In Großbardorf wurde ein beispielgebendes Gemeinschaftsprojekt bestens umgesetzt – dieses Lob war bei der offiziellen Inbetriebnahme der Biogasanlage, der Heizzentrale und des Nahwärmenetzes am Freitag öfter zu hören.
Eine „Keimzelle der neuen Energieversorgung“ sah Festredner Josef Göppel, MdB, in der kleinen Gemeinde und Bürgermeister Josef Demar zeigte sich stolz darüber, dass die Großbardorfer Bürger die Energiewende selbst in die Hand genommen haben.
In einem Arbeitskreis der Allianz Grabfeldgau wurde schon 2007 über Energiekonzepte diskutiert, die Agrokraft und die Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen Energie e.G. haben schließlich das Sieben-Millionen-Euro-Projekt in Großbardorf mit vielen Partnern umgesetzt. 44 Landwirte liefern aus einem Umkreis von zwölf Kilometern Mais- und Ganzpflanzensilage, Gülle und Mist und sind auch finanziell an der Biogasanlage beteiligt.
Bürgermeister Demar betonte in seiner Ansprache die harmonische Zusammenarbeit von Agrokraft Großbardorf mit den Geschäftsführern Mathias Klöffel und Marco Seith und der FWR-Energie e.G. mit den Vorständen Reinhold Behr und Mathias Klöffel. Lob gab es auch für den Agrokraft-Geschäftsführer Michael Diestel (er erhielt das Gemeindewappen für seine guten Ideen und seine Unterstützung) sowie Gemeinderat Reinhold Behr, der entscheidend daran mitwirkte, dass nun 120 Haushalte mit Nahwärme versorgt sind.
Ein Vortrag von Josef Göppel, dem „Grünen unter den Schwarzen“, wie er oft genannt wird, war bei Michael Diestel auf fruchtbaren Boden gefallen und so sind die Genossenschafts-Gedanken von Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen in die Energiewende eingeflossen. Gerade Göppel sollte deshalb die Festrede halten, was er gern tat und dabei mit Lob nicht sparte. Wegen der unkalkulierbaren Entwicklungen komme es darauf an, was man vor Ort habe und wie man sich notfalls selbst helfen könne, so Göppel. In einem Krisenfall müsse die dezentrale Versorgung mit Energie, Wärme und Lebensmitteln funktionieren. Die erneuerbaren Energien beinhalteten im Wesentlichen kleinteilige Strukturen und bedeuten damit auch eine große Chance für die Entwicklungsländer. Der Erlös bleibe in der Region - das seien die Chancen für den ländlichen Raum. „Das Beispiel Großbardorf kann allen Zweiflern Mut machen“, sagte Göppel.
Reinhold Behr rief noch einmal die Entstehungsgeschichte des Nahwärmeprojekts ins Gedächtnis. Von der Vorstellung der möglichen Varianten, Bürgerbefragung und dem Konzept, das noch einmal überarbeitet werden musste, weil mehr Anschlussnehmer dazukamen, bis zum ersten Spatenstich und dem ersten Hochfahren der Anlage Ende November 2011 gab es viel „Blutdruckhebendes“, wie er berichtete.
Pfarrer Peter Herrmann segnete die Anlage und wünschte einen unfallfreien Betrieb. Mathias Klöffel stellte einige der wichtigsten Partner vor und führte kurze Gespräche mit dem MT-Biogas-Technologie-Geschäftsführer, Stützpunkt Süd, Thomas Ehrmann und Wilfried Helfrich (Helfrich Ingenieure Main-Rhön).
Da das Projekt für eine regionale Bank zu groß war, gab es einen „Bankenpool“ von drei VR-Banken, die Kredite vergeben haben, für sie sprach Vorstand Reiner Türk. Privatdarlehen der Bürger von mehreren 100 000 Euro haben außerdem dem Großprojekt auf die Beine geholfen.
Michael Diestel zeigte sich in seinen Worten glücklich und erinnerte an die vielen schlaflosen Nächte, die hinter dem Projekt stehen. Der Gemeinschaftsgedanke sei groß in Großbardorf. Er lobte besonders Bürgermeister Josef Demar für dessen Engagement.
Der Angelsportverein hatte das Festessen vorbereitet, dorthin zogen die Festgäste nach dem offiziellen Teil, begleitet von der Großbardorfer Musikkapelle unter der Leitung von Klaus Kirchner.
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder unter rhoengrabfeld.mainpost.de