„Diese Wahl ist eine Richtungsentscheidung.“ Diesen Satz hörte man von Politikerinnen und Politikern aller Parteien. Schon die Umfragen im Vorfeld machten deutlich, dass die Bundestagswahl spannend werden würde, wie schon lange nicht mehr. Im Vordergrund stand die Frage, wer das Machtvakuum, das Angela Merkel im Kanzleramt hinterlässt, füllen soll. Dies wurde seit Wochen nicht nur in der allgemeinen Öffentlichkeit, sondern auch bei uns Schülerinnen und Schülern am Gymnasium Bad Königshofen intensiv debattiert.
In den Pausen, auf den Gängen, im Kolleg, beim Abendbrot, die bevorstehende Wahl war überall zu spüren; das Superwahljahr machte seinem Namen alle Ehre. Selbstverständlich wurde ein derart wichtiges und brandaktuelles Thema auch im Sozialkundeunterricht behandelt. Die beiden Lehrkräfte Katharina Lehmann und Andreas Bördlein hatten dazu mit Unterstützung der Schulleitung in den Klassen 9-12 drei Stunden Aktionsunterricht durchgeführt. Begonnen wurde mit den Grundlagen des Wahlsystems. In der zweiten Stunde wurde die Parteienlandschaft anhand von Wahlplakaten und -programmen analysiert. Zum Abschluss konnte jede Schülerin und jeder Schüler seinen politischen Standpunkt anhand des „Wahl-O-Maten“ der Bundeszentrale für politische Bildung evaluieren.
Ausführliche Vorbereitung in den Wochen vor der Bundestagswahl
Diese ausführliche Vorbereitung mündete am Freitag vor der Bundestagswahl in die wichtigste staatsbürgerliche Aufgabe in der Demokratie: Den Wahlakt. Der Wahlkurs „Geschichte und Politik erleben“ und sechs engagierte Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe hatten den Auftrag, die Juniorwahl, die seit 1999 vom Verein „Kumulus“ aus Berlin initiiert wird und mittlerweile an 4513 Schulen in ganz Deutschland stattfindet, vorzubereiten und durchzuführen.
Dazu wurde ein ausgeklügeltes Hygienekonzept erarbeitet. Als Wahllokal wurde deshalb der Pausenhof auserkoren. Im Laufe des Tages wurden nach Überprüfung der Wahlberechtigung die Stimmzettel ausgehändigt und jede und jeder konnte seine Erst- und Zweitstimme wie bei der eigentlichen Bundestagswahl abgeben. Im Anschluss wurden die Stimmen ausgezählt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Eine Wahlbeteiligung von 97,9 Prozent bei 180 abgegebenen Stimmen. Für die echte Wahl wäre das ebenfalls wünschenswert.
FDP landete bei der Jugend noch knapp vor den Grünen
So haben die Schülerinnen und Schüler am Gymnasium Bad Königshofen abgestimmt: Das Direktmandat ging mit deutlichem Abstand und 42,8 Prozent der abgegebenen Stimmen an Frank Helmerich von den Freien Wählern. Bei der Zweitstimme lag die FDP mit 21,7 Prozent knapp vor den Grünen, die 20,8 Prozent erzielt haben. Die CSU hat mit 16,7 Prozent einen beachtlichen dritten Platz erreicht. Die bundesweiten Ergebnisse der Juniorwahl wurden am Sonntag um 18 Uhr auf der Seite www.juniorwahl.de veröffentlicht.
Auch wenn die Juniorwahl keinen Einfluss auf die Sitzverteilung im Deutschen Bundestag nehmen kann, so ist sie doch ein Gradmesser für die Wünsche der Generation von morgen, die vielleicht auch von der Politik nicht vernachlässigt werden sollten. Außerdem trägt sie in nicht geringem Maße zur Demokratieerziehung bei, indem sie politische Diskussionen befeuert und das Interesse der Jugendlichen für Politik deutlich erhöht.