
Viel Lob und gute Wünsche prägten die Eröffnung der Umweltbildungsstätte Oberelsbach. Lob für den Mut von Bürgermeisterin Birgit Erb und ihren Gemeinderat, die das Millionenprojekt angingen, und für das als gelungen erachtete Bauwerk. Gute Wünsche dafür, dass das Haus mit Leben erfüllt werde und seinen Zweck erfülle, Menschen für ihre Umwelt und einen nachhaltigen Lebensstil zu interessieren.
Vor Umweltminister Marcel Huber, drei Landtagsabgeordneten sowie rund 100 geladenen Vertretern von Regierung, Behörden, Verbänden und Unternehmen erinnerte zunächst Bürgermeisterin Birgit Erb bei der musikalisch vom Martin-Pollich Gymnasium umrahmten Feierstunde an den steinigen Weg bis zu diesem Tag.
Sie würdigte alle, die dazu beigetragen haben, dass es gelungen ist, das Großprojekt, ein „Jahrhundertwerk für Oberelsbach“, zu bewältigen. Und das waren viele. Die Liste reichte vom Umweltministerium über die Landtagsabgeordneten, den Umweltausschuss des Landtags mit seinem früheren Vorsitzenden Henning Kaul, über Landrat Thomas Habermann, die Bezirksregierung, das Biosphärenreservat oder den Architekten, die Baufirmen und die Oberelsbacher Bevölkerung.
Erb bezifferte dabei die Fördermittel für das Projekt mit 5,355 Millionen Euro, denen Baukosten von 5,45 Millionen Euro gegenüberstanden. Oberelsbach muss mit 97 000 Euro also 1,78 Prozent der Kosten tragen, eine Punktlandung, wie Erb feststellte.
Landtagsabgeordneter Bernd Weiß ging ausführlich auf die Geschichte der Umweltbildungsstätte ein. Unter anderem rückte er dabei höchst komplizierte rechtliche Fragen in den Blickpunkt, aufgrund derer sich die Einigung über den künftigen Betrieb und die Betriebskosten des Gebäudes verzögerten. Letztlich, so Weiß, sei alles zu einem guten Ende gekommen, dem jetzt ein guter Anfang beim Betrieb folgen sollte.
Diesem Wunsch konnte sich Umweltminister Marcel Huber nur anschließen. Er würdigte das Biosphärenreservat Rhön als beispielgebend für viele andere Biosphärenreservate. Mit dem neuen „Juwel der Bildungsarbeit“ werde ein weiterer, aber letztlich konsequenter Höhepunkt in dieser Entwicklung gesetzt.
„Wir müssen uns auf den Weg machen, bei jungen Leuten Bewusstsein für die Umwelt zu schaffen“, betonte der Minister die Notwendigkeit des Projekts mit einem Verweis auf Großprojekte wie Energiewende oder Rohstoffwende. Hier sei die Rhön mit dem Dreigestirn des Rhöniversums „klasse aufgestellt“.
Landrat Thomas Habermann hatte die Aufgabe übernommen, Visionen für die neue Einrichtung zu entwickeln und stellte dazu den Sonnengesang des Heiligen Franziskus neben „Imagine“ von John Lennon und „blue marble“, die berühmte Fotografie der Erde aus einer Apollo-Kapsel. Es gehe um Balance und Harmonie zwischen Mensch und Natur, um das geschwisterliche Miteinander auf dem Planeten, zu dem hier ein kleiner, aber notwendiger Beitrag geleistet werden solle, so Habermann.
Viele Gutes für die Zukunft der Umweltbildungsstätte wünschte unter anderem Steffen Braum von Schullandheimwerk Unterfranken, Günter Werner von der Thüringer Hütte hatte ein Franziskanisches Tau aus Nussholz mitgebracht und Helmut Grosser vom Überlandwerk Rhön bot wie Sebastian Schönauer vom Bund Naturschutz die Beteiligung ihrer Organisationen bei Diskussionen und Veranstaltungen hier an.
Bevor Pfarrer Andreas Bosl und Pfarrerin Christel Kupfer das Gebäude segneten, überreichte Architekt Stephan Neumahr an Bürgermeisterin Erb eine Erdbeertorte als symbolischen Schlüssel, den die an den Geschäftsführer der Umweltbildungsstätte, Bernd Fischer, weitergab. In einer Präsentation ging Neumahr noch einmal auf Philosophie und die Geschichte des Bauwerks ein. Er überraschte Erb mit einem Daumenkino, mit dem sie den Bau jederzeit noch einmal nacherleben kann.
