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WALTERSHAUSEN
Ein Bad im besten Alter
Die beliebte Freizeiteinrichtung in Waltershausen wurde 1965 eröffnet. Die Schwimmbadfreunde sorgten dafür, dass sie vor 20 Jahren nicht geschlossen wurde.
Mit vereinten Kräften: Mitglieder der Schwimmbadfreunde Waltershausen reinigten Anfang Mai das Becken, bevor es wieder mit Wasser gefüllt wurde.
Foto: Schwimmbadfreunde | Mit vereinten Kräften: Mitglieder der Schwimmbadfreunde Waltershausen reinigten Anfang Mai das Becken, bevor es wieder mit Wasser gefüllt wurde.
Alfred Kordwig
 |  aktualisiert: 11.12.2019 19:04 Uhr

Wassertemperatur: gerade mal 18 Grad. Und mit 14 Grad Celsius ist es an diesem frühen Dienstagnachmittag an der frischen Luft sogar noch kühler. Freibadwetter fühlt sich irgendwie anders an. Kein Wunder, dass nur wenige Kinder den Sprung ins kühle Nass des Waltershäuser Freibades wagen und seit der Wiedereröffnung vor zwei Wochen auch kaum erwachsene Badegäste regelmäßig ihre Runden im 25-Meter-Becken drehen.

Dass sich die Badegäste zu Beginn einer Saison manchmal an den Fingern einer Hand abzählen lassen, ist für Rudolf Förster nichts Neues. „Wenn das Wetter nicht mitspielt, kommet kaum jemand“, weiß der 60-Jährige aus langjähriger Erfahrung. Vor zwei Jahren habe er das Bad wegen schlechten Wetters sogar einige Tage lang schließen müssen.

Der 60-Jährige Technik-Betreuer geht davon aus, dass es in dieser Saison nicht soweit kommen wird, zumal die Wetteraussichten gar nicht so schlecht sind. Seit vielen Jahren schon kümmert sich das Mitglied der „Waltershäuser Schwimmbadfreunde“, das im benachbarten Saal aufgewachsen ist, mit einigen weiteren Helfern darum, dass es von Mitte Mai bis Mitte September im 400-Einwohner-Dorf einen Schwimmbadbetrieb gibt. „Wenn das Wetter passt und die Wassertemperatur über 22 Grad steigt, sind bis zu 400 Badegäste auf dem Gelände“, deutet Förster an, dass sich die Freizeitanlage mit der großen Liegewiese und dem Kiosk bei schönem Wetter auch 50 Jahre nach ihrer Übergabe im Sommer 1965 ungebrochener Beliebtheit erfreut.

Dabei stand das Freibad Mitte der 1990er Jahre vor dem Aus. Der Marktgemeinde Saal fehlte das Geld für eine Generalsanierung. Dass es nicht zur Schließung kam, war der Eigeninitiative vieler Einheimischer und der Gründung des Vereins „Schwimmbadfreunde Waltershausen“ zu verdanken. Es dauerte dann zwar über vier Jahre, bis 2001 alle erforderlichen Reparaturen und der Einbau der neuen Schwimmbadtechnik erledigt waren, doch konnten durch die enormen Eigenleistungen die Ausgaben auf 300 000 Mark beschränkt werden. „Die ursprüngliche Schätzung lag bei einer Million“, erinnert sich Rudolf Förster.

Im Vergleich dazu muten die Investitionen in den Neubau verschwindend gering an. „50 300 Mark hat die gesamte Anlage vor 50 Jahren gekostet“, weiß Förster, der über die alten Baupläne verfügt, in denen auch Informationen zu den Baukosten zu finden sind. Demnach schlug die Filteranlage mit 5000 Mark zu Buche, der Anschluss ans öffentliche Wassernetz kostete die damals noch selbstständige Gemeinde Waltershausen 2800 Euro.

Als das Bad im Sommer 1965 in Betrieb genommen wurde, war das ganze Dorf auf den Beinen. Auch viele Gäste von auswärts wollten dabei sein bei der Eröffnung des zweitgrößten Freibades im damaligen Landkreis Königshofen. Nur das Königshöfer Bad stadtauswärts an der Bamberger Straße gelegen konnte größenmäßig mithalten.

Rudolf Förster war bei der Eröffnung zehn Jahre alt und wohnte damals noch in Saal. Mit seinen Freunden fuhr er im Sommer etliche Jahre lang regelmäßig mit dem Fahrrad nach Waltershausen, um dort ins Freibad zu gehen. „Für uns war das damals etwas ganz Besonderes“ erinnert sich der Wahl-Waltershäuser.

50 Jahre Freibad Waltershausen – das ist natürlich ein Grund zum Feiern. Die Details stehen zwar noch nicht fest, doch zum Jubiläum wird es ein großes Fest geben. „Wir wollen das Jubiläum im August feiern“, nennt Rudolf Förster einen ersten Anhaltspunkt für den Termin. Neben musikalischer Unterhaltung werde es Speis und Trank und vielleicht auch kostenlosen Eintritt geben.

Dass zum Jubiläumsfest auch der Saaler Bürgermeister Norbert Bauer eingeladen werden wird, versteht sich von selbst. Der neue Rathauschef und Nachfolger von Georg Böhm hatte sich schon kurz nach seiner Wahl im Frühjahr vergangenen Jahres klar zum Weiterbetrieb des Waltershäuser Schwimmbades bekannt, obwohl die Einrichtung ein Zuschussgeschäft ist. Trotz Einnahmen von im Schnitt 8000 Euro legt die Gemeinde mindestens 10 000 Euro im Jahr drauf. Er sehe dennoch keinen Anlass, über eine Schließung des Bades nachzudenken, erklärte Bauer am Mittwoch gegenüber der Redaktion. Vielmehr freue er sich, dass es diese Einrichtung in der Gemeinde gibt und hoffe, dass sie weiter so gut angenommen wird.

Ein dickes Kompliment macht Bauer den Waltershäuser Schwimmbadfreunden, allen voran dem Technikchef Rudolf Förster. Ohne sein Engagement wäre der Freibadbetrieb nicht aufrecht zu erhalten. „Ich hoffe, dass er trotz seiner Rückzugsgedanken noch einige Jahre weitermacht.“

Bibberbibber: Mit 18 Grad war das Wasser im Waltershäuser Freibad am Dienstagnachmittag noch etwas frisch. Die siebenjährige Samira (von links), Chris (9), Jannes (10) und Elias (12), die alle in Waltershausen wohnen, nahmen trotzdem ein erfrischendes Bad im 25 Meter langen Schwimmbecken, das vor 50 Jahren in Betrieb genommen wurde.
Foto: Alfred Kordwig | Bibberbibber: Mit 18 Grad war das Wasser im Waltershäuser Freibad am Dienstagnachmittag noch etwas frisch. Die siebenjährige Samira (von links), Chris (9), Jannes (10) und Elias (12), die alle in Waltershausen ...
Routineangelegenheit: Rudolf Förster beim Ablesen der Wassertemperatur. Am Dienstagnachmittag lag sie bei 18 Grad Celsius.
Foto: Alfred Kordwig | Routineangelegenheit: Rudolf Förster beim Ablesen der Wassertemperatur. Am Dienstagnachmittag lag sie bei 18 Grad Celsius.
 
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