Der Wollbacher Dorfplatz - die unendliche Geschichte. Schon wieder ist ein Jahr ins Land gezogen - inzwischen schon das fünfte - und noch immer hat sich im Bereich rund um Kirche, Rathaus, alte Schule und Pfarrhaus nichts bewegt, prägen Schotter und Straßenaufbruch, Sperrschilder und halbfertige Baumaßnahmen gerade das Quartier im Wollbacher Dorfzentrum, das eigentlich das Vorzeigeobjekt und Aushängeschild darstellen soll. Und jetzt droht auch noch die die große Feier zum 800. Dorfjubiläum im kommenden Jahr ins Wasser zu fallen, weil sich an der Neugestaltung des Dorfplatzes nichts tut.
Hoffnung auf den ersehnten Baubeginn noch in diesem Jahr
"In einer Baustelle wird nicht gefeiert!". Kategorisch lehnt es Bürgermeister Thomas Bruckmüller ab, die erstmalige urkundliche Erwähnung der Ortschaft 1220 im kommenden Jahr groß zu feiern, wenn der Dorfplatz noch nicht fertig ist. Aber vielleicht klappt es ja mit dem heiß ersehnten Baubeginn heuer doch noch. Bei der diesjährigen Bürgerversammlung stellte er fest, dass "berechtigte Hoffnung" für den Beginn der Platzgestaltung besteht. "Die Pläne sind tatsächlich nun endlich fertig. Jetzt kann ausgeschrieben werden. Die Baufirmen warten schon drauf und stehen quasi Gewehr bei Fuß.". Ausdrücklich betonte er, dass nicht die Gemeinde für die Bauverzögerung verantwortlich sei, denn Bauherr ist die Dorfflurbereinigung. An die Gemeinde gerichtete Vorwürfe sind daher nicht angebracht. Zu seinem "Lieblingsthema" konnte er noch hinzufügen, dass das Flurbereinigungsverfahren nun auch zweigeteilt werden muss. Während die Feldflurbereinigung weitgehend abgeschlossen ist, ziehen sich die Dorferneuerungsmaßnahmen noch hin. Daher müssen nun auch zwei Vorstandschaften gewählt werden.
Kindergarten als "heißestes Thema der letzten Wochen"
Mit dem Kindergarten sprach das Ortsoberhaupt vor den Bürgern in der "Wollbacher Halle" eine weitere aktuelle "Baustelle" an, wohl eines der "heißesten Themen der letzten Wochen". Vor einigen Jahren hatten die Mitgliedsgemeinden im Bereich der VG Heustreu einen sogenannten "Bildungsverband" geschlossen. Danach befinden sich nun in Wollbach und Hollstadt die beiden Schulhäuser für die VG-Grundschulkinder, in Heustreu der gemeinsame Kindergarten mit Kinderkrippe und in Unsleben der Kinderhort. "Damals war allerdings nicht absehbar, dass heutzutage Kinder schon im Alter von einem Jahr eine Kinderkrippe besuchen." Da die Krippe in Heustreu die Nachfrage nicht mehr in vollem Umfang befriedigen konnte, habe man in Wollbach eine Kleinkindergruppe im Kindergarten eingerichtet, die nun aber auch schon zu klein ist. Auch Hollstadt habe "Krippenbedarf". "Wir müssen uns nun in der VG erst einmal klar werden, was wir künftig machen. Außerdem läuft derzeit auch noch die Bedarfsplanung, die Amt und Regierung verlangen", bat der Bürgermeister um Verständnis und Geduld. Hinzu kommt, dass aktuell auch die Kirchen Projekte nicht mehr mitfinanzieren. "Wir haben also lauter kleine Baustellen, die das Ganze etwas chaotisch machen. Es ist wirklich nicht einfach."
Kurz ging Bruckmüller in seiner Rückschau auch auf die Arbeit des neuen Allianzmanagers der NES-Allianz, Johannes Wolf, ein, wobei er auch die einzelnen anstehenden Projekte, wie Kernwegenetz, Innenentwicklung oder Leitungsdigitalisierung erwähnte. "Wir haben ein sehr gutes Trinkwasser", freute er sich. So sind Keime darin ebenso wie Pflanzenschutzmittel nicht vorhanden. Zudem "war die letztjährige Trockenheit in unserer Wasserversorgung nicht zu spüren."
