Manchmal ist es die Liebe auf den zweiten Blick, die wirklich hält. So ist das auch bei Miriam Kram. Die erste Begegnung mit ihrer großen Liebe war nicht besonders angenehm. Ungemütlich war es und völlig verregnet, als Miriam Kram in Monterrey ankam. Die mexikanische Millionenmetropole zeigte der jungen Managerin aus den Haßbergen 2005 ihr hässliches Gesicht.
Auslandssemester als Karriereeinstieg
„Um ehrlich zu sein, war ich mir nicht sicher, ob das der richtige Ort ist. Der erste Eindruck war erschreckend“, gesteht Kram, die heute in Bad Neustadt lebt. Sie hatte in Konstanz ihr Vordiplom in Betriebswirtschaftslehre abgeschlossen. Für ein Auslandssemester sollte es eigentlich nach China gehen, um Chinesisch als Wirtschaftssprache zu vertiefen. Doch der Ausbruch des SARS-Virus vereitelte die Pläne, Kram wich auf ein spanischsprechendes Land aus: Mexiko, wo sie auch ihr Studium erfolgreich beendet hat.
„Tja, und in der Ferne habe ich meine Heimat wieder getroffen. Denn in Monterrey, unweit der Grenze zu Texas, gibt es eben ein Preh-Werk. Und den Arbeitgeber aus dem Nachbarlandkreis Rhön-Grabfeld kannte ich natürlich“, schmunzelt die 40-Jährige, die als Senior Account Manager im Vertrieb bei Preh arbeitet.
Eine unverbrüchliche Liebe
„Aber es hat nicht lange gedauert, und ich habe das Land und die Stadt von einer anderen Seite kennengelernt“, sagt die Preh-Managerin im Rückblick. Heute ist daraus eine Liebe zu dem nordamerikanischen Land gewachsen, die unverbrüchlich ist.
Mit eingeschlossen sind dabei die Tiger von Monterrey, ihr Lieblings-Fußballclub aus den Mexiko-Jahren von 2006 bis 2014. Der 'Club de Fútbol Tigres de la Universidad Autónoma de Nuevo León', kurz Tigres UANL, ist der Verein ihrer Wahl. „Fußball interessiert mich schon von Kindesbeinen an“, sagt Kram. Für die „Tigres“ hatte sich die Haßbergerin sogar in den ersten beiden Jahren Dauerkarten besorgt. „Natürlich habe ich ein Trikot des Vereins. Und mein Vater hat einen Trainingsanzug der Tigres, auf den ist er heute noch stolz“, berichtet die Vertriebsmanagerin, die wie jeder Fan der Fußball-WM in Russland entgegenfiebert.
Freundschaften bis heute
„Ich habe in meinen Mexikojahren meine besten Freunde kennengelernt. Die Freundschaften halten bis heute“, sagt Miriam Kram. Die Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mexikaner haben es der Unterfränkin angetan. Die Managerin mit dem strohblonden Haar ist auch in dem mexikanischen Fußballstadion ein Hingucker gewesen. „Ich werde nie vergessen, wie da das spanische Wort für 'Blondie' durchs Stadion hallte, ich bin halt aufgefallen unter all den Dunkelhaarigen“, schmunzelt die Frau.
Die Fußballspiele bei den Tigres sind für sie unvergessen. „Die Stimmung beim Fußball hat mich schon immer begeistert, aber Mexiko hat es noch mal getoppt“, schwärmt Miriam Kram von der Emotionalität der Lateinamerikaner.
Arbeit im Controlling
Bis 2014 hat die Managerin im Controlling des Mexiko-Werks von Preh gearbeitet, wo unter anderem Teile für Ford, General Motors oder BMW gefertigt werden. Rund 900 Mitarbeiter zählt der Standort Mexiko. „Das waren ganz wichtige Jahre meines Lebens und meiner beruflichen Entwicklung“, sagt Kram. Die Freundschaften, die Erlebnisse bei Klettertouren in den nahen Bergen oder beim Reiten sind unvergesslich für die Frau. Doch irgendwann war der Wunsch stärker, wieder öfter ihre Eltern in Sylbach bei Haßfurt zu sehen. Dieser Kontakt ist ihr auch heute noch ganz wichtig.
Silvester in Monterrey
Vernachlässigt wird ihre Mexiko-Leidenschaft keineswegs. „Ich versuche, mindestens zweimal im Jahr nach Mexiko zu fliegen. Meine besten Freunde leben bis heute dort“, sagt Kram. Sogar die letzten Tage des Jahres 2017 und die Silvestertage hat sie in Monterrey verbracht. Viele Erinnerungen hat sie aus Mexiko nach Deutschland mitgenommen – und die beiden Katzen Pita und Paulina.
Auf der Arbeit hat sie nicht nur beruflich immer wieder Kontakt zu den mexikanischen Kollegen. In der Abteilungsküche steht immer ein Fläschchen mexikanischer Salsa-Soße. „Die muss schön scharf sein“, lächelt die Frau. Soßen und mancherlei Zutaten für die mexikanische Küche bringen ihre Freunde aus Mexiko mit.
Spannung vor dem Mexiko-Spiel
Natürlich fiebert auch Miriam Kram der Weltmeisterschaft entgegen, vor allem dem ersten Spiel der Deutschen am 17. Juni – gegen die Mexikaner. „Ein wenig blutet mein Herz. Aber ich glaube, das Spiel wird 3:1 für Jogis Team ausgehen“, tippt die Fußballverliebte. „Es schlagen da schon zwei Herzen in meiner Brust“, sagt Kram. Ihr mexikanischer Lieblingsspieler ist übrigens Guillermo Ochoa, der Torwart.
Besuch aus Monterrey
Gleich am Tag nach der WM-Premiere für die Deutschen kommen Kollegen aus Mexiko nach Bad Neustadt. Miriam Kram freut sich schon auf das Wiedersehen. „Vielleicht können wir dann zusammen ein anderes Spiel der Mexikaner im Fernsehen verfolgen“, hofft sie. Da wird sie die Daumen für die Mexikaner drücken, denen sie ein möglichst langes Durchhalten wünscht.

