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Bad Königshofen
Die Ping-Pong-Ultras und der Livestream
Corona brachte Ping-Pong-Ultra Josef Weber den Livestream ins Haus. 
Foto: Rudi Dümpert | Corona brachte Ping-Pong-Ultra Josef Weber den Livestream ins Haus. 
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 18.02.2022 15:13 Uhr

Von Corona  getrieben, wurde die Saison 2020/21 der TTBL (Tischtennis-Bundesliga) in so kurzer Zeit wie nie durchgeführt. Großen Anteil daran hatte auch der Turnierplan der ITTF (Internationale Tischtennis-Föderation), der ein Loch von Mitte Oktober bis Mitte November (China-Bubble) und ein weiteres vom 21. Februar bis 21. März (Doha-Bubble) in die Saison riss. Daher resultieren auch die vielen Spielverlegungen und die seltsame Situation, dass der dritt- und vorletzte Spieltag diesen Freitag und Sonntag ausgetragen werden und der letzte Spieltag genau vier Wochen später, auf den 21. März terminiert ist. Erst dann werden die Play-Offs zum Ermitteln des deutschen Meisters ausgespielt.

Was bedeutet das für den TSV Bad Königshofen? Die Tür zu diesem großen Play-Off-Spektakel steht vor dem drittletzten Spieltag noch einen Spalt offen (siehe dazu Bericht im Lokalsport). Dass der TSV seine beste Saison in der Bundesliga gespielt hat, steht schon heute fest. Was nicht nur wegen des Verlusts von Mizuki Oikawa wundert, sondern weil man auch auf die Unterstützung des Publikums verzichten musste. Von den elf Heimspielen werden am Ende neun vor total leeren Rängen gespielt sein. Nur bei den ersten zwei gegen Fulda (7. September) und Bergneustadt (11. Oktober) waren maximal 120 Zuschauer erlaubt. 

Keiner der 20 Fans hat jemals aktiv Tischtennis gespielt

Betroffen waren neben den vielen Saisonkarten-Käufern, Stammgästen, Tagesgästen, Sponsoren und deren Geschäftspartnern auch die Mitglieder des einzigen in der TTBL bekannten Tischtennis-Fanclubs "Ping-Pong-Ultras (PPU TSV Bad Königshofen.) Mit "Ultras" bringt man eigentlich ein anderes Klientel in Verbindung als diese 20 durch und durch friedliebenden Sympathisanten. Josef Weber, Karin Fecke und Gustav Hahn managen Auswärtsfahrten und anderes. Keiner der 20 hat jemals aktiv Tischtennis oder gar in einer Mannschaft gespielt. Ultra sind sie höchstens vom Grad ihrer Zuneigung und Unterstützung ihrer Lieblinge an der Platte. Die sich wiederum ihres Alleinstellungsmerkmals, einen Fanclub zu haben, bewusst sind und - zu normalen Zeiten - gern mit ihnen kommunizieren. "Rowdys dulden wir nicht", versichert Josef Weber. Es gebe Etiketten, die jeder akzeptiert.  

Die Ping-Pong-Ultras an ihrem Stammplatz in der Halle
Foto: Rudi Dümpert | Die Ping-Pong-Ultras an ihrem Stammplatz in der Halle

Eine Sondererlaubnis indes bekamen auch sie nicht zu jenen neun Heimspielen ohne Zuschauer, obwohl sich alle eine Saisonkarte gekauft hatten. "Ja, es hat manchmal schon richtig weh getan", versichert  Weber, bringt aber jedes Verständnis für diese generelle Maßnahme per Bayerische Infektionsschutzverordnung auf. Solange wenigstens das erlaubt war, haben sie sich im Clublokal "Beim Schwager", einer Kneipe in den Stadtsaal-Lichtspielen, getroffen und den Livestream gemeinsam angeschaut. Nach einem Spiel, ich denke es war das 3:2 gegen Grünwettersbach, sind wir sofort nach dem letzten Ballwechsel aufgebrochen zur Halle und haben so lange Remmidemmi gemacht, bis die Mannschaft rauskam und sich von uns symbolisch hochleben ließ. Zurzeit geht das ja auch nicht mehr."

Die Ping-Pong-Ultras mit Timo Boll und ZDF-Sportstudio-Moderator Jochen Breyer
Foto: Rudi Dümpert | Die Ping-Pong-Ultras mit Timo Boll und ZDF-Sportstudio-Moderator Jochen Breyer

Danach gab es keinen Kontakt mehr. Selbst die PPU´s können sich ja nicht mehr treffen. Und dennoch "sind wir kreativ und erleben die Spiele zwar daheim allein und doch irgendwie gemeinsam. Wir sind nämlich in einer Whatsapp-Gruppe und da wird jeder Punkt hin und her kommentiert. Wir bräuchten keine Kommentatoren, das machen wir selber ganz intensiv", sagt Weber. Josef hat sich sogar seinen eigenen Service eingerichtet. Während er das TV-Bild nicht aus den Augen lässt, diktiert er seine Beurteilung einer Szene seiner genauso Tischtennis-infizierten Frau Heike und die tippt die Text- oder spricht die Sprachnachricht ins Smartphone. "Beim Spiel gegen Düsseldorf wurden 133 Whatsapp-Nachrichten ausgetauscht. Ja, die Ultras sind da schon ultra-aktiv."

Die fünf Siege in Serie waren das Highlight der Saison

Die Serie mit den fünf Siegen in Folge war für den "Kran-Weber" wie fünf Mal Weihnachten. "Und jetzt waren oder sind wir noch ein bisschen dran am ganz großen Coup. Aber ob mit oder ohne Play-Offs: Es gab in dieser Saison unter Corona-Bedingungen viel Wehmut und Distanz-Schmerz, aber auch viel Freude und Begeisterung über die Leistungen und Ergebnisse unseres Teams. Ich bin mir ganz sicher, dass die unsere Unterstützung auch mental mitbekommen." Was er sich für die kommende Saison wünscht, "liegt wohl auf der Hand: Normale Bedingungen, offene Hallen und eine ähnlich begeisternde Mannschaft wie in dieser."        

 
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