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KREIS RHÖN-GRABFELD
Dienstleister mit Forscherdrang
Hagen Wohlfahrt
Hagen Wohlfahrt
 |  aktualisiert: 17.10.2017 10:58 Uhr

Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert hat seinen umfangreichen Bericht für das Jahr 2015 vorgelegt. Verschiedene Veröffentlichungen standen nach Angaben des Sternbergers im Mittelpunkt seiner ehrenamtlichen Tätigkeit.

So verfasste er unter anderem ein Buch über die Wallfahrtskirche auf dem Findelberg bei Saal, mit Unterstützung von Elisabeth Böhrer (Sondheim) ein Büchlein über die jüdischen Friedhöfe in Rhön-Grabfeld, das als erstes Heft einer Schriftenreihe der Kulturagentur des Landkreises erschien, sowie ein kleines Buch über den von Bad Königshofens früherem Bürgermeister Clemens Behr initiierten Grenzsteingarten im dortigen Kurpark. Zum zehnten Mal fungierte Albert zudem als Schriftleiter für das Heimatjahrbuch. In gleicher Funktion war er für das Heimatblatt „Das Grabfeld“ verantwortlich, das der Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld herausgibt. Dazu kamen das Jahr über weitere Beiträge, die größtenteils auch in dieser Zeitung veröffentlicht wurden.

Besondere Resonanz fand laut Albert eine Serie über Ereignisse in der Region beim Einmarsch der US-Army am Ende des Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren. Vielfach sei der Wunsch geäußert worden, die Geschehnisse in jener Zeit einmal in Buchform zu veröffentlichen. Dem Vernehmen nach zieht der vielbeschäftigte Kreisheimatpfleger dies für das Jahr 2020 in Erwägung, wenn sich das Kriegsende zum 75. Mal jährt.

Albert gelang es im vorigen Jahr, das traurige Schicksal der im „Dritten Reich“ aus Königshofen deportierten Sinti Marie Reinhardt, genannt „Schwarz-Marie, zu erforschen. Sie wurde 1943 von den Nazis im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Auf Bitten des Oberstreuer Bürgermeisters Matthias Liebst hatte der Heimatpfleger die Geschichte des hinter dem Mauerschädel bei Filke auf Thüringer Gebiet liegenden Mittelstreuer Bischofswalds erforscht.

Seine jahrzehntelangen Bemühungen zur Rettung einer denkmalgeschützten Madonna, die auf Privatgrund in Untereßfeld stand und die der Grabfelder Künstler Johann Joseph Keßler (1711 – 1759) Mitte des 18. Jahrhunderts geschaffen hatte, führten endlich zum Erfolg. Mit Hilfe des Vorsitzenden des Vereins für Heimatgeschichte, Kreiskulturreferent Hanns Friedrich, und des Bezirksheimatpflegers Klaus Reder sowie einer namhaften Geldspende von Irmgard Werner aus Herbstadt sei es gelungen, die Figur zu erwerben. Sie wird gegenwärtig restauriert und 2016 im Rahmen der 1275-Jahrfeier in Untereßfeld in der Nähe der Pfarrkirche St. Martin in Untereßfeld neu aufgestellt und geweiht.

Landesausstellung

Albert unterstützte die Landesausstellung 2015 „Napoleon und Bayern“, die in Ingolstadt gezeigt wurde. So wertete er Kontributionsrechnungen der Gemeinde Wülfershausen/Saale aus der Zeit um 1800 aus und stellte dem Veranstalter, dem Haus der Bayerischen Geschichte, Unterlagen über Ereignisse in dieser unruhigen Zeit im heutigen Kreis Rhön-Grabfeld zur Verfügung.

Reinhold Albert hielt auch eine ganze Reihe von Vorträgen, etwa bei einer Festveranstaltung in Mühlfeld zum 300. Jubiläum von Schloss Wolzogen oder anlässlich der Wiederkehr der Gründung des Kapuzinerklosters Königshofen im Grabfeld vor 350 Jahren.

Edwin Wild aus Wollbach berichtete Albert, dass er einen Silberbecher besitze, den ein französischer Offizier nach 1800 in Oberstreu zurückgelassen hatte. Eingraviert sind die Jahreszahl „1800“ sowie „Paris“. Der Becher wurde dem Haus der Bayerischen Geschichte für das künftige „Museum der Bayerischen Geschichte“ in Regensburg angeboten.

In der Kreisbildstelle Bad Neustadt befanden sich drei historische Normal-8-Filme zu den Themen „Segelflieger auf der Wasserkuppe“ von 1941, „Unbekanntes Ferienland Rhön-Grabfeld“ von 1974/75 und „Ferienland Naturpark Rhön“ von 1980. Diese Filme wurden digitalisiert und an den Geschäftsführer des Naturparks Rhön, Klaus Spitzl, weitergegeben und so vor der Vernichtung gerettet.

Im Schloss Sternberg befinden sich zehn prachtvolle Fenster mit Szenen aus dem Ritterleben. Anlässlich ihrer Restaurierung erforschte Albert die bisher völlig unbekannte Geschichte dieser denkmalgeschützten Kunstwerke und fand heraus, dass diese um 1890 nach Entwürfen von Franz Widnmann und Alexander Grünenwald in der königlich bayerischen Hofglasmalerei Franz Xaver Zettler in München geschaffen wurden. Bei den Nachforschungen wurde festgestellt, dass sich identische Fenster im „Neuschwanstein Rumäniens“, dem Schloss Peles bei Sinaia in Siebenbürgen, befinden.

Lorenz von Bibra aus Würzburg entdeckte auf dem Dörfleshof bei Ottelmannshausen zehn wuchtige Sandsteine, auf denen Namen verstorbener Mitglieder der Familie von Bibra vermerkt sind. Er bat Albert um Nachforschungen über deren Herkunft. Mit Hilfe des Irmelshäuser Schlossbesitzers Hans von Bibra und Bürgern fand der frühere Polizeibeamte heraus, dass diese Steine bis vor einem halben Jahrhundert die Begräbnisstätte derer von Bibra in einem Wäldchen zwischen Irmelshausen und Höchheim schmückten und dann entfernt wurden.

In diesem Jahr, Alberts 25. als Kreisheimatpfleger und sein 32. als Kreisarchivpfleger, plant er weitere Veröffentlichungen, unter anderem eine Chronik der Gemeinde Großbardorf und ein Büchlein über die Geschichte der Tuchmacherei in Bischofsheim und Umgebung.

Auf Bitten der Gemeinde Oberstreu erforschte Reinhold Albert im vergangenen Jahr auch die Geschichte des hinter dem Mauerschädel bei Filke auf Thüringer Gebiet liegenden Mittelstreuer Bischofswaldes. Das Foto entstand um 1910.
Foto: Sammlung des Landesamtes für Denkmalpflege | Auf Bitten der Gemeinde Oberstreu erforschte Reinhold Albert im vergangenen Jahr auch die Geschichte des hinter dem Mauerschädel bei Filke auf Thüringer Gebiet liegenden Mittelstreuer Bischofswaldes.
Reinhold Albert erforschte die bisher völlig unbekannte Geschichte dieser denkmalgeschützten Fenster im Schloss seiner Heimatgemeinde Sternberg.FOTO: Reinhold Albert
| Reinhold Albert erforschte die bisher völlig unbekannte Geschichte dieser denkmalgeschützten Fenster im Schloss seiner Heimatgemeinde Sternberg.FOTO: Reinhold Albert
 
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