Mit der Epilepsieberatungsstelle Unterfranken und der Neurologischen Klinik baut die gemeinnützige Gesellschaft der „Stiftung Hunde helfen leben“ derzeit eine Kooperation auf. Ziel der Zusammenarbeit ist die Ausbildung von Anfallwarnhunden, die in der Lage sind, epileptische Anfälle schon vor deren Auftreten zu erspüren und entsprechende Warnsignale zu geben.
Es ist bekannt, dass Hunde in der Lage sind, epileptische Anfälle anzuzeigen. Diese Entdeckung entstand eher zufällig: Epilepsiepatienten, die einen Hund hatten, schilderten, dass sich das Verhalten ihres Hundes änderte, bevor sie einen Anfall bekamen. Sie beobachteten, wie ihr Hund Anfälle immer früher ankündigte, je länger sie mit ihm zusammenlebten. Schilderungen wie diese führten zu der Zusammenarbeit von Hundeverhaltens- und Erziehungsberater Erik Kersting und der „Stiftung Hunde helfen leben“. In engem Kontakt mit dem Betroffenen, seinem sozialen Umfeld und dem behandelnden Arzt wird im Vorfeld ein individuelles Anforderungsprofil für die Hilfeleistungen des Hundes erstellt. Seit 25 Jahren bildet Erik Kersting von der Stiftung Hunde helfen leben Anfallswarnhunde aus. Nach seiner Erfahrung eignen sich nur wenige Hunderassen für die Ausbildung: „Am lernwilligsten sind Hunde mit einem starken sozialen Rudelinstinkt, vor allem Golden Retriever, Labrador Retriever oder Labradoodle“, so Erik Kersting. „Allerdings sind nur wenige Hunde tatsächlich für die zweijährige Ausbildung geeignet. Die Ausbildung dient hauptsächlich dazu, eine enge Beziehung zwischen Hund und Mensch herzustellen und die Wahrnehmung des Tieres in Bezug auf die Epilepsieerkrankung seiner Bezugsperson zu schärfen. Der Hund sollte jede Regung seiner Bezugsperson richtig interpretieren können und dementsprechend dem Patienten selbst und seinem Umfeld signalisieren, dass ein Anfall bevorsteht.“
„Für Epilepsiepatienten ist ein Anfallwarnhund aus unserer bisherigen Erfahrung heraus eine sinnvolle Ergänzung zur medizinischen Therapie, wenn der Betroffene auf die bisherigen Therapien nicht ausreichend oder gar nicht anspricht“, erklärt Erik Kersting „Das ist bei etwa zehn bis 15 Prozent der Betroffenen der Fall. Eine wichtige Voraussetzung ist, dass die Lebenssituation mit einem Hund vereinbar ist, denn auch ein Epilepsiehund hat neben seiner hauptberuflichen Arbeit Bedürfnisse wie jeder andere Familienhund.“
„Tiere können nachweislich eine wertvolle therapeutische Unterstützung und Lebenshilfe bieten“, so Dr. Tobias Knieß, Oberarzt und Leiter der Epilepsieabteilung an der Neurologischen Klinik. „So führt die Neurologische Klinik seit rund eineinhalb Jahren eine tiergestützte Therapie durch, bei der ein Therapiehund unseren Patienten hilft, Motorik und Wahrnehmung zu trainieren. Die bisherigen Erfahrungen mit Anfallswarnhunden zeigen ebenfalls sehr gute und überzeugende Ergebnisse. Die Neurologische Klinik unterstützt die Stiftung dabei, Patienten, für die eine Begleitung durch einen Anfallswarnhund aus medizinischer Sicht geeignet ist, auszuwählen.“ „Voraussichtlich ab dem Frühjahr wird die Stiftung mit Christine Meisel aus Burgwallbach als einem weiteren Kooperationspartner für die Hundeausbildung zusammenarbeiten“, erläutert Erik Kersting.
Informationen: hunde-helfen-leben.de.