Wunderschön blüht der Holunder auf den Feldern um den Biohof Ritter. Acht Hektar, ein weiß-grünes Tupfenmeer. Dieses Jahr erlebt Inhaber Martin Ritter etwas Besonderes. Die Sorten Sambo und Harschberg, die normal zehn Tage auseinander liegen, blühen zusammen. Der fast ausgefallene Winter hat einiges durcheinandergebracht. Das sehen auch andere Erzeuger so.
Ende Mai/Anfang Juni blüht der Holunder üblicherweise. Noch in der vergangenen Woche dominierte das Weiß an den Büschen; jetzt mischt sich langsam das Grün der abgeblühten Stände hinzu. Soweit, so normal.
Doch gerade die späte Sorte Harschberg ging diesmal eine Woche eher als im Vorjahr auf, hat Ritter festgestellt. Was zum beschriebenen besonders schönen Bild auf den Feldern führt, weil auch die eigentlich frühere Sorte Sambo blüht.
Ritter rechnet mit einer frühen Ernte, „generell vier Wochen eher“. Sonst werde Sambo zwischen dem 10. und 15. August geerntet, Harschberg in der ersten Septemberwoche. Ob Ernte früher oder später – der Bio-Landwirt nimmt es, wie es kommt.
Sorgen bereiten ihm die heißen Tage. Beschleunigte die milde Witterung im Februar und März das Wachstum, so gefährdet die Hitze es: „Die Blüte vergeht zu schnell, wird nicht befruchtet. Da Wind und Fliegen den Blütenstaub verteilten, wäre „bewölkt und etwas windig“ ideal. Anhaltende Hitze und Gewitterregen zerstören die Holunderblüte. Für die nächsten Wochen rechnet Ritter mit einem weiteren Übel. Er deutet auf den aufgerissenen Boden. Trockenheit, mit wenig Regen, wird kommen. Da ist er sich sicher.
Während dem Ostheimer die Holunderernte noch bevorsteht, ist für Daniela Hoch aus Eußenhausen die Saison fast vorbei – zumindest, was Erdbeeren und Spargel betrifft. „Vor zwölf Jahren haben wir auf Christians Erdbeer- & Geflügelhof mit dem Spargel angefangen. Er kam nie vor Anfang Mai. Dieses Jahr hatten wir den ersten um den 15. April.“
So früh das Gemüse dran gewesen sei; die Ernte habe sich wegen einer Kältewelle zwischendrin verlängert. „Diese Woche wird noch gestochen. Dann ist unsere Anlage abgeerntet.“
Auch die Erdbeeren waren nach Hochs Aussagen dieses Jahr eher dran. Was gar nicht so günstig sei: „Bei den frühen Blüten knallt der Frost so rein.“ In einigen Nächte vor und an den Eisheiligen sei die Temperatur auf bis zu minus fünf Grad gesunken. Dennoch: Die Ernte bezeichnet Hoch als „insgesamt gut“.
Der Kunden freut's. „Ihm kann es mit Spargel nie früh genug losgehen.“ Die Leute wollten das erste frische Gemüse – auch wenn der Winter ausgefallen sei. Erdbeeren würden noch drei bis vier Wochen geerntet.
Adam Zentgraf betreut den Streuobstlehrpfad rund um Hausen, ist Vize-Vorsitzender der Rhöner Apfelinitiative. Auch er verbuchte eine frühe Blüte, „in diesem Jahr drei Wochen zeitiger als im vergangenen“.
Anders als 2013, als später Frost viele Blüten erfrieren ließ, erwartet Zentgraf heuer bessere Erträge. „Der Fruchtansatz bei den frühen Apfelsorten ist gut, bei den Kirschen sehr gut, bei den Birnen teils, teils.“ Wobei: Für das Streutal spricht er von Spätfrösten. Dort sei die Lage nicht ganz so gut. Auch zu den späten Apfelsorten wie Boskoop und Ontario kann Zentgraf noch nichts sagen. „Da muss man abwarten.“
Der Experte beobachtete in den vergangenen Jahren, dass die Blüte im Schnitt zwei Wochen eher erfolgte, auch in der raueren Rhön. „Wenn das Klima sich weiter erwärmt, wirkt sich das nicht gut für den Apfel aus.“ Gerade der Boskoop bevorzuge raueres Klima. Martin Ritter will lieber keine Wetterprognosen „für die nächsten 20 Jahre“ abgeben. Das Wetter tue eh, was es wolle: „Die Holundersorte Harschberg habe ich auch schon im Oktober geerntet.“
