Gerade hat er als Gitarrist im Nils-Kugelmann-Trio den Nachwuchspreis 2023 bei den internationalen Jazztagen in Burghausen gewonnen. Nur zwei Tage danach tritt Philipp Schiepek in der Stadthalle von Bad Neustadt auf. Schiepek, ein gebürtige Dinkelsbühler, studierte bis 2018 Jazz-Gitarre und klassische Gitarre in München und Würzburg. Seine außergewöhnliche Spielweise, seine eigene Handschrift verhelfen dem jungen Musiker danach schnell zu bedeutenden Engagements mit Klaus Doldinger und dem kanadischen Star-Saxofonisten Seamus Blake.
Bernhard Pichl, Professor an der Hochschule für Musik Würzburg, Pianist im Jazz Trio und einer seiner damaligen Lehrer begrüßt Schiepek in der Hörbar scherzhaft mit den Worten: "Auch schlechte Lehrer können ein Talent nicht unterkriegen". Dann liefert Philipp Schiepek ein beeindruckendes Konzert. Begleitet vom Hörbar-Jazz-Trio mit Bernhard Pichl (Flügel), Rudi Engel (Bass) und Florian Kettler (Schlagzeug) präsentiert er eigene Kompositionen aus seinem Album "Golem Dance" sowie Jazz-Standards von Wayne Shorter, Duke Ellington und Benny Golson.
Glasklares Spiel und eine außergewöhnliche Klangschönheit
Virtuoses Gitarrenspiel und ruhige, sinnliche Sequenzen wechseln einander ab. Und was Schiepek dabei immer gelingt: mit glasklarem Spiel eine außergewöhnliche Klangschönheit zu erzeugen. Manchmal genügen dafür nur wenige Töne. Besonders deutlich macht er dies in seiner Komposition "12 Raindrops". Beeindruckend sind immer wieder die komplexen, exakt gespielten Unisono-Läufe mit der Band. Überhaupt: Dass Schiepek und das Jazz-Trio bei ihrem erstmaligen gemeinsamen Auftritt ein solches Konzert bieten, ist vor allem bei den lautmalerischen Eigenkompositionen Schiepeks eine Meisterleistung. Die Titel "Pearls and waves", impressionistische Klänge über Meer, Wind und Möwen, oder "The Poet" sind hierfür weitere Beispiele.
Zuvor zeigt Schiepek seine ganze Virtuosität an der Gitarre im Stück "Up" aus seinem Album Golem Dance. Bernhard Pichl am Flügel liefert dazu einen beeindruckenden musikalischen Dialog. Philipp Schiepek bemerkt bei einer Moderation, wie gerne er an der Musikhochschule und im Bundes-Jazzorchester Standards gespielt habe. Duke Ellingtons Komposition "Prelude to a kiss", die er mit einer wunderbaren Solo-Kadenz einleitet, ist einer von solchen Standards. Weitere sind "Adam's Apple" von Wayne Shorter, "Let's cool one" von Thelonious Monk oder "Along came Betty" von Benny Golson.
Das Publikum in der Hörbar der Stadthalle hat mit Philipp Schiepek einen jungen und außergewöhnlichen Gitarristen erleben dürfen, den man sicherlich als aufgehenden Jazz-Star bezeichnen kann.