Unter der Überschrift „Bekannte Grabfelder Persönlichkeiten einst und jetzt“ stellt die Allianz Fränkischer Grabfeldgau gemeinsam mit dem Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld in der Main-Post in lockerer Folge Persönlichkeiten aus dem Grabfeld vor. In der vierten Folge befasst sich Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert aus Sternberg mit Johann Wilhelm Rost (1797 bis 1855).
Johann Wilhelm Rost war mit seinem 1832 erschienenen Buch „Stadt und ehemalige Festung Königshofen“ Verfasser der ersten zusammenhängenden Darstellung der Geschichte des Königshöfer Grabfelds. Rost wurde am 8. Juni 1797 als Sohn des Appellationsgerichts- und Hofrats Georg Valentin Rost und seiner Gemahlin Agnes, geb. Mayer, in Würzburg geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studierte er von 1814 bis 1818 an der Universität seiner Heimatstadt. Am 1. September 1818 wurde er beim königlichen Landgericht Arnstein angestellt und absolvierte 1820 das juristische Staatsexamen. 1823 nahm Rost schließlich eine Stelle als Aktuar (Gerichtsschreiber) in Königshofen an.
Während seiner Studien in Würzburg hatte sich der junge Mann mit Georg Vergho, Sohn des Trappstädter Rentamtmanns Georg Anton Vergho (1755-1832), angefreundet. Durch ihn lernte er eines der 25 Geschwister des Vergho, Margarethe, kennen und lieben. Das Paar heiratete am 8. Juni 1825 in der Schlosskapelle in Trappstadt. Zwölf Kinder wurden Margarethe und Johann Wilhelm Rost geschenkt.
1836 wurde Rost zum königlichen Landrichter in Münnerstadt ernannt. Er starb als solcher im Alter von nur 58 Jahren am 23. Februar 1855. Der Münnerstädter Stadtpfarrer Merkle sagte in seiner Trauerrede: „Sein äußerst achtenswerter Charakter, sein überaus liebevolles Entgegenkommen und seine große Tätigkeit als Geschichtsforscher erwarben ihm viele treue Freunde und verbreiteten seinen Ruf als Gelehrter bis in die entferntesten Gaue unseres Vaterlandes.“ Rost wollte nie einer der ganz Großen auf dem Gebiet der Geschichtsforschung sein. Sein Ehrgeiz war vielmehr, Lokalforscher zu sein. „Was ihn zur Arbeit trieb, war die Liebe zu seiner schönen fränkischen Heimat!“ sagte der Eyershäuser Pfarrer Karl Kügler bei der Enthüllung eines Gemäldes von Rost im großen Sitzungssaal des Rathauses in Königshofen am 8. November 1931. Dieses Gemälde schmückt in unseren Tagen übrigens das Zimmer des Standesbeamten Michael Katzenberger im Rathaus von Bad Königshofen.
Der Ruhm Johann Wilhelm Rosts begründet sich insbesondere durch die 1832 bei Stahel in Würzburg erfolgte Veröffentlichung über Königshofen und dem Grabfeld. Diese legte Zeugnis ab von seinen gründlichen Studien über unsere Heimat. Es war zu diesem Zeitpunkt die erste und einzige Landgerichtsbeschreibung des Bezirks Königshofen. In seinem Vorwort schreibt Rost: „Seit einer Reihe von Dienstjahren verwendete der Verfasser die meisten seiner spärlichen Nebenstunden, um sich mit den Verhältnissen des Landgerichtsbezirkes Königshofen in jeder Beziehung innig vertraut zu machen. Der Wunsch mehrerer Einwohner von hier und anderer Freunde, welche doch auch die Geschichte ihrer Heimat, ihres Wohnorts kennen lernen wollten, aber nicht Lust und Muße haben, die Wanderung durch alte Pergamentbriefe und Papiere mühsam, wie der Verfasser zu machen, bewog denselben, die gesammelten Materialien zu ordnen und der Öffentlichkeit zu übergeben.“ Rosts Werk wurde 1980 im Verlag von Ruthard Schunk in Königshofen neu aufgelegt. Kaspar Lurz verfasste um 1895 noch eine in Manuskriptform vorliegende „Ergänzung des Buches von J.W. Rost für die Zeit von 1830 bis 1891“.
In Münnerstadt beschäftigte sich Landrichter Rost mit der Ausgrabung „altdeutscher“ Gräber und schrieb darüber einen ausführlichen Bericht, der 1837 auszugsweise im Archiv des Hennebergischen Vereins Hildburghausen abgedruckt ist. In der Schriftenreihe des Archivs des Historischen Vereins von Unterfranken und Aschaffenburg befinden sich vier Abhandlungen von Johann Wilhelm Rost, und zwar über die Fliger und Voite von Salzburg (Bd. III, 1-3 1835) über die Beguinen in Franken (IX, 1, 1846) über die alte Ruine zwischen Groß- und Kleinbrach (IX, 1, 1846) und die Geschichte der Abtei Bildhausen (XI, 1/3, 1850/51).Letztere erschien auch als selbstständige Schrift 1852 in Würzburg. Der frühe Tod hinderte Rost an der Vollendung einer topografischen Beschreibung des Landgerichtsbezirks Münnerstadt. Hieran arbeitete er mit angestrengtem Fleiß bis wenige Wochen vor seinem Tod. Dies ist im Jahresbericht des Altertums forschenden Vereins für Unterfranken 1855 nachzulesen. In Bad Königshofen findet sich an der Umgehungsstraße am ehemaligen Bahnhof eine nach Johann Wilhelm Rost benannte Grünanlage, in der ein Gedenkstein an den verdienstvollen Heimatforscher erinnert.
Literatur: Karl Kügler: Johann Wilhelm Rost - Ein Lebensbild. In: Archiv des Historischen Vereins für Unterfranken und Aschaffenburg, 69. Band, 3. Heft, 1931/34. Unterlagen im Privatarchiv des Verfassers.