„Mit der Unterstützung der heimischen Wirtschaft und der örtlichen Vereine sind wir sehr zufrieden“, sagt Tourismus-Referent Gerhard Nägler. Immerhin müssen in Bischofsheim für den Spaß Mitte Juni etwa 15 000 Euro aufgebracht werden. Da sind Helfer willkommen, die dazu beitragen, die Kosten zu senken oder einen Teil davon wieder hereinzuholen.
Denn letztendlich hat der Stadtrat nur 10 000 Euro dafür locker gemacht, dass das Städtchen am Fuße des Kreuzbergs beim ersten Mountainbike-Rennen quer durch Deutschland dabei ist. Am 12. Juni, dem vierten Tag der Großveranstaltung, erreichen die Teilnehmer Bischofsheim, die Etappe wird am Morgen in Frammersbach (Lkr. Main-Spessart) gestartet. Am nächsten Tag verlassen die drahtigen Biker Bischofsheim Richtung Oberhof.
In der Bike-Szene bekannt
Nägler ist sicher, dass sich die Investition aus Sicht des Touristikers lohnt. „Wir werden in einem Atemzug genannt mit namhaften Orten wie zum Beispiel St. Wendel und Frammersbach“, so der Fremdenverkehrsexperte. Dass St. Wendel und Frammersbach wirklich namhafte Tourismus-Orte sind, dürfte zumindest denjenigen bislang entgangen sein, die sich nicht für den Mountainbike-Sport interessieren. Doch das Städtchen im Saarland und die Marktgemeinde im Spessart gelten in der Bike-Szene in der Tat als Hochburgen.
Somit ist auch klar, welche Zielgruppe Nägler erreichen will. „Die Rhön ist ein hervorragendes Mountainbike-Revier, und die Trans Germany ist die beste Gelegenheit, dies nach außen zu tragen.“ Dass Bischofsheim Etappenort ist, passt also gut ins Bild. Es garantiert bundesweite Präsenz in einschlägigen Medien wie Zeitschriften und Internet-Foren. Das Fachmagazin „Bike“ ist Veranstalter des gut einwöchigen Rennens und hat schon ein Sonderheft dazu herausgegeben.
Es gibt aber einen Haken. Denn von seiner Schokoladenseite darf sich das Rad-Paradies Rhön nur eingeschränkt präsentieren. Einwände der Naturschützer haben dem Vorhaben der Organisatoren, die schönsten Ecken des Mittelgebirges zu durchqueren, teilweise einen Strich durch die Rechnung gemacht. So ist auf der Fahrt Richtung Oberhof der Himmeldunkberg tabu, im weiteren Verlauf das Teilstück zwischen Schornhecke und Schwarzem Moor. Hier müssen die Rennfahrer auf die Hochrhönstraße ausweichen – für Mountainbiker eine unattraktive Umleitung.
Keine Eintagsfliege
Doch ohne Kompromiss wäre die Austragung gefährdet gewesen. „Der Mountainbike-Sport wird hierzulande noch skeptisch betrachtet“, hat Nägler festgestellt. „In den Alpen ist man da weiter. Das ist keine schädliche Sportart.“ Die Veranstalter der Trans-Germany organisieren seit einem Jahrzehnt auch das Hochgebirgs-Etappenrennen „Transalp Challenge“.
Nägler will die Behördenvertreter jetzt zu dem Rennen einladen, um sie von der Naturverträglichkeit des Bike-Sports zu überzeugen. Denn allzu viele Auflagen könnten die Veranstalter künftig vergraulen. Nägler denkt nämlich schon an die nächsten Jahre. „Das soll keine Eintagsfliege für Bischofsheim sein“, so der Tourismus-Referent.
Aktuell steht Nägler aber auch noch vor dem einen oder anderen ungelösten Problem. So ist der Begleittross offenbar deutlich größer, als zunächst erwartet, weil ein Teil der Starter im eigenen Wohnmobil übernachtet und nicht im Hotel oder in der Turnhalle, die als Massen-Unterkunft dient. Vorige Woche hat das Organisationsteam um Nägler erfahren, dass etwa 50 Reisemobile Bischofsheim ansteuern werden. „Ursprünglich sind wir von weniger ausgegangen“, so Nägler. „Da müssen wir noch eine Lösung finden.“ Auf dem Camping- und dem Wohnmobil-Stellplatz allein können nicht alle rollenden Zuhause untergebracht werden.
Am Marktplatz wird's eng
Unterdessen könnte es auf dem Marktplatz eng werden. Dort soll am Tag der Zielankunft eine große Freiluft-Messe rund ums Thema Mountainbike über die Bühne gehen, bei der die Sponsoren der Trans Germany ihre Produkte präsentieren. Die Marktplatz-Wirte müssten wohl ihre Stühle und Tische zusammenklappen. „Kommt nicht in Frage“, sagt aber beispielsweise Ulrike Voll vom gleichnamigen Café. Sie zahle dafür schließlich Konzessionsgebühren an die Stadt. Andere sehen es ähnlich. Hier hat Nägler offenbar noch zu tun, was die Unterstützung durch die heimische „Wirtschaft“ betrifft.
Trans Germany 2007 Das Mountainbike-Rennen Trans Germany vom 9. bis 16. Juni ist ein Jedermann-Rennen. Es starten mehrere hundert Zweier-Teams. Zurzeit liegt die Zahl der Anmeldungen bei 200 Duos, also 400 Fahrern. Der Kurs führt von West nach Ost quer durch Deutschland über gut 800 Kilometer und 18 200 Höhenmeter. Die Strecke ist in acht Tages-Abschnitte gegliedert: Start ist in St. Wendel, Ziel im sächsischen Oberwiesenthal. Bischofsheim ist Zielort der vierten und Startort der fünften Etappe. Jeder Teilnehmer muss gut 500 Euro berappen, um dabei zu sein. Dazu kommen die Kosten für die Unterbringung. Das Preisgeld für die Sieger in den verschiedenen Kategorien beträgt insgesamt 20 000 Euro. Weitere Informationen im Internet: www.biketransgermany.de