„Interessant und sehenswert“ nannte Bürgermeister Thomas Helbling die Ausstellung über die Geschichte der Familie Fischer im Zweiten Weltkrieg. Dabei verloren die Eltern alle drei Söhne.
Erich Fries aus Großwenkheim hatte die Geschichte aufgearbeitet und als Besonderheit eine Ausstellung präsentiert, die bei den Besuchern sicherlich teils ein Schaudern erzeugte, wenn man die Briefe las, die die Söhne ihren Eltern aus den Kriegsgebieten geschrieben hatten. Schade nur, dass nur wenige Interessierte am Sonntag den Weg in das Kulturarsenal Darre fanden, wo die Ausstellung präsentiert wurde. Vor allem Mitglieder der Soldatenkameradschaften hätte man erwartet und diesen hatte der Bürgermeister die Ausstellung auch „ans Herz gelegt.“
Der Bürgermeister dankte bei der Eröffnung im Kulturarsenal Darre besonders der Familie Fischer-Milz, die damit einen Einblick in ihre Familiengeschichte gewährt hat und die Tragik deutlich machte, die ein Krieg in eine Familie bringen kann. Bei einem Rundgang erfuhr der Bürgermeister mehr und blätterte auch in den beiden Bänden mit dem Titel „Für Volk und Vaterland opfert die Witwe Theresia Fischer aus Königshofen im Grabfeld ihre drei Söhne“.
Schwere Zeiten
Schon der Buchtitel erinnerte an schwere Zeiten in Deutschland. Auf mehr als 300 Seiten rollte der Großwenkheimer Erich Fries die leidvolle Geschichte von Paul, Heinrich und Adolf Fischer auf. Erschütternde Briefe an die Mutter, die nach und nach alle drei Söhne verlor sind dort nachzulesen, aber auch zahlreiches Bildmaterial hat Erich Fries akribisch aufgearbeitet.
Einen kleinen Einblick in seine Arbeit gab es durch die mehr als 200 Dokumente, die auf den Ausstellungstafeln gezeigt wurden. Briefe, Kriegsorden, zahlreiche Fotos und Informationen waren hier zu bekommen. Rund eineinhalb Jahre hat Erich Fries an den Dokumentationen gearbeitet und die vier Ordner, in denen die Familie Fischer-Milz aus Bad Königshofen alles zusammen getragen hatte, gesichtet und in zwei Büchern zusammengefasst.
Vor drei Jahren ist die Bad Königshofener Familie auf den Großwenkheimer zugekommen, der schon mehr als 20 Bücher verfasst und Ausstellungen bestückt hat. Aufwändig bei derartigen historischen Dokumenten sind die Fotografien, erfuhr Bürgermeister Thomas Helbling von Erich Fries. „Es sind oftmals ganz kleine Bildchen, so wie man sie früher hatte, die dann vergrößert und dem Thema zugeordnet werden müssen“.
Schon das Titelblatt der beiden Bücher lässt die Schrecken des Zweiten Weltkrieges erahnen: „Paul Fischer, geboren am 24. 06. 1910, krank aus russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, am 05.04.1949 im Kriegslazarett Werneck verstorben. Heinrich Fischer, geboren am 04.03.1916, gefallen am 09.09.1941 bei Mittschenkj in Russland. Adolf Fischer, geboren am 16. 01.1920, gefallen am 23.01.1945 bei Balatonkenese in Ungarn.
Unsägliches Leid hat Theresia Fischer ertragen. 226 Seiten hat der Autor in einem eigenen Band zunächst Paul Fischer gewidmet und Dokumente, Fotografien, die Paul Fischer selbst aufgenommen hat, ebenso aufgelistet, wie man Feldpostbriefe, Kriegsgefangenenkarten lesen kann.“
Adolf Andreas Fischer, war künstlerisch begabt. Er wählte deshalb nicht den Beruf des Glasers, sondern das Tüncherhandwerk bei Georg Hochbrückner. Später war er als Maler- und Vergoldergehilfe in Allershausen eingestellt. Adolf Andreas Fischer war einer der Teilnehmer einer Kunstausstellung mit einer Zeichnung in Königshofen im Herbst 1941. Sein Antrag auf ein Studium in Berlin für bildende Künste wurde von der Reichskulturkammer 1943 abgelehnt. Der Grund: „Erst nach Entlassung aus dem Wehrdienst ist eine Aufnahme möglich.“ Bilder von seinem künstlerischem Hobby fand man in der Ausstellung. Unter anderem sah man ihn beim Malen am Birkenpfad in Ipthausen.
Künstlerische Ader
Seine künstlerische Ader zeigen weitere zahlreiche Bilder: Unter anderem Pferde mit wehender Mähne, eine Bergkapelle, Kirchentüren, Kirchen, Berglandschaft oder auch eine Frau mit wehenden Haaren. Die Chronik wird durch Feldpostkarten und Ansichten aus Königshofen vervollständigt. Auf den letzten Bildern der Ausstellung ist ein Kindersarg zu sehen. Tragisch: Theresia Fischer hatte bereits 1914, also vier Jahre nach der Geburt ihres Sohnes Paul, eine Tochter, Elisabetha Margarethe, geboren.
Sie wurde nur ein Jahr und zwei Monate alt. Im Krieg gefallen sind außerdem ihre beiden Neffen, Robert und Alfred. Sie selbst wurde 83 Jahre alt und starb 1972. Auf dem Sterbebild ist zu lesen: „All ihr nimmermüdes, liebendes Sorgen, galt ihrer Familie.“
Eine Ausstellung, die „tief unter die Haut ging“, die allerdings mehr Interesse verdient hätte. „Schade, dass dieses Interesse heute nicht mehr vorhanden ist,“ sagte Bianca Fischer-Milz.