
Erst Lancaster im Nordwesten Englands, dann der österreichische Ort Ragnitz im Grazer Hügelland in der Steiermark, Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen und wieder zurück in die Rhöner Heimat. Der Sälzer Uwe Kippnich, seines Zeichens Koordinator Sicherheitsforschung im Bayerischen Roten Kreuz (BRK), ist aufgrund seiner Expertisen in der Vergangenheit aktuell ein gefragter Mann. Und das wird er auch in der Zukunft sein.
Denn in Lancaster ist Kippnich in diesen Tagen als erster Deutscher überhaupt eine große Ehre zu Teil geworden. Er ist auf der dortigen Konferenz von elf Staaten einstimmig zum Vorsitzenden des User Committes des PSC Europe (PSCE) gewählt worden und wird Nachfolger von Manfred Blaha vom Bundesministerium für Inneres in Österreich. Der Sicherheitsexperte, der dort zuvor als Vertreter des Roten Kreuzes agiert hat, spielt mit der Übernahme dieses unbefristeten Ehrenamtes damit nun gewissermaßen in der Champions League, wenn man die Fußballersprache bemühen will. "Der richtige Mann für diesen Job", heißt es beispielhaft in einer Glückwunschreaktion auf dem Facebook-Account des Sälzers.
PSCE steht für "Public Safety Communication Europe". Sie ist eine von der EU-Kommission in Brüssel initiierte Plattform zum Austausch von Behörden, Organisationen, Herstellern und Forschungseinrichtungen in Fragen der Sicherheitskommunikation. Sie soll dafür sorgen, dass eine kontinuierliche Verbesserung und Weiterentwicklung der Informations- und Kommunikationssysteme stattfindet. Im "User Committee" vertritt Kippnich als anerkannter Experte die Interessen des klassischen Endanwenders. Er ist zuständig für die Blaulichtorganisationen, wie Feuerwehr, Rettungsdienst, Katastrophenschutz oder Polizei mit dem Schwerpunkt Krisenkommunikation. Als Ziel steht dabei immer die Sicherheit der Einsatzkräfte und die der Bevölkerung.
Ein seit Jahren großes Steckenpferd von Kippnich sind Trends im Auge zu behalten, um das gesteckte Sicherheitsziel zu erreichen. "Das hat mich schon immer interessiert", sagt er voller Leidenschaft im Gespräch. Auf der jüngsten Konferenz in Lancaster hielt der "Rot-Kreuzler" einen Kurzvortrag über die Erfahrungen mit dem Thema Drohne, also unbemannte Flugobjekte, die beispielsweise aus der Luft wertvolle Aufnahmen in Sicherheitseinsätzen liefern können. "Im Beispiel des jüngsten Gefahrgut-Unfalls bei Schönau können die Filmaufnahmen der Drohnen aus der Luft dem Einsatzleiter schnell Informationen darüber geben, ob an gewissen Stellen des betroffenen Ortes Gefahrgut ausgetreten ist und wo damit Gefahren für die Einsatzkräfte lauern", so Kippnich. Bayernweit sind bereits jetzt schon mehr als 80 Drohnenteams bei den Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben im Einsatz, allen voran bei Suchaktionen von vermissten Personen oder zur Lageerkundung.
Ständige Forschungsprojekte im Rahmen von simulierten Übungen stehen bei Uwe Kippnich deshalb quasi auf der Tagesordnung, um die Technik zu überprüfen und europaweit immer weiter entwickeln zu können. Der Fachmann hat sich einen Namen gemacht und wird deshalb auch oftmals zu Übungen eingeladen. Beim kryptisch klingenden Drohnenprojekt "CopKA" wertet der Sälzer unter anderem an mehreren Monitoren die Bildaufnahmen aus. Es hat den Anschein eines Computerspiels, kann in der Realität aber Leben retten.
Damit das Zusammenspiel von Mensch und Drohne funktioniert, ist die Koordination ganz wichtig. Wo können Drohnen am Einsatzort sicher starten und landen? Wer darf sie in Abstimmung mit dem Abschnittsleiter steuern? Herrscht bei Nachtflügen eine ausreichende Beleuchtung und ist die Drohne dann ausreichend für die bemannte Luftfahrt erkennbar? Und ist sie genehmigt und gekennzeichnet - gerade aufgrund einiger Zwischenfälle mit Drohnen in der jüngeren Vergangenheit? Alles Fragen und Probleme, mit denen sich Uwe Kippnich auseinandersetzen muss und explizit will - jetzt als Vorsitzender des User Committees des PSCE noch mehr denn je.
Und die Themen werden ihm auch in den kommenden Jahren sicher nicht ausgehen - Stichwort "Künstliche Intelligenz "(KI) mit einer möglicherweise noch schnelleren Erkennung von Krankheiten oder bei noch besseren Vorhersagemodellen in Sachen Hochwasser. Als nächstes Projekt steht für Kippnich im Herbst aber erst einmal eine EU-Großübung in Österreich an. Es wird ihm also gewiss nicht langweilig werden.