
Es war ein Freudentag für die kleine Rhöngemeinde Weimarschmieden, als die renovierte, leuchtend vergoldete Turmbekrönung am Freitagnachmittag wieder auf die kleine Dorfkirche aufgesetzt wurde.
Etliche Bürger aus dem Dorf nahmen an dem von Pfarrerin Christel Kupfer und ihrem Mann Gerhard organisierten Festakt vor dem Gotteshaus teil. Unter ihnen waren auch der Leiter des Kirchensanierungsprojekts, Christoph Bauer aus Fladungen, sowie Kupfers Amtskollege aus Willmars, Pfarrer Michael Hofmann. Dank sprach die Pfarrerin allen an der Renovierung Beteiligten aus, besonders dem Ehepaar Kurt und Karin Jahn aus Filke. Die beiden Hobby-Ahnenforscher hatten es übernommen, die im Turmknopf befindlichen ältesten Dokumente von 1872, in heute nur noch von wenigen lesbarer Sütterlinschrift verfasst, in moderne Schrift zu übertragen.
Kirchlein 1804 gebaut
Das Kirchlein in Weimarschmieden war bereits mehrfach renoviert und dabei auch umgebaut worden. Bei der zurzeit stattfindenden Renovierung wird das kleine Gotteshaus nunmehr zum fünften Mal verschönt. Erbaut und gestiftet wurde es im Jahr 1804 vom damaligen Ostheimer Amtmann Heinrich Christian Kasper Thon. Eine Orgel erhielt das Gotteshaus allerdings erst 55 Jahre später.
Eine Glocke hatte es auch, die stammte nach Bauers Kenntnis kurioserweise von der katholischen Sebastianskapelle bei Nordheim. Bei allen Renovierungen wurden die Chronikdokumente im Turmknopf immer wieder ergänzt.
Noch vor der Jahrtausendwende waren schwere Schäden an dem Bau entdeckt worden, sodass die eine Längswand einzustürzen drohte, und mit ihr die ganze Kirche. Die Restaurierung drohte an der Kostenfrage zu scheitern, denn die evangelische Landeskirche scheute den hohen finanziellen Aufwand für eine so kleine Gemeinde.
Nutzungskonzept
Alles hing schließlich an einem sinnvollen Nutzungskonzept. Als die Weimarschmiedener bereit waren, auf die Heizung in ihrem Gotteshaus zu verzichten, kam es zu einer Einigung mit der Landeskirche und dem Denkmalamt. 2017 wurde mit der Generalsanierung der Kirche begonnen, mit der der ursprüngliche Bauzustand wiederhergestellt werden soll. Der Innenbereich ist zurzeit noch eine Baustelle. Demnächst kehrt aber auch die Orgel von der Generalüberholung zurück.
Auch wenn die Arbeiten noch nicht abgeschlossen sind, darf sich das Kirchlein schon jetzt die „Sommer-Hauptkirche“ der Kirchengemeinde Fladungen nennen. Man könne der Zukunft zuversichtlich entgegensehen, hieß es bei der Turmkrönung.
Christel und Gerhard Kupfer ist der Text für die Fortschreibung der Kirchturmchronik zu verdanken. Im bestem Stil solcher Chroniken geht das neue Dokument auf das Rhöndorf im Jahr 2017 ein, umreißt die politische Entwicklung seit der deutschen Wiedervereinigung und spricht von den großen Konflikten, die den Frieden in der Welt bedrohen. Erläutert werden aber auch die kirchlichen Strukturen, in die die evangelische Gemeinde von Weimarschmieden eingebettet ist. Christoph Bauer fügte einen Abschnitt über die bauliche Entwicklung der Kirche seit 1990 bei, mit dem Ausblick auf deren feierliche Neueinweihung am Reformationstag am Dienstag, 31. Oktober.
Was kostet das täglich Brot?
Zum Stil solcher Kirchturmchroniken gehören auch Hinweise auf die derzeitigen Lebenshaltungskosten. Pfarrerin Kupfer wählte dazu Lebensmittel aus, die zum Ernährungsstandard gehören, wie verschiedene Fleischsorten, das „Volksnahrungsmittel Bier“ und das tägliche Brot. Das kostet im Bauernladen in Fladungen derzeit 3,30 Euro pro Kilogramm.