Wie klein die Welt doch ist und welche unerwarteten Verbindungen es manchmal gibt: Bei einem Besuch in der Osterscheune von Ernst Langert erzählte der rüstige Rentner, dass seine Familie früher einmal Mitbesitzer des Hellinger Schlosses war.
Das „Kuriositätenkabinett“ des rüstigen Rentners ist weit über die Grenzen Südthüringens bekannt und genießt wie die in der Adventszeit geöffnete Weihnachtsscheune mittlerweile Kultcharakter. Doch kaum jemand weiß, dass Langerts Ur-Ur-Ur-Großvater das Schloss im Jahr 1865 gemeinsam mit drei weiteren Bürgern käuflich erwarb, bevor es 1910 in die Hände eines neuen Eigentümers kam.
Das Interessante an der Geschichte: Der im Jahr 1515 unter Konrad zu Schott errichtete und heute nur noch zum Teil erhaltene Schlosskomplex gehörte früher keinem Geringeren als Wilhelm von Grumbach, der das Anwesen im Jahr 1561 erwarb. Lange konnte sich der fränkische Reichsritter allerdings nicht an seiner neuen Immobilie erfreuen: Am 18. April 1567 wurde er auf dem Marktplatz in Gotha hingerichtet.
Königshöfer kaufte das Schloss
Doch damit noch nicht genug: 1576 erwarb ein gewisser Balthasar von Königshofen das Schloss, womit auch eine Brücke ins Grabfeld geschlagen wäre. Der Königshöfer trennte sich 1584 wieder von seinem Besitz und verkaufte ihn an Wilhelm von Grumbachs Sohn Conrad.
„Auch danach wechselte das Hellinger Schloss noch mehrmals den Besitzer“, weiß Ernst Langert, der über die wechselhafte Schlossgeschichte akribisch Buch führt. Die letzten Eintragungen sind nicht so erfreulich, wie er es sich wünschen würde: Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss verstaatlicht. Geld für eine Renovierung oder Rekonstruktion war nicht vorhanden.
In Dornröschenschlaf verfallen
Auch die Hoffnung der Familie Langert, dass sich nach der Wende ein Investor finden und das Schloss wieder herrichten würde, haben sich nicht erfüllt. Seit 1992 ist das Gebäude zwar wieder in Privatbesitz, doch zu einer umfassenden Renovierung ist es bislang nicht gekommen.
Trotzdem ist Ernst Langert guter Hoffnung, dass vielleicht schon bald wieder Leben in das Hellinger Schloss einkehrt. Ein gutes Beispiel dafür, dass ein altes Gemäuer aus seinem Dornröschenschlaf geholt werden kann, gibt es gleich um die Ecke: die Veste Heldburg, auf der im vergangenen Jahr das Deutsche Burgenmuseum eröffnet wurde.