Die CSU-Parlamentarierin Dorothee Bär sorgt mit einem emotionalen Ausbruch in einer Fernsehsendung derzeit für Aufregung in den sozialen Netzwerken. Die Abgeordnete des hiesigen Bundestagswahlkreises und Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium war Gast in der Sendung „So! Muncu!“, die im Nachrichtensender n-tv läuft – und verlor dabei kurzfristig die Fassung.
Es fällt schwer, diese Sendung zu charakterisieren. Soll es tatsächlich Polit-Talk sein? Oder Satire? Oder einfach stumpfblöde Comedy? Der Gastgeber und Namensgeber der Veranstaltung, Serdar Somuncu, will eine „Dekonstruktion einer Talkshow“ und sieht sich „eher in der Tradition von Christoph Schlingensief als in der von Anne Will und Frank Plasberg“, wie er in einem Interview mit dem „Tagesspiegel“ einmal betont hat. Somuncu wurde in Istanbul geboren und verdient sein Geld als Schriftsteller, Kabarettist, Musiker, Regisseur, Schauspieler und Synchronsprecher. Doch er strebt offenbar nach Höherem. Bei der Bundestagswahl in diesem Jahr wird der deutsche Künstler als Kanzlerkandidat der „Partei für Arbeit, Rechtsstaat, Tierschutz, Elitenförderung und basisdemokratische Initiative“ antreten.
Mit Martin Sonneborn sitzt der Vorsitzende dieser Spaß-Truppe, kurz „Die Partei“ genannt, bekanntermaßen im Europaparlament.
Die Sendung, zu der Dorothee Bär eingeladen wurde, stand unter dem Thema „Es lebe die Fressefreiheit – was dürfen wir noch sagen?“ Neben Bär und Somuncu saßen noch zwei Herren am Tisch: zum einen Jan Böhmermann, der den türkischen Präsidenten Erdogan unter anderem als Ziegenficker beschimpft hat und 2016 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde – und ein gewisser Philipp Ruch, ein „Kunstaktivist“ vom „Zentrum für politische Schönheit“. Wiedererkennungsmerkmal dieser Künstler-Gruppe sind mit Kohle geschwärzte Gesichter. Und so erschien auch Ruch mit Dreck im Gesicht vor der Kamera.
Nach einigen obszönen Ausrutschern der männlichen Teilnehmer der Gesprächsrunde, die Bär schon missfielen, bezeichnete Philipp Ruch die Staatssekretärin schließlich als Mitglied einer „rassistischen, offen ausländerfeindlichen Partei“. Bär antwortete zwar schmallippig, aber zunächst noch gefasst, man könne offenbar heutzutage nicht mehr anders auffallen als mit so einem „Schafscheiß“.
Sie sei als CSU-Mitglied wohl nur zum Beschimpfen eingeladen worden. Dann brach es aus Bär heraus, sie wurde laut und erhob sich von ihrem Stuhl. Nachdem Ministerin Ursula von der Leyen ihre Teilnahme an der Sendung abgesagt hatte, habe es geheißen, „einer muss hingehen und dann war es eben ich“, sagte Bär. Als Somuncu daraufhin erschrocken aufsprang, schob die CSU-Frau allerdings schnell ein „es war nur Spaß, mein Gott“ nach.
Somuncu bezeichnete den Auftritt Bärs als „mega sexy“ und sah sich genötigt, einen schmachtenden Stöhnsong auf die sich sichtlich unwohl fühlende „Dorothy“ zum Besten zu geben, ehe er sie fragte, ob dies ein Lederrock sei, was sie da trage. . .
Bleibt die Frage: Müssen sich Politikerinnen und Politiker alles antun? Nein, müssen sie nicht.