Seit ein paar Tagen rollen in Wollbach nun die Kugeln in der Dorfmitte. Zur inoffiziellen Eröffnung der neu angelegten Boule-Bahn auf dem Kinderspielplatz an der Kirchstraße trafen sich neben Bürgermeister Thomas Bruckmüller und den Gemeinderatsmitgliedern Cornelia Müller und Silvia Werner weitere Freunde dieser Sportart. Und allen machte das Spiel mit dem Bestreben, die eigene Kugel möglichst nahe an der Zielkugel zu platzieren, riesigen Spaß.
Urlauber haben das Spiel in Frankreich oder in Italien, wo es als "Boccia" bekannt ist, kennengelernt. Dort kommt man auf öffentlichen Plätzen zusammen, um gemeinsam – jung wie alt - dieser Kugelsportart zu frönen. Kornelia Müller ist dem Boule-Spiel aber nicht im Urlaub, sondern bei der Hochzeitsfeier des gebürtigen Wollbachers Thomas Zimmer im französischen Bordeaux begegnet. Die Idee, in Wollbach einen Boule-Platz anzulegen, hatte aber letztlich der vor einigen Jahren verstorbene Uli Schneider in einem Arbeitskreis der damaligen Dorferneuerung . Daran hat sich Cornelia Müller im vergangenen Herbst erinnert. Ihr Vorschlag fand im Gemeinderat sofort ein positives Echo, zumal man so mitten im Dorf einen Treffpunkt für alle Generationen schaffen konnte.
Platz wurde gefördert aus der NES-Allianz
Außerdem wurde das einige tausend Euro teure Projekt auch noch aus dem Fördertopf des Regionalbudgets der NES-Allianz gefördert. In den vergangenen Monaten wurde die Bahn dann in Zusammenarbeit von Freiwilligen und den Bauhofmitarbeitern neben dem Wollbach am Rand des Kinderspielplatzes hergestellt.
Bei der Premiere war mit Patrick Dufour auch ein Franzose dabei, der seit Jahrzehnten in Wollbach verheiratet ist und leidenschaftlich gerne Boule spielt, und zur Premiere silbern glänzende beziehungsweise matte Kugeln und die Regeln mitbrachte: allerdings in französischer Sprache. Gerne folgten die Mitspieler beiderlei Geschlechts seinen Anweisungen. Und gleich musste er auch schon eine Korrektur anbringen: Das, was nun in Wollbach gespielt und als "Boule" bezeichnet wird, bezeichnet man in Frankreich "Pétanque".
Um Millimeter wurde beim Spiel gerungen
Spätestens beim Mannschaftsspiel war der Funke auf alle übergesprungen, hatte der Reiz des Spiels alle gefangen genommen, wurden die eigenen Mitspieler angefeuert, den Gegner versuchte man zu irritieren. Um Zentimeter, ja Millimeter wurde gerungen. Notfalls musste sogar eine exakte Abstandsmessung – in Frankreich verwendet man dazu Taschentücher – mit Messmarken und Faden erfolgen, wenn das Augenmaß nicht mehr ausreichte, um den Abstand zwischen der liebevoll "Schweinchen" oder "cochonnet" (frz,) genannten Zielkugel zu bestimmen. Vom Teenager bis zum Mitsechziger reichte die Alterspalette an diesem Abend.
"Das ist eben das Herrliche am Boule-Spiel. Da können junge wie alte Menschen mitspielen.", sah sich Cornelia Müller bestätigt. Und Bürgermeister Thomas Bruckmüller, der sich als ebenfalls bereits als Boule-Spieler "outete", ließ sich dazu – ebenso wie die anderen Spieler zwischendurch stilgerecht ein Glas "Pastis" schmecken, einem typischen französischen Schnaps.
So entwickelte sich aus dem Boule-Spiel schon fast ein kleines familiäres Picknick. Künftig will man sich jeden Sonntag ab 18 Uhr zum Boule-Spielen treffen. Jedermann ist dabei auf dem "Uli-Schneider-Gedächtnis-Bouleplatz" – so der Namensvorschlag von Cornelia Müller - willkommen.