Das Franziskusfest war in diesem Jahr für die Franziskaner am Kreuzberg ein besonderer Grund zu Freude. Der neue Guardian Pater Korbinian Klinger wurde offiziell vorgestellt und in seinem Amt als Hausoberer begrüßt. Symbolisch überreichte der bisherige Guardian Pater Georg Andlinger die Schlüssel der Kirche an Pater Korbinian.
Pater Georg ist sich sicher, der Schlüssel werde Pater Korbinian nicht unbedingt zum Zuschließen, sondern zum Öffnen der Kirchentüre dienen und um Menschen willkommen zu heißen. Die Biographie von Pater Korbinian zeige, dass er gerne für Menschen da sei, ob nun als Leiter des Projektes Omnibus in München, wo er jahrelang Eltern kranker Kinder zur Seite stand und kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten bot, oder als Hausoberer im Kloster Rheda-Wiedenbrück, einem Haus mit vielen Angeboten zur Besinnung und Einkehr.
Schlüsselübergabe in Corona-Zeiten
Allerdings unterscheide sich diese Schlüsselübergabe von denen vergangener Zeiten. Stets habe ein Guardian am Kreuzberg an recht lebendige und reiche Tradition anknüpfen können. „Wallfahrten, Konzerte, Sonntagsgottesdienste und so manches mehr wurde auf dem Kreuzberg gefeiert, wir waren volle Kirchen gewohnt.“ In der Corona-Zeit seien viele dieser Termine abgesagt worden. Pater Korbinian könne nun nicht einfach das Gewohnte fortsetzen, wie seine Vorgänger es taten. „Es wird keine leichte Aufgabe sein, an die unterbrochenen Traditionen anzuknüpfen und diese in eine gute und neue Zukunft zu führen.“ Dazu wünschte Pater Georg dem neuen Guardian Gottes Segen.
Mit einem herzlichen „Grüß Gott“ stellte sich Pater Korbinian den Gläubigen vor. Er zeigte sich zuversichtlich, was die Zukunft der Traditionen auf dem Kreuzberg angehe, die sicherlich nicht in Vergessenheit geraten seien. Auch seien sie ja noch nicht so lange unterbrochen. „Sobald es möglich ist, werden sie sicherlich auch wieder lebendig werden.“
Zum Gottesdienst und der Begrüßung gekommen waren Landrat Thomas Habermann, Bürgermeister Georg Seiffert, Christian Weghofer, der Geschäftsführer der Klosterbetriebe GmbH, und Provinzialvikar Pater Markus Fuhrmann, der die Festpredigt zum Franziskusfest hielt.
Menschen kommen mit Anliegen zum Kreuzberg
Es seien oft ganz unterschiedliche Beweggründe, mit denen sich Menschen auf den Weg zum Kreuzberg machen. Für die einen sei er das Ziel einer langen Wanderung oder einer Mountainbiketour, für andere das Ziel einer Wallfahrt. Oft tragen Menschen, die zum Kreuzberg kommen, Anliegen und Sorgen im Herzen, die sie vor Gott bringen möchten. Der Kreuzberg sei hierfür ein guter Ort. Manches sei in den vergangenen Monaten durch die Corona-Pandemie durchkreuzt worden, im familiären und beruflichen Umfeld vieler Menschen.
Das Franziskusfest sei eine gute Gelegenheit, sich mit dem Ordensgründer, seinem Leben und seinem Bezug zum Kreuz Christi zu befassen. So hatte der Provinzialvikar eine kleine Ausgabe des Kreuzes von San Damiano, das auch Franziskuskreuz genannt wird, mitgebracht und ging damit durch die Kirche.
Persönliche Erlebnisse mit den Gläubigen geteilt
Pater Markus Fuhrmann erzählte von Gottesbegegnungen im kleinen, von persönlichen Erlebnissen aus seinem Dienst als Franziskaner bei Obdachlosen. Die Lebenserfahrungen des Franz von Assisi verband er mit Lebenserfahrungen heute. Durchkreuztes Leben, durchkreuzte Pläne. „Er durfte die Erfahrung machen, wie hoffentlich viele Pilger auf dem Kreuzberg, das war nicht das Ende, dass dort ganz unten im Leid, der Anfang eines neuen Wegabschnittes begann.“ Er ermutigte die Gläubigen, die Augen hierfür zu öffnen, denn gerade ganz unten könne man Jesus begegnen, durch ein hoffnungsvolles Wort, durch eine Geste, ein Zeichen. „Wir können ihn dort erkennen. Neu. Vielleicht können wir es noch nicht so aussprechen und müssen noch Worte finden für diesen herunter gekommenen Gott.“