das Wetter, und die Weltelite lockte wieder Zuschauermassen auf den Rennsteig.

Es wird wärmer

Doch die Durchschnittstemperatur in Thüringen soll sich laut Prognosen bis zum Jahr 2050 um zwei bis drei Grad erhöhen. Vor diesem Hintergrund diskutiert die Landespolitik, wie es trotzdem weiter Wintersport geben kann. „Wir müssen den Wintertourismus klimafester gestalten“, fordert Tourismuspolitiker Andreas Bühl von der oppositionellen CDU. Konkret macht sich seine Fraktion etwa für einen einheitlichen Skipass stark, der für alle Lifte im Thüringer Wald gelten soll. Ein einheitlicher Pass nach dem Vorbild von Alpen-Regionen würde die Kundenfreundlichkeit deutlich erhöhen.

Der Pass solle auch für Langlauf-Loipen gelten. Bisher, so Bühl, finanzierten die Gemeinden den Unterhalt der Loipen durch Parkplatzgebühren. Bei einem einheitlichen Loipenpass bekämen die Gemeinden Anteile der Einnahmen entsprechend der Loipen-Kilometer auf ihrem Gebiet. „Ohne Zusammenarbeit kommen wir nicht voran“, betont der CDU-Politiker.

Im Februar wird im Landtag debattiert

Die Vorschläge sollen im Februar im Landtag in Erfurt debattiert werden. Bühl ist auch dafür, mehr Schneekanonen einzusetzen. So gebe es in der Skiarena Silbersattel in Steinach im Vergleich mit Gebieten in Österreich nur wenige Anlagen für die Kunstschnee-Produktion. Auch über eine Beschneiung von Langlauf-Loipen müsse nachgedacht werden. Dafür brauche man mehr geteerte Strecken, die im Sommer etwa für Skiroller genutzt werden könnten.

Auf den Teerpisten reiche eine Kunstschnee-Auflage von fünf bis zehn Zentimetern. In Österreich würden solche Loipen bereits beschneit. In Thüringen sei mindestens „eine Handvoll Strecken vorstellbar“, sagt Bühl. Weil die Schneekanonen mittlerweile effizienter arbeiteten, hält er die Beschneiung ökologisch für vertretbar. „Wenn man weiter Wintertourismus haben will, dann muss man auch daran denken“, sagt er.

Widerspruch von der Linkspartei

Widerspruch kommt von der Linkspartei, die mit Bodo Ramelow den Regierungschef stellt. „Wer den Thüringer Wald mit Teerpisten verschandeln will, hat kein Verständnis von Naturerleben und Ganzjahrestourismus“, sagt Linken-Tourismuspolitiker Knut Korschewsky. Ihm zufolge werden Besucher vor allem von möglichst unverfälschter Natur angelockt. Mehr Flächenversiegelung lehnt er daher ab. Nach seiner Ansicht ist es „ein klarer Irrweg, für vermeintliche Vorteile in einer Jahreszeit die Bedingungen für attraktive Ganzjahresangebote zu opfern“.

Die rot-rot-grüne Landesregierung treibt derzeit selbst das Projekt „Zukunft Thüringer Wald“ voran. Ein Schwerpunkt ist die Förderung des Tourismus. Denn der stagniert. Während die Gästezahlen in kulturell bedeutsamen Städten wie Eisenach und Weimar zulegten, gingen sie im Thüringer Wald zurück. Laut Landesamt für Statistik lag der Rückgang von Januar bis November 2016 im Vergleich zum Vorjahr bei 1,9 Prozent. Der abgesagte Biathlon-Weltcup dürfte dafür eine Ursache sein.

Pisten, Loipen und Skiwanderwege unter www.thueringer-wald.com

 
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