Dass der 31. Kissinger Sommer ein besonderer ist, erschließt sich erst auf den zweiten Blick. Denn rein als Ordnungszahl betrachtet, steht die 31 eher für Normalität und Routine. Doch der 31. Kissinger Sommer ist der letzte von Gründungsintendantin Kari Kahl-Wolfsjäger. Und die lässt es zum Abschluss noch einmal kräftig rauschen. Eine Einstimmung auf das Festival in Fragen und Antworten
Schon immer gewesen. Große Namen, sagte die Gründungsintendantin vergangene Woche noch einmal, haben den Kissinger Sommer seit der ersten Ausgabe geprägt. Zur Premiere 1986 kamen unter anderem Künstler wie Peter Ustinov, Elisabeth Leonskaja, Vladimir Ashkenazy, Boris Pergamenschikow und Ludwig Güttler.
Ohne große Namen gehe es auch heute nicht, sagt Kari Kahl-Wolfsjäger, und das sieht man dem Programm auch an.
Normalerweise bemühen wir uns zwar den unnötigen Gebrauch englischer Wörter zu vermeiden, aber in diesem Jahr ist Namedropping beim Blick auf das Staraufgebot des Kissinger Sommers sogar besonders eindrucksvoll: Cecilia Bartoli war schon da, Fazil Say, Sabine Meyer, Daniel Hope, Arcadi Volodos, Martin Grubinger, Igor Levit, Grigory Sokolov, Daniil Trifonov, Hélene Grimaud, Simone Kermes, Valery Gergiev, Waltraud Meier und viele andere sowie ganz zum Schluss Lang Lang kommen noch.
Das Bestellformular der Stadt für Eintrittskarten zum Kissinger Sommer listet heuer 56 Veranstaltungen auf. Mitgezählt sind dabei zwei Konzerte außerhalb der Kernzeit des Kissinger Sommers 2016, die von Freitag, 24. Juni, bis Sonntag, 24. Juli, also gut vier Wochen dauert. Die Nummer 1 auf der Liste, der Auftritt von Cecilia Bartoli, war bereits am 20. Mai. Den Ausklang des letzten Kissinger Sommers unter der Regie von Kari Kahl-Wolfsjäger spielt am 25. Oktober Lang Lang. Auch das zeigt: Die Stars umarmen den Kissinger Sommer.
Kari Kahl-Wolfsjäger betont regelmäßig, wie wichtig ihr stets die Förderung begabter Nachwuchskünstler gewesen sei. Zum Ausdruck kommt das seit 1999 alljährlich mit der Verleihung des Luitpoldpreises für hochbegabte junge Künstler. Einige Namen von der Liste früherer Gewinner sind Isa Gericke, Baiba Skride, Mojca Erdmann, Tine Thing Helset, Igor Levit und Anna Lucia Richter. Dazu kommt außerdem der KlavierOlymp im Herbst, dessen Teilnehmer im Jahr darauf ebenfalls am Kissinger Sommer teilnehmen dürfen. Der Sieger gar mit einem großen Orchester.
Auch dieses Musikfestival bildet keine Ausnahme von dieser Regel. Die Stadt nutzt den Kissinger Sommer als Marketinginstrument und muss sich das auch etwas kosten lassen. 860 000 Euro Defizit sind für das Festival im Haushalt für das laufende Jahr kalkuliert. Tilmann Schlömp, der Nachfolger von Kari Kahl-Wolfsjäger ist laut Stadtratsbeschluss gehalten, das Defizit „peu a peu runterzufahren“ bestätigte OB Kay Blankenburg erst kürzlich wieder. Für die nächsten drei Jahre stehen im Etat dann nur noch jeweils 619 000 Euro jährliches Defizit.
Sponsoring hat für den Kissinger Sommer eine geringe Rolle gespielt“, beklagte die Intendantin erst kürzlich im Interview für die Sonderbeilage der Main-Post zum Kissinger sommer. Sie habe zunächst Lufthansa und danach Audi gewonnen, Eduard Lintner, einer der Gründerväter des Festivals, habe Mercedes gebracht. Größter Sponsor sei aber weiterhin der Förderverein.
Die Erwartungen der Konzertbesucher sind natürlich individuell sehr unterschiedlich. Markus Söder, zum Beispiel, der als Finanzminister heuer beim Staatsempfang des Freistaats als Gastgeber fungiert, bekennt sich zu einer Vorliebe für Leichteres. Bach finde er sehr beeindruckend, Händel mag er ebenfalls. Und bestimmt auch den Rossini, den es in diesem Jahr beim Konzert vor dem Staatsempfang zu hören gibt.
Die Preise reichen von 20 Euro beim Konzert mit Clayton Stephenson, dem Gewinner des KlavierOlymps 2015, bis 150 Euro bei Lang Lang.