Enorm groß ist die Nachfrage nach Bauplätzen. Daher ist das neue Baugebiet "Südlich der Unslebener Straße" auch ein echter Renner unter den Bauinteressenten. "Doch wir haben auch sehr viele Baulücken im Ortsinneren und da müssen wir uns künftig stärker hin orientieren", erteilte das Ortsoberhaupt einer weiteren baulichen Erweiterung in die freie Natur eine Absage.
Ungeachtet der Fertigstellung des Dorfplatzes laufen die Vorbereitungen für das Dorfjubiläum. Bruckmüller bat die Dorfbewohner, Ideen, Bilder, Exponate, Musik und Unterhaltung einzubringen.
Wie schon im Vorjahr war die "Zopfbildung" im Klärwerk Thema. Auch heuer bat der Bürgermeister seine Mitbürger eindringlich, feuchte Toilettentücher nicht per Klospülung zu entsorgen. Sauer reagierte er auf den Zeitgenossen, der am Tag der Bürgerversammlung einen Einsatz der Feuerwehr am Grünabfallplatz ausgelöst hatte. Über das "Stiftungshaus Sparkasse Bad Neustadt" informierte das Ortsoberhaupt ebenfalls, wobei er auch auf das Projekt "Bürgerstiftung" näher einging.
Wenig Schulden, viel auf der hohen Kante
Die Gemeinde Wollbach steht finanziell gut da. Auch davon konnten sich die Dorfbewohner bei der Bürgerversammlung selbst ein Bild machen. Bürgermeister und Gemeinderat wirtschaften solide, was allein schon ein Blick auf den Schulden- und den Rücklagenstand bestätigt. Mit gerade einmal 245 160 Euro, was einer Pro-Kopf-Verschuldung von 184,47 Euro entspricht, steht man in der Kreide. Demgegenüber hat die Gemeinde 1,3 Millionen Euro als allgemeine Rücklagen auf der hohen Kante liegen. Die Jahresrechnung 2018, so Bürgermeister Thomas Bruckmüller, schloss im Verwaltungshaushalt in Einnahmen und Ausgaben mit 2.282.664 Euro ab, während sich der Etat des Vermögenshaushalts Ende 2018 auf 848 430 Euro belief. Dabei hatte der Verwaltungshaushalt einen Überschuss von 251 077 Euro erwirtschaftet. 163 735 Euro konnte man da der Rücklage zuführen. Kummer bereitet einzig der Gemeindewald, wo "wir ein Riesen-Borkenkäferproblem haben", so das Ortsoberhaupt.
Wollbach wächst in Sachen Einwohner leicht
"Wir bewegen uns, was die Einwohnerzahl anbelangt, kontinuierlich nach oben", freute sich Thomas Bruckmüller und belegt dies mit der Steigerung um fünf Bewohner gegenüber 2018. 1.322 Bewohner mit Erstwohnsitz leben in Wollbach. 13 Geburten und ebenso viele Sterbefälle waren zu verzeichnen gewesen. Fünf Brautpaare schlossen in Wollbach den Bund fürs Leben.
Bevor Bürgermeister Bruckmüller am Ende all jenen dankte, die sich das Jahr über für die Allgemeinheit mit großen und kleinen Taten einsetzen, rührte er noch die Werbetrommel für die 2020 anstehenden Kommunalwahlen. "Wir brauchen tatkräftige, aktive und kreative Kandidaten." Er selbst ist bereit, als Bürgermeister weiter zu machen - "vorausgesetzt ich werde wieder aufgestellt."
Nur vier Bürger meldeten sich in der anschließenden Diskussionsrunde zu Wort. Kurt Wehner kritisierte den Kahlschlag und das Mulchen entlang des Weges zum Grünabfallplatz, was allerdings der Bürgermeister für erforderlich hielt, damit Rhöndistel, Küchenschelle und Osterglocke dort auch künftig blühen. Um Ortsunkundigen die Orientierung im Dorf zu erleichtern, schlug Walter Möser vor, im Zuge der Dorfplatzgestaltung an zentraler Stelle eine Informationstafel aufzustellen. Dieser Gedanke soll weiter verfolgt werden. Für Blühflächen interessierte sich Otmar Pfister, während Gerhard Fiedler auf einen beschädigten Zaun an einem gemeindeeigenen Garten hinwies.