
Anfang Juni dieses Jahres ist der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums Bad Königshofen, Oberstudiendirektor Oskar Groß, im Alter von 99 Jahren gestorben. Die Stadt Bad Königshofen, der Landkreis Rhön-Grabfeld (seit 1953 der Sachaufwandsträger), aber vor allem das Gymnasium Bad Königshofen haben ihm sehr viel zu verdanken, heißt es in einem Nachruf auf den Pädagogen.
21 Jahre die Geschicke der Schule geleitet
Oskar Groß wurde 1968 zum Oberstudiendirektor ernannt. Er übernahm vom ersten Schulleiter Hans Kentmann nach den ersten 20 Aufbaujahren die Leitung, um selbst für 21 Jahre die Geschicke der Schule in die Hand zu nehmen. Fast gleichzeitig mit dem Beginn seiner Amtszeit wurde Kurt Schimeczek zum stellvertretenden Schulleiter ernannt. Ein Team, welches bis zum Ruhestand von Oskar Groß Bestand haben sollte.
In seiner Amtszeit kam es 1971/1972 zur Einführung des naturwissenschaftlich-technologischen Zweiges, 72/73 zur Teilnahme am Schulversuch „offenes Gymnasium“, der die Sprachenfolge und Zweigwahl betraf, und 76/77 zur Einführung der Kursphase der Oberstufe mit Grund- und Leistungskursen – also der Kollegstufe. Auch das Gebäude wurde zwischen 1975 und 1978 wegen der gewachsenen Schülerzahl vergrößert durch die Errichtung des sogenannten „Z-Baus“. Ebenfalls in seine Amtszeit fiel die Anlage des Schulgartens. Während seiner Zeit verdoppelte sich zudem das Kollegium von 18 auf 36 Lehrkräfte.
Freiräume geschaffen
Bei seiner Verabschiedung lobte der damalige Ministerialbeauftragte Werner Ikenberg sein Bestreben, "Einheitlichkeit, wo nötig, Freiheit, Freiraum, wo immer möglich – für Lehrer und für Schüler" zu schaffen. 1969 war Oskar Groß maßgeblich auch an der Gründung des Bad Königshöfer Lions Clubs beteiligt, bei dem er im Laufe der Zeit auch verschiedene Funktionen innehatte, unter anderem auch als Präsident.
Neben seiner Schulleiter-Tätigkeit war er auch am Volkshochschulheim in Sambachshof tätig. Gegen Ende seiner Dienstzeit wurde das Weihnachtsoratorium von Carl Orff am Gymnasium aufgeführt und sogar vom Bayerischen Rundfunk übertragen.
Er galt als pragmatisch, ausgeglichen, zugewandt, fast freundschaftlich, hilfsbereit, wertschätzend, ruhig und besonnen. So kursierte ihn betreffend der Witz mit der Frage, was der Unterschied zwischen Hollywood und dem Gymnasium Bad Königshofen sei. Die Antwort: Am Gymnasium hat jeder einen Oskar!
Drei Faktoren waren für die Kolleginnen und Kollegen von großer Bedeutung: die Fürsorge für das berufliche Fortkommen des einzelnen Lehrers, seine Großzügigkeit und sein Vertrauensvorschuss auf die selbstverständliche Pflichterfüllung des Einzelnen.