"Für zwei Stunden war Corona ein bisschen außen vor." Sabine Buß, Vorsitzende der Freien Wählergemeinschaft Mellrichstadt, hat einen Tag nach der Kommunalwahl ebenso wie der künftige Bürgermeister Michael Kraus gut lachen. Es war ein Wahlsieg auf der ganzen Linie für die Freien Wähler: Sie stellen den Stadtchef und sind weiterhin die größte Fraktion im Stadtrat.
Einziger Wermutstropfen für Sabine Buß, die selbst den Sprung ins Stadtparlament geschafft hat: Ein Sitz geht für die Freien Wähler verloren. Statt wie bisher acht Sitze sind in der kommenden Legislaturperiode noch sieben Plätze am Ratstisch für die Freien Wähler reserviert. Und das, obgleich die FWG mit 38,67 Prozent doch recht deutlich vor der CSU mit 28,73 Prozent im Endergebnis liegt. Die SPD kommt auf 8,57 Prozent, die Bürgerliste Frickenhausen auf 9,07 und die Bürgerlisten Eußenhausen und Mühlfeld zusammen auf 13,97 Prozent.
Frank Vetter in seinem Heimatort an der Spitze
Wer den Sprung in den Stadtrat geschafft hat, wurde in Mellrichstadt erst in den frühen Morgenstunden publik. So lange harrten einige CSU-Mitglieder mit Frank Vetter aus, um dann trotz des verpassten Bürgermeister-Titels auf ein gewonnenes Stadtratsmandat anzustoßen. Die CSU hat künftig sechs Sitze am Ratstisch statt wie bisher fünf. Der Bürgermeisterkandidat der Christsozialen hat mit 3051 Stimmen das Spitzenergebnis seiner Partei geholt. In seinem Heimatort Sondheim/Grabfeld hat er 76,9 Prozent der Stimmen im Wahllokal geholt. In den Briefwahlbezirken lag er ansonsten bei 34,4 und 38,9 Prozent.
Sondheim nimmt bei der Kommunalwahl ohnehin eine Sonderstellung ein: Zwei der Bürgermeisterkandidaten kommen aus dem Stadtteil beziehungsweise sind dort aufgewachsen. Vielleicht lag es daran, dass dort die Wahlbeteiligung bei über 90 Prozent lag (ansonsten 69 Prozent). Nur 17 Stimmberechtigte sind dort nicht an die Wahlurne gegangen.
Erfahrung zählt im Stadtrat Mellrichstadt
"Fast alle bisherigen Stadträte, die sich in Mellrichstadt zur Wiederwahl gestellt haben, erhielten das Vertrauen. Das bedeutet, dass die Neuen im Gremium auf die Erfahrung der Alten bauen können", sagte Vetter am Tag nach der Wahl. Er selbst zeigte sich positiv gestimmt und freute sich über die Zustimmung aus der Bevölkerung. "Jetzt gilt es, weiterhin gemeinsam das Beste für Mellrichstadt herauszuholen", appellierte er an die Zusammenarbeit im neuen Gremium.
Der Ortsvorsitzende Bernhard Ledermann hatte sich bei der Bürgermeisterwahl mehr Stimmen für Frank Vetter erhofft, sieht die CSU aber insgesamt gestärkt aus der Stadtratswahl hervorgehen. "Wir freuen uns über das gute Ergebnis nach einem guten Wahlkampf", sagte er.
SPD will sich künftig besser positionieren
Die SPD hatte sich eigentlich einen dritten Sitz am Ratstisch erhofft, wie die Ortsvereinsvorsitzende Karoline Karg preisgab. "Wir haben gute Arbeit im Stadtrat geleistet und wollen das zukünftig eindrücklicher der Bevölkerung nahe bringen", so die wiedergewählte Stadträtin. Die SPD mit Wolfgang Stahl und Karoline Karg ist die einzige Fraktion im Gremium, die in unveränderter Besetzung weitermacht.
Bürgermeisterkandidat Wolfgang Stahl hat schon Vorsätze für die SPD für die nächste Stadtratswahl ins Auge gefasst: "Wir haben es diesmal offensichtlich nicht verstanden, unsere gute Arbeit in Stimmen umzumünzen. Daher müssen wir uns besser positionieren und mehr in die Öffentlichkeit gehen", machte er deutlich.
Michael Kraus mit dem besten Ergebnis aller Stadtratskandidaten
Michael Kraus hingegen hatte keinen Grund zur Klage. Im kleinen Kreis hatte der künftige Bürgermeister auf das Ergebnis der Stadtratswahl gewartet und natürlich seine Wahl zum Stadtchef gebührend gefeiert. Mit 3235 Stimmen hat er das beste Ergebnis aller Stadtratskandidaten eingefahren. Weil Kraus ins Bürgermeisteramt aufsteigt, erbt Michael Mühlfeld, der zuvor Platz acht auf der FWG-Liste belegt hatte, seinen Sitz am Rastisch.
Zwar bedauerte Michael Kraus, dass die Freien Wähler einen Sitz im Gremium verloren haben, machte jedoch deutlich, dass er sich für seine Amtszeit ohnehin keine Entscheidungen mit Fraktionszwang wünscht. "Wir müssen jetzt einfach schauen, dass wir als neues Gremium insgesamt gut zusammenarbeiten", gab der neue Bürgermeister als Richtung vor.
Das 20-köpfige Gremium ergänzen zwei Kandidaten der Bürgerliste Eußenhausen (bleibt gleich) und zwei Kandidaten der Bürgerliste Frickenhausen (zuvor ein Stadtratsmitglied). Die Bürgerliste Mühlfeld hat einen Sitz am Ratstisch geholt, der bisherige Vertreter Jörg Rothhaar scheidet aus dem Gremium aus.