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Ostheim
Die neue Vermessung Deutschlands endet in Ostheim
Die vermessungstechnischen Grundlagen für die gesamte Bundesrepublik wurden in diesem Sommer in einer außergewöhnlichen Aktion erneuert. Zum Abschluss wurde in Ostheim gefeiert.
In Ostheim waren in dieser Woche zahlreiche orangefarbene Busse der Vermessungstrupps zu sehen.
Foto: Marion Eckert | In Ostheim waren in dieser Woche zahlreiche orangefarbene Busse der Vermessungstrupps zu sehen.
Marion Eckert
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:07 Uhr

Grund zum Feiern hatten rund 120 Fachleute aus dem Vermessungswesen, die in einem aufwendigen und zeitintensiven Verfahren von nur sechs Wochen die gesamte Bundesrepublik Deutschland vermessen haben. Die zweitägige Abschlussveranstaltung, bei der die Daten zusammen geführt wurden und letztlich auch tüchtig gefeiert wurde, fand in Ostheim statt.

Ostheim wurde aufgrund seiner idealen geografischen Lage in der Mitte Deutschlands ausgewählt, erklärte Dr. Jens Riecken, Leiter des Arbeitskreises Raumbezug der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV). Bürgermeister Steffen Malzer freute sich über die bundesweite Aufmerksamkeit, die der Stadt geschenkt werde. In der Markthalle gab es viel Zeit für Geselligkeit.

"Ich habe noch nie so viele Vermesser auf einmal gesehen", erklärte Riecken und dankte den Kollegen für die "unglaubliche Leistung", die sie rund um die Uhr über sechs Wochen hinweg erbracht hätten.

Hohe Genauigkeit in wenigen Wochen

Was früher Jahrzehnte gedauert habe, lasse sich heute dank Satellitentechnik in wenigen Wochen mit einer deutlich höheren Genauigkeit realisieren. Auf den Millimeter genau sei Deutschland neu vermessen worden. Dafür zogen 35 Messtrupps der Landesvermessungsämter und des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie (BKG) in Frankfurt am Main durch das Land. Ausgestattet waren sie mit hochmodernen Geräten und sie überprüften 250 Vermessungspunkte in Deutschland.

Die nicht sichtbaren Messpunkte wurden im Jahr 2008 knapp unter der Erdoberfläche angelegt und vermessen. Die Messtrupps legen diese Messpunkte in den sechs Vermessungswochen kurzfristig wieder frei und statten sie für 24 Stunden mit Hightech-Antennen aus, um deren Höhe und genaue Position überprüfen zu können.

Damit die Messungen möglichst genau sind, nutzen die Experten gleich mehrere Satellitennavigationssysteme: Zum einen das aus der Fahrzeugnavigation bekannte amerikanische GPS, zum anderen das weniger bekannte russische System GLONASS. Bezugspunkt für alle Koordinaten der festgestellten geografischen Breite, Länge und Höhe war dabei immer der Erdmittelpunkt.

Erfassung von Veränderungen

Im Unterschied zur ersten Messung dieser Art, vor 13 Jahren, ist jetzt noch das europäische Satellitennavigationssystem Galileo hinzugekommen, das sich 2008 noch im Aufbau befand. Jede Sekunde zeichnen die Antennen Signale dieser Navigationssysteme auf und können damit eventuelle Veränderungen der vergangenen 13 Jahre erfassen. Ergänzt werden die Daten zusätzlich noch durch die Signale des Satellitenreferenzdienstes SAPOS, der von den Bundesländern betrieben wird. Die gewonnene Datenmenge sei so groß, dass Abweichungen von Millimetern festgestellt werden könnten, erklärte Dr. Riecken.

Wofür werden diese Daten benötigt? Riecken nannte verschiedene Beispiele: Von großem Interesse seien die Messungen hinsichtlich zukünftiger Mobilität im privaten wie auch im gewerblichen Bereich, insbesondere nannte er das autonome Fahren. Damit sind Fahrzeuge oder Transportsysteme gemeint, die ohne menschlichen Fahrer ihr Ziel finden. Je genauer die Messdaten sind, die dieser Art von Fahrzeugen zugrunde liegen, desto weniger fehleranfällig und damit sicherer werde das Fahren.

Aber auch für Forschungsgebiete im Bereich Klimawandel seien die Daten unentbehrlich, wie für den Küsten- und Hochwasserschutz aufgrund einer angenommenen Geodynamik. Ebenso seien die Daten beim Straßen-, Schienen-, Wasser- und Bergbau von Bedeutung.

Weitere Informationen unter www.ldbv.bayern.de.

Dr. Jens Riecken, Leiter des Arbeitskreises Raumbezug der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV), erläuterte die Eckpunkte der bundesweiten Vermessungskampagne.
Foto: Marion Eckert | Dr. Jens Riecken, Leiter des Arbeitskreises Raumbezug der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland (AdV), erläuterte die Eckpunkte der bundesweiten Vermessungskampagne.
 
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