Von der Idee zur Eröffnung – Chronik der Umweltbildungsstätte
April 2006: Bei der Eröffnung der neuen Informationsstelle am Schwarzen Moor erklärt der damalige Umweltminister Werner Schnappauf nach entsprechenden Vorhaltungen von Landrat Thomas Habermann, sich für eine Umweltbildungseinrichtung für Schüler im Biosphärenreservat einsetzen zu wollen. In der Folge werben unter anderem der Landrat und Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb im Hintergrund emsig für ein solches Projekt.
März 2008: Auch Schnappauf-Nachfolger Otmar Bernhard sichert Landrat Thomas Habermann seine Unterstützung für das Projekt Grünes Klassenzimmer zu. Allerdings bleibt die Finanzierung unklar.
Februar 2009: Für viele überraschend beschließt der bayerische Ministerrat, Gelder aus dem Konjunkturpaket II für eine Umweltbildungseinrichtung in Oberelsbach zur Verfügung zu stellen.
März 2009: Umweltminister Markus Söder bringt die Zusage über 4,75 Millionen Euro für das Grüne Klassenzimmer bei einem Besuch nach Bad Neustadt mit und kündigt eine Neuverteilung der Kosten für Umweltbildung an: Das Umweltministerium übernimmt 90 Prozent der Kosten, zehn Prozent tragen die Landkreise Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen sowie die Gemeinden Oberelsbach, Wildflecken und Fladungen.
April 2009: Grundsatzbeschluss des Marktgemeinderats: Die Gemeinde Oberelsbach übernimmt die kommunale Trägerschaft über den Bau des Grünen Klassenzimmers, für das es das Grundstück stellt. Problem: Um die Zuschüsse nicht zu verlieren, muss das ganze Bauvorhaben bis Ende des Jahres 2011 abgeschlossen sein. Juli 2009: Start des Architekturwettbewerbs. 190 Bewerbungen aus ganz Europa treffen in Oberelsbach ein.
November 2009: Abschluss des Wettbewerbs. Nach einigen Verhandlungen wird dann aber nicht das Modell des Gewinners umgesetzt. Als Zweitplatzierter erhält Architekt Stephan Neumahr aus Sindelfingen den Zuschlag für seine Idee eines doppelstöckigen, fast geschlossenen Rundbaues aus Holz auf einem betonierten Erdgeschoss..
Januar 2010: Beginn der Abbrucharbeiten an der alten Schule.
Mai 2010: Der Bauantrag wird vom Marktgemeinderat einhellig befürwortet.
Juli 2010: Materialauswahl für den Innenausbau im Gemeinderat.
September 2010: Feierliche Grundsteinlegung unter anderm mit dem bayerischen Umweltminister Markus Söder und Regierungspräsident Paul Beinhofer.
Winter 2010/2011: Ein früher Wintereinbruch sorgt für die vorzeitige Einstellung der Bauarbeiten und bringt einige Verzögerungen im Zeitplan.
Sommer 2011: Die beiden Schullandheime Bauersberg und Thüringer Hütte schließen sich mit der Umweltbildungseinrichtung Oberelsbach unter dem Motto „Rhöniversum - Ein Kosmos voller Leben“ zusammen. Ziel des Verbunds ist es, die unterschiedlichen Umwelt-Angebote gemeinsam zu vermarkten.
April 2011: Die Aufholjagd hat begonnen. Das Erdgeschoss ist betoniert, die Montagearbeiten mit den Holzfertigteilen beginnen. Gleichzeitig startet der Innenausbau.
Oktober 2011: Die Arbeiten sind wieder einigermaßen im Plan und werden nach Einschätzung der Verantwortlichen rechtzeitig abgeschlossen. Allerdings ist noch keine Einigung über den künftigen Betreiber erreicht. Ein Termin für die Eröffnung steht daher noch nicht fest.
Januar 2012: Die Probleme sind beseitigt, Staatssekretärin Melanie Hummel unterzeichnet die Verträge, in denen der Freistaat sich verpflichtet künftig 90 Prozent der Kosten für die Umweltbildung zu übernehmen. Den wirtschaftlichen Betrieb übernimmt eine GmbH mit dem Verein Naturpark und Biosphärenreservat Rhön und der Gemeinde Oberelsbach als Gesellschafter.
26. Juni 2012: Umweltminister Marcel Huber eröffnet die Umweltbildungsstätte offiziell.
Juli 2012: Die ersten Schülergruppen werden erwartet.
Informationen über das Rhöniversum gibt es auch im Internet www.rhoeniversum.de





