"Multikulturelle Gesellschaft ist an der Mittelschule Bad Neustadt eine Selbstverständlichkeit - auch wenn dieser Begriff derzeit gerne als ein politisches Schlagwort verwendet wird", sagt Klaus Schiffmann, Beratungslehrer der Schule, und liefert die Begründung gleich nach: "An unserer Mittelschule sind derzeit Schüler aus 26 Nationen der ganzen Welt aufgenommen, wobei neben fast allen europäischen Ländern auch Nationen wie Afghanistan, Aserbaidschan, Brasilien, die Russische Föderation, Somalia, Syrien und Thailand auftauchen." Unterm Strich lernen hier momentan 125 Schüler mit Migrationshintergrund, was einen Prozentanteil von 33 an der Gesamtschülerzahl entspricht.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten
All diese Familien hätten natürlich ihre Kinder mit in die Region gebracht, welche dann in eigens geschaffenen Sprachkursen unterrichtet und kulturell eingegliedert wurden und werden. Dabei sei unbedingt zu erwähnen, dass besonders die Volksschulen vor Ort eine große Aufgabe zu stemmen hätten. "Weit bevor Hilfen von staatlicher Seite gestellt werden", betont Schiffmann.
Auch alle Lehrkräfte der Mittelschule Bad Neustadt stellten sich seit Jahren täglich dieser Herausforderung und könnten dabei auf beachtliche Erfolge verweisen. Natürlich gelte es dabei auch den unterschiedlichen religiösen Bekenntnissen gerecht zu werden. "Im Ethikunterricht kann hier idealerweise auf die Unterschiede, aber auch auf die Gemeinsamkeiten hingearbeitet werden", erklärt der Pädagoge weiter. Somit werde die Geschichte der Minderheiten der Stadt Bad Neustadt in aktueller und vergangener Zeit erarbeitet und gewertet. Aus diesem Grund besuchte der Ethikkurs der fünften Klassen mit Lehrer Klaus Schiffmann den jüdischen Friedhof von Bad Neustadt, um vor Ort das Erlernte zu überprüfen, zu sichten und um Neues zu erfahren.
Migration gibt es in Bad Neustadt schon lange
Migration gibt es in Bad Neustadt schon lange. So siedelten sich beispieslweies nach dem Zweiten Weltkrieg zahlreiche Heimatvertriebene in der Kreisstadt an und bereicherten mit ihrem Fleiß und Geschick die heimische Wirtschaft, so Schiffmann. Jahrzehnte später zogen aufgrund des großen Engagements des Christlichen Bildungswerks CBW viele Aussiedler und Russlanddeutsche in die Stadt. Nicht zu vergessen seien die zahlreichen Gastarbeiter in den ortsansässigen Betrieben aus Südeuropa, deren Auftauchen am offensichtlichsten in der Gastronomie zutage trat, betont Schiffmann. "Verstärkt wurde die multikulturelle Gesellschaft hier bei uns im Jahr 2015 durch die Flüchtlingswelle aus dem Bürgerkriegsland Syrien. Aber auch zahlreiche Arbeitszuzüge aus den ehemaligen Balkanstaaten und der ehemaligen Sowjetunion bereichern das Leben und die Gesellschaft unserer Stadt", sagt er weiter.
Zusammenfassend sei festzustellen, dass die Schulen von Bad Neustadt, und insbesondere die Pflichtschulen, multikulturelle Lernorte seien, welche sich ihrer Aufgabe der Integration durch Sprachförderung optimal stellen würden. "Allen Zugezogenen sollten Chancengleichheit und Teilhabe in allen Bereichen des gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens ermöglicht werden, damit keiner abgehängt wird und den Anschluss verliert", betont Schiffmann abschließend.
"Ein großer Einsatz für die Menschenwürde".