Um zu zeigen, wie eine Drohne mit Wärmebildkamera funktioniert, ist es eigentlich viel zu heiß an diesem Nachmittag auf der außerhalb von Sulzfeld gelegenen Wiese. "Ich komme nach der Frühschicht noch mal vorbei", verspricht Drohnenpilot Rene Geiling, der zusammen mit Jagdgenossen, Jagdpächtern und Landwirten zum Treffpunkt gekommen war. Und tatsächlich: Der Einsatz am nächsten Tag um 7 Uhr, wenn die Morgenkühle noch aktiv ist, sollte sich lohnen.
Drei Rehkitze spürte die Kamera auf, die im tiefen Gras lagen und trotz der surrenden Drohne nicht die Flucht ergriffen und liegen blieben, wie es die Natur eben vorsieht. So konnten die Tierretter die Bambis aus der Wiese entnehmen, in eine Box legen und sie, nachdem der Bauer mit den Mäharbeiten fertig war, wieder entlassen.
Wenig später wurden sie dann von ihren Müttern wieder gefunden. Beim Heraustragen muss man nur darauf achten, dass die Kitze keinen Menschengeruch annehmen. Handschuhe und Grasbüschel können das verhindern. 28 Rehkitze wurden heuer auf diese Weise vor den Messern der Mähgeräte bewahrt.
Jagdgenossen spendeten 4.800 Euro
Die Drohne ist heuer zum ersten Mal im Einsatz, nachdem die Jagdgenossen im Frühjahr 4800 Euro für die Anschaffung des 6500 Euro teuren Geräts gespendet hatten. Den Rest legten die Jagdpächter Wolfgang von Basum und Christian Elting sowie das Team Mondscheinbasar drauf. "Es gibt nichts Besseres auf dem Markt", sagt Geiling über die Drohne, für deren Steuerung er auch einen speziellen Führerschein machen musste. Gut 35 Hektar Wiesen wurden bislang beflogen. Ein Dienst, der von den Jägern und Jagdgenossen ehrenamtlich geleistet wird.
Worüber auch Landwirte froh sind. Die Zusammenarbeit zwischen den Landwirten und Jägern sei sehr gut, sagt Bauer Anton Eckert. "Wir wollen ja alle die Rehkitze retten." Walter Guck äußerte sich ähnlich. Früher hätte man schon mal ein Rehkitz erwischt, bedauerte er. "Ich bin froh, dass das so gut funktioniert."
Die Landwirte sind per Tierschutzgesetz dazu verpflichtet, Sorge zu tragen, dass vor der Mahd die entsprechenden Flächen nach Kitzen abgesucht werden. Wird das nicht beachtet oder fahrlässig unterlassen, dann drohen Strafen.
In der Hegegemeinschaft wurden 60 Kitze gerettet
Nicht nur in Sulzfeld nimmt die Rehkitz-Rettung gehörigen Schwung auf. Der Kreisverband des Bayerischen Jagdschutz- und Jägerverbandes investierte heuer rund 30.000 Euro in die Anschaffung von fünf Drohnen für die fünf Hegegemeinschaften im Altlandkreis, wie vom Kreisvorsitzenden Wolfgang Seifert zu erfahren war. Die Beschaffung hatte Siegfried Schweinfest übernommen. Allein 60 Kitze seien in seinem Bereich bisher gerettet worden und er gehe davon aus, dass die Zahlen bei den anderen Hegegemeinschaften ähnliche seien.
Schweinfest selbst fliegt seit Jahren Wiesen vor der Mahd ab, und das nicht nur an seinem Heimatort Serrfeld, wie er auch auf seinem Facebook-Account mitteilt. "Wir suchen Leute, die Drohnen fliegen wollen", betont er gegenüber dieser Redaktion.
Denn der zeitliche Aufwand für das Ehrenamt im Mai und Juni sei schon erheblich. Die sei zwar in Ordnung, wenn aber ein Landwirt sehr große Flächen zum Mähen besitze, sollte er schon selbst aktiv werden, ist Schweinfest der Meinung. Interessenten können ihn unter Tel.: 09763 – 1074 erreichen.
Sehr froh über das Engagement ist Michael Distel, der Geschäftsführer des Bayerischen Bauernverbandes im Kreis. "Ich begrüße extrem, was von Jägern, dem Tierfinder-Verein in Bastheim und anderen ehrenamtlich geleistet wird."
Den Tierschutz zu ignorieren, gehe gar nicht. Wenn allerdings bis zu 30 Hektar an einem Tag gemäht werden sollen, dann mache das die Sache schon schwierig, so Diestel. Da biete es sich dann schon an, mit den Tierfindern zusammenzuarbeiten. "Es sollte uns auch etwas wert sein, wenn die anderen die Arbeit für uns machen."