Ganz vorsichtig trägt Auszubildender Lukas Bäumker von der Firma Katzmann kleine, nur wenige Zentimeter große Blatt-Goldstreifen auf die große Kugel auf, die seit Jahren den Zunftbaum in Mellrichstadt schmückt. Ein Sturm hatte diesen vor zwei Jahren umgelegt, wobei die kupferne Kugel stark beschädigt wurde. In einer Spenglerei wurde sie aufwändig wieder zusammengesetzt. Die Malerinnung Rhön-Grabfeld hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Vergoldung zu übernehmen, sagte Obermeister Stefan Neuhöfer (Großbardorf). Dies alles geschieht im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung in den Werkstätten der Malerinnung Rhön-Grabfeld in Mellrichstadt.
Jonas Fries vom Malerbetrieb Fries aus Unterweißenbrunn, Ausbilder in der Malerinnung Rhön-Grabfeld, erklärt dazu, dass die kupferne Kugel zunächst mit einem gold-gelbfarbenen Grundlack versiegelt wurde. Aufgetragen wird Blattgold mit 24 Karat im Maß von acht mal acht Zentimeter pro Blatt. Das wird teils noch in passgenaue Streifen geschnitten und dann auf die Kugel aufgetragen. "Insgesamt werden wir so an die 200 Blatt mit diesem Gold aufbringen." Der Arbeitsaufwand ist natürlich enorm und es müsse ganz präzise gearbeitet werden, fügt Obermeister Stefan Neuhöfer an. Rund zwei Tage Arbeit waren dazu erforderlich.
Außergewöhnlicher Auftrag
Jungmeister Jonas Fries sagt, dass solch ein Auftrag im Malerberuf etwas ganz Außergewöhnliches ist. "Das ist nicht unser Tagesgeschäft, aber es gehört zum Berufsbild dazu." Damit das Gold auch sicher hält, wird zunächst ein spezielles Klebmittel (Mixtion) aufgebracht. "So ein Blättchen ist im My-Bereich, wenn man nicht aufpasst zerbröselt es recht schnell zu Goldstaub." Nachdem die Fläche komplett mit Blattgold belegt ist, werden mit einem feinen Einkehrpinsel vorsichtig die Überstände entfernt, bevor die Kugel einen Tag später mit einem Wattebausch noch poliert wird.
Der Jungmeister berichtet, dass derartige Arbeiten schon in seiner Lehrzeit immer etwas Besonderes waren. Er hat das Vergolden von seinem Lehrmeister Wolfgang Hippeli (Mellrichstadt) gelehrt bekommen. Dieser war Lehrer an der Berufsschule und hatte vor einigen Jahren für den Mellrichstädter Zunftbaum mit seinen Lehrlingen die Schilder gefertigt, auf denen die Handwerksbetriebe mit ihren Zunftzeichen dargestellt sind und eben auch die Kuppel vergoldet. All das, und vor allem auch die teils beschädigten Schilder, wurden von den Lehrlingen in der überbetrieblichen Ausbildung instandgesetzt und neu versiegelt, um sie wetterfest zu machen.
Überbetriebliche Ausbildung
Doch die angehenden Malergesellen haben bei der überbetrieblichen Ausbildung noch mehr gelernt. Unter der fachkundigen Leitung der Künstlerin Alexandra Laske (Herbstadt) erfuhren sie mehr über Gestaltung von Beistelltischen, von Malerei auf verschiedenen Leinwänden, aber auch über die Illusionsmalerei auf einer großen Leinwand. "Wie gestalte ich Stuckelemente farblich und wie geht das mit Stuckgießarbeiten?" waren Themen, die erklärt und natürlich auch praktisch geübt wurden. Mit einem Pendel entstanden unter anderem bei der Kreativwoche der Lehrlinge, die sich im zweiten und dritten Lehrjahr befinden, ganz besondere Arbeiten.
Sogenannte Abgußarbeiten waren weitere Aufgaben, erklärt Obermeister Stefan Neuhöfer. In einer Acryl-Gießtechnik wird zunächst das Negativ einer Figur oder eines Wandbildes hergestellt. Damit besteht dann die Möglichkeit, das Original immer wieder neu zu vervielfältigen. "Etwas, das heute auch im Malerberuf immer wieder gefragt ist und vor allem auch für die Denkmalpflege eingesetzt wird," fügt der Obermeister erklärend an. All das wird im August bei einer Ausstellung im Foyer des Landratsamtes Rhön-Grabfeld in Bad Neustadt zu sehen sein. Dazu gehört auch ein großes Wandgemälde, das die Lehrlinge gemeinsam mit Alexandra Laske erstellten.
Nur wenige Jugendliche interessieren sich zurzeit für den Malerberuf, sagt Obermeister Stefan Neuhöfer. „Dabei ist es ein Beruf, der wirklich Freude macht und immer gebraucht wird.“ In der Malerinnung Rhön-Grabfeld sind noch viele Ausbildungsplätze frei.