
Groß war die Freude bei Anna Stele und ihrem Partner Petyo Petrov, als die beiden neuen Pächter am 7. März 2020 erstmals die Pforten der Krone-Schenke in Unsleben öffneten. Ein halbes Jahr war das genossenschaftliche Gasthaus zuvor geschlossen gewesen. Entsprechend neugierig waren die Gäste aus Unsleben und der Umgebung. "In der ersten Woche war richtig viel los. Corona war zwar in den Nachrichten schon ein Thema, dass wir deshalb aber nach nur wenigen Tagen wieder schließen mussten, konnten wir uns nicht vorstellen", sagt Stele rückblickend. Die Realität hatte sie jedoch eingeholt, bevor sie richtig durchstarten konnte.
Auf einmal war auch noch der Koch weg
"Das war natürlich ein Schock. Wir haben aber schnell reagiert und Essen zum Abholen angeboten. Zum Glück haben die Leute das sehr gut angenommen", sagt Stele. Das unfreiwillige Mehr an Zeit haben sie und ihr Lebensgefährte genutzt, um die gerade neu bezogene Wohnung über der Unslebener Apotheke einzurichten. "Dazu wären wir im Normalfall in den ersten Wochen sicher nicht gekommen."
Was der gelernten Köchin aber fehlte, war der Kontakt zu ihren Gästen. Während sie der Wiedereröffnung im Mai entgegenfieberte, erreichte sie jedoch die nächste Hiobsbotschaft: Der fest eingeplante Koch hatte aufgrund der Corona-Pandemie nämlich wieder abgesagt. "Also musste ich in der Küche zunächst alleine zurechtkommen." Vor allem an Christi-Himmelfahrt sei dies eine große Herausforderung gewesen. "Da hatten wir fast 200 Essen, aber irgendwie hat auch das funktioniert."
Die Gäste jedenfalls zeigten sich begeistert von der neuen Pächterin und deren Küche. "Einen solch großen Zuspruch hatte ich nicht erwartet. An guten Tagen haben wir die Tische zwei bis dreimal besetzt. Da hat sich ausgezahlt, dass wir uns lange und gut auf die Wiedereröffnung vorbereitet hatten", so Stele. Ein Gast habe ihr sogar eine E-Mail geschrieben und gelobt, dass er sich bei seinem Besuch sehr wohl und vor allem sicher gefühlt habe.
Während die Temperaturen im Sommer in die Höhe kletterten, zog vor allem der Biergarten die Gäste an. Hier hatten Stele und ihre Helfer viel Arbeit investiert und mit Blumen sowie Lichtern eine gemütliche Atmosphäre geschaffen.

Weitläufiger Biergarten lockt die Gäste an
Generell war das warme Wetter und der große Biergarten im Sommer ein Segen für den Betrieb. "Hier konnten wir die Abstände gut einhalten und dennoch eine große Zahl an Gästen bewirten." Im Laufe des Sommers fand Stele dann auch einen neuen Koch sowie einige Servicekräfte. Ihr Team war also bereit für den Herbst und den Winter, einige Reservierungen für Weihnachtsfeiern waren schon eingegangen.
"Als es im Oktober zu kalt für den Biergarten wurde, sind dann aber schon weniger Gäste gekommen. Die Menschen hatten beim Aufenthalt in geschlossenen Räumen einfach noch Bedenken", zeigt Stele Verständnis. Dabei hatte sie für die kältere Jahreszeit extra vorgesorgt und den großen Saal im ersten Stockwerk umgestaltet, um auch dort Platz für ihre Gäste zu schaffen.
Darauf zurückgreifen musste sie aber nur selten, denn im November folgte der zweite Lockdown. "Also haben wir wieder auf To-go umgestellt. Meine Mitarbeiter musste ich in Kurzarbeit schicken, das Außer-Haus-Geschäft schaffen wir auch mit einer Notbesetzung." Anfangs habe sie auch während der Woche Speisen zum Abholen oder Liefern angeboten. Da die Nachfrage an diesen Tagen aber sehr gering war, beschränkt sich das Angebot nun auf das Wochenende.
"Vor einigen Wochen haben wir dann noch einmal etwas ausprobiert und eine spezielle Freitagskarte mit Spareribs und Pasta-Gerichten angeboten. Das lief am Anfang auch gut, doch an den letzten Freitagen hat das Interesse stark nachgelassen." Anna Stele will sich aber nicht groß beschweren. "Ich verstehe, dass in der momentanen Situation viele auf den Geldbeutel schauen müssen und nicht regelmäßig Essen bestellen."
Anna Stele fühlt sich in Unsleben zu Hause
Der To-go-Verkauf alleine reiche zwar nicht zum Überleben, dafür kamen mit Verspätung mittlerweile aber die beantragten staatlichen Hilfen an. Und dann ist da ja auch noch die Genossenschaft, die ihr bei der Pacht aktuell entgegenkommt. "Dafür ein großes Dankeschön. Der Zusammenhalt hier im Dorf gefällt mir sehr gut. Hier ist alles viel persönlicher, anders, als bei meiner letzten Station in Bad Kissingen", schwärmt Stele.
In Unsleben fühlt sie sich mittlerweile zu Hause und auch die Begeisterung an der Krone-Schenke hat im letzten Jahr nicht abgenommen. "Wir haben uns in das ganze Areal mit Gastwirtschaft, Biergarten und historischer Kegelbahn verliebt. Die Entscheidung für die Krone habe ich bis heute nie bereut."
Stele hofft, dass im Sommer wieder alles normal läuft und sie dann auch den Kontakt zu ihren Gästen besser pflegen kann. "Das fehlt momentan nämlich am meisten. Mir wurde auch schon oft von der besonderen Stimmung bei den Musikabenden im Biergarten erzählt. Vielleicht kann ich das in diesem Jahr endlich einmal selbst miterleben."