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MELLRICHSTADT
Eberhard Boltz übergibt die Schlüssel des Malteser-Auslandsdienstes an Dušica Sauer
Schlüsselübergabe: Dušica Sauer hat von Eberhard Boltz die Leitung des Auslandsdienstes der Malteser Mellrichstadt übernommen. Seit der Wende in Osteuropa hat sich Boltz mit seinem Kollegen Edelbert Völkl für die osteuropäischen Länder engagiert.
Foto: Gerhard Fischer | Schlüsselübergabe: Dušica Sauer hat von Eberhard Boltz die Leitung des Auslandsdienstes der Malteser Mellrichstadt übernommen.
FG
 |  aktualisiert: 26.04.2023 23:07 Uhr

Eberhard Boltz hat viel Leid und Not gesehen in all seinen Jahren bei den Maltesern in Mellrichstadt. Doch eine Szene ist ihm unvergesslich geblieben. Er hatte mit seinem Hilfstransport ein altes Ehepaar in der südungarischen Stadt Kecskemét besucht, einer 110 000-Einwohnerstadt. Der Mann war pflegebedürftig. Die beiden lebten in einer Garage, ohne Wasseranschluss, ohne wirkliche Sanitäranlagen. „Dass es in einer so großen Stadt mitten in einem Straßenzug so etwas gibt, ist eigentlich unvorstellbar“, sagt Eberhard Boltz.

Bolz gehört zu den Männern der ersten Stunde beim Auslandsdienst der Mellrichstädter Malteser. 1996 wurde diese Auslandshilfe offiziell ins Leben gerufen. Aktiv sind die Malteser aber schon länger gewesen. Es war Edelbert Völkl aus Oberstreu, der in den Umbruchjahren der kommunistischen Regime die Notwendigkeit der Hilfe für Osteuropa sah. 1989 war er erstmals in Rumänien unterwegs, ein Jahr später schon war sein Kollege Eberhard Boltz mit von der Partie, der als ehrenamtlicher Mitarbeiter bei den Maltesern tätig ist. In den ersten Jahren fuhren die Mellrichstädter Malteser nur nach Rumänien, wo Kinderkrankenhäuser, Krankenhäuser und Altenheime Unterstützung erhielten. 1991 zum Beispiel waren es drei Transporte, teilweise in Konvois von circa 15 Fahrzeugen.

Große Not

1994 wurden erste Kontakte in das ungarische Pecs geknüpft, somit lief auch hier die Hilfe für das Land an. 1996 wurde die Auslandshilfe mit Edelbert Völkl als Auslandsdienstbeauftragtem auf offizielle Füße gestellt. An jährlich bis zu 25 Hilfsgütertransporte kann sich Boltz erinnern. Kleidung, Bettwäsche, Fahrräder, Matratzen, Krankenhausbedarf: Die Not war in den Anfangsjahren des politischen Umbruchs sehr groß in Ungarn. Es wurden jährlich etwa 50 Tonnen Hilfsgüter bewegt, wichtigste Anlaufstellen waren die Hauptstadt Budapest sowie die Städte Pecs, Györ und Kecskemet.

„Ich weiß gar nicht, wie viele Krankenhausbetten wir da runtergebracht haben“, erzählt Boltz. Von den Betten, die mit der Schließung des Mellrichstädter Kreiskrankenhauses ihren Sinn verloren hatten, profitierten einige ungarische Einrichtungen und Heime.

Als Edelbert Völkl Ende 2006 seinen letzten Transport organisiert hatte, übernahm Boltz das Zepter. Auf eine offizielle Berufung verzichtete der Ehrenamtliche jedoch. Viele Stunden investierte er in all den Jahren mit einem kleinen Team, um den Auslandsdienst aufrechtzuerhalten.

Damit die Spenden möglichst vollständig bei den Empfängern landen, ist Boltz um einen kostensparenden Transport bemüht. „Das geht bei den österreichischen Pickerln für die Autobahnmaut los. Ich habe mich durchtelefoniert bei der zuständigen ASFINAG, bis wir für unsere Transporte kostenlose Pickerl bekamen“, erzählt der findige Malteser-Mann. Das Gleiche gilt für die ungarischen Behörden, die irgendwann plötzlich die Gebühren für die Transporte anhoben und nunmehr ein saftiger Geldbetrag fällig wurde. „Mittlerweile lassen wir die Transporte von einem ungarischen Logistiker durchführen, der um einiges kostengünstiger fahren kann“, fügt Boltz hinzu.

Nachfolgerin gefunden

Dass in all den Jahren viele Freundschaften gewachsen sind und auch der eine oder andere Urlaub in Ungarn verbracht wurde, kann man sich vorstellen. Aber mit 75 Jahren ist auch für den engagierten Malteser-Mitarbeiter die Zeit gekommen, die Aufgabe in jüngere Hände zu geben. Mit der Mitarbeiterin Dušica Sauer, die als geringfügig Beschäftigte in der Essensauslieferung tätig ist, haben die Mellrichstädter Malteser eine gute Nachfolgelösung gefunden, freut sich auch Bezirksgeschäftsführer Rainer Kaufmann.

„Die Art der Hilfe hat sich auch gewandelt. Wir gehen weg von reinen Materialtransporten und engagieren uns vermehrt in der Hilfe zur Selbsthilfe“, formuliert es Kaufmann. Darum will sich auch Dušica Sauer bemühen, die aus Serbien stammt und im letzten Jahr zusammen mit Boltz Hilfe für die dortigen Überschwemmungsgebiete organisierte.

Die Hilfe für die Notleidenden in Ungarn, für Arme und Behinderte, wollen die Malteser Mellrichstadt weiterführen, jährlich werden noch vier bis fünf Transporte auf die Beine gestellt. In Ungarn sind die Malteser ein wichtiger Faktor in der Armen-, Alten- und Behindertenarbeit, während der Rettungsdienst dort von den Krankenhäusern selbst organisiert wird. Rainer Kaufmann war sich bei der Verabschiedung gewiss, dass die Arbeit im Sinne ihrer Gründer weitergeführt wird. Sein Dank galt Eberhard Boltz wie auch Edelbert Völkl für ihren jahrelangen Einsatz.

ONLINE-TIPP

Mehr Informationen www.malteser-mellrichstadt.de

Abschied und Willkommen: Malteser-Bezirksgeschäftsführer Rainer Kaufmann (links) begrüßte die neue Auslandsbeauftragte der Malteser Mellrichstadt, Dušica Sauer, und verabschiedete Eberhard Boltz von diesem Posten. Es gratulierten Stadt- und Kreisbeauftragter Peter Kirchner und der stellvertretende Diözesangeschäftsführer Christoph Wieland.
Foto: G. Fischer | Abschied und Willkommen: Malteser-Bezirksgeschäftsführer Rainer Kaufmann (links) begrüßte die neue Auslandsbeauftragte der Malteser Mellrichstadt, Dušica Sauer, und verabschiedete Eberhard Boltz von diesem ...
 
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