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BAD NEUSTADT/BARAMATI
Ein Ja-Wort und 6000 Gäste
„Hochzeitsreise“: In traditionelle Sari und Jodhpuri gekleidet nahmen 16 Bad Neustädter an der hinduistischen Trauung ihres Preh-Kollegen in Indien teil.
Julia Back
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:12 Uhr

An einer ganz besonderen Hochzeit nahmen im Juli Mitarbeiter der Firma Preh teil. Ihr indischer Kollege Mahesh Baravkar heiratete in seiner Heimat seine große Liebe Swapna Shinde – und lud seine ganze Abteilung dazu ein. „Ich habe die Menschen in der Firma gut kennengelernt und wollte sie dabeihaben“, sagt Baravkar. „Viele konnten aber wegen der Arbeit nicht kommen.“

Immerhin sechzehn Kollegen folgten der Einladung und machten sich auf die 6600 Kilometer lange Reise, um bei der Hochzeit in Baramati, einer kleinen Stadt in der Nähe von Mumbai dabei zu sein. „Es war eine einmalige Gelegenheit das zu erleben“, sagt Baravkars Kollege Enrico Janssen.

Nach achteinhalb Stunden Flug erwartete Baravkar seine sechs Kolleginnen und zehn Kollegen am Flughafen. „Wir mussten dann noch fünf Stunden mit dem Auto weiter fahren. Das war anstrengend, weil es viel geregnet hat“, erzählt der 29-Jährige. Gelohnt haben sich die Strapazen für alle. „Es war toll, dass sie dabei sein konnten“, sagt Baravkar. Und auch Janssen stimmt ihm zu: „Es war ein farbenfrohes und spannendes Erlebnis, das ich so schnell nicht vergessen werde.“

1000 Verwandte, 5000 Bekannte

Bei der mehrtägigen hinduistischen Hochzeitszeremonie gab es viel zu erleben: Am Tag vor der Trauungszeremonie ritt der Bräutigam auf einem Elefanten durch seinen Geburtsort Lonibhapkar, wo 1000 Menschen die Straßen säumten. „Das war sein Junggesellenabschied im Dorf. Fünf Stunden lang spielte Musik und es gab Feuerwerk“, sagt sein Teamleader Kai Lesch. „Das ganze Dorf war dazu auf den Beinen.“ Und auch die Kollegen waren mit dabei. „Wir ritten auf weißen Rössern voraus“, erzählt Lesch.

Am 13. Juli fand die Hochzeit statt – mit 6000 Gästen. „Es waren 1000 Verwandte dabei, daneben noch Nachbarn, Freunde, Bekannte und eben Kollegen“, erzählen die Eheleute. Die Deutschen kleideten sich für die Hochzeit traditionell in indische Gewänder: Während die Frauen Saris trugen, bestand das Outfit der Männer aus Shervani (Jacke), Jodhpuri (Hemd und Hose), sowie Indo-western (einem langen Blazer).

„Von morgens bis nachmittags gab es verschiedene Zeremonien, wie Segnungen und Opfergaben. Nur was genau jeweils passierte, wussten wir nicht“, sagt Janssen. Schließlich sei der Einzige, der es ihnen hätte erklären können ihr Kollege gewesen – und der war als Bräutigam mittendrin. „Die Zeremonie war sehr interessant und dauerte den ganzen Tag“, erzählt Lesch. „Die Gäste haben zugesehen, es wurde gegessen und manche haben sich auch zwischendurch schlafen gelegt.“

Was beiden Deutschen aufgefallen ist, war die Trennung der Geschlechter. „Es war eine riesige Menschenmenge. Auf der einen Seite saßen aber die Frauen und auf der anderen Seite die Männer“, sagt Lesch. Aber nicht nur für die Deutschen war die kunterbunte Hochzeit eine neue Erfahrung. „Es war die erste Hochzeit an der Ausländer teilgenommen haben“, erzählt die 24-jährige Braut. Und die haben Eindruck gemacht. „Jeder wollte mit uns reden und Fotos machen, die Frauen kamen sich vor wie Popstars“, sagt Janssen.

Zwei Wochen lang Danksagungen

„Sie haben das echt toll gemacht mit den Leuten vor Ort“, sagt Baravkar über seine Kollegen. Und dass sechzehn Deutsche auf einer indischen Hochzeit mitfeiern – das war so außergewöhnlich, dass es dann auch in Baramati in der Zeitung stand. „Man muss immer das andere Land sehen. Ich will den kulturellen Austausch fördern“, erklärt Baravkar. Seit zwei Jahren arbeitet er als Qualitätsingenieur bei Preh in Bad Neustadt. Seit fünf Jahren lebt er in Deutschland; bevor er in die Rhön kam, hat er in Ingolstadt Elektrotechnik und Informatik studiert.

Seine Frau hat in Indien Elektrotechnik und Betriebswirtschaft studiert und ist seit August mit in Bad Neustadt. „Es gefällt mir hier sehr gut. Es ist wunderschön“, schwärmt sie von der Stadt. Sie wird nun ein halbes Jahr einen Deutschkurs besuchen und sich dann bewerben. In Deutschland hat Baravkar bisher nur gute Erfahrungen gemacht, erzählt er: „Die Leute hier sind sehr freundlich. Man muss nur deutsch sprechen, dann funktioniert alles.“

Während seine Kollegen von Preh nach der Hochzeit Baramati wieder verließen, waren Mahesh Baravkar und seine Frau Swapna noch zwei Wochen lang unterwegs – sie mussten sich schließlich bei all ihren Gästen bedanken.

Das glückliche Paar Mahesh Baravkar und Swapna Shinde inmitten der Preh-Kollegen, die sich schick gemacht haben.
Foto: Mahesh Baravkar | Das glückliche Paar Mahesh Baravkar und Swapna Shinde inmitten der Preh-Kollegen, die sich schick gemacht haben.
Auch beim Festzug am Tag vor der Hochzeit waren die Neuschter dabei.
Foto: M. Baravkar | Auch beim Festzug am Tag vor der Hochzeit waren die Neuschter dabei.
 
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