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Bischofsheim
Die Kleinkunstbühne Bischofsheim zeigt das Stück "Hallo. Ich bin einige von uns": Theaterproduktion aus Lisa Wagners Feder
Die Kleinkunstbühne Bischofsheim zeigt das Stück 'Hallo. Ich bin einige von uns.' In dieser Spielszene wissen Ada (rechts, Franziska Scherf) und ihre Begleiterin (Tina Mai) nicht recht, wie es jetzt weitergehen soll.
Foto: Barbara Enders | Die Kleinkunstbühne Bischofsheim zeigt das Stück "Hallo. Ich bin einige von uns." In dieser Spielszene wissen Ada (rechts, Franziska Scherf) und ihre Begleiterin (Tina Mai) nicht recht, wie es jetzt weitergehen soll.
Barbara Enders
 |  aktualisiert: 13.10.2024 02:29 Uhr

Die Begeisterung unter dem Premierenpublikum war groß. Nach acht Jahren Abstinenz gibt es endlich wieder eine Theaterproduktion aus Lisa Wagners Feder. Die Steigerung zu ihren bisherigen Projekten ist, dass dieses Stück komplett von ihr geschrieben und inszeniert worden ist. Dieses Mal ist Lisa nicht auf der Bühne zu sehen, sie lenkt alles aus dem Hintergrund.

Mit einem Herumtänzeln der Akteurinnen – alles weibliche Darsteller im Alter von elf bis 59 Jahren – beginnt das Stück. Dann werden Bereiche der sehr schlicht gehaltenen Bühne stärker, andere nur schwach ausgeleuchtet. Am Bühnenaufgang sitzt ein Wesen mit Schnuller und Plüschtier, dahinter streiten sich zwei Kinder, andere bewegen sich in Sportkleidung, zwei Figuren tanzen eng umschlungen.

Aus dem scheinbar Beliebigen schält sich die Geschichte heraus, wird ein roter Faden erkennbar: Es geht um das Leben der jungen Ada, beginnend bei der Geburt, über Kindheit zur Jugend und Erlebnissen, die das Erwachsenwerden begleiten. Aus dem anfänglichen Geplänkel entwickeln sich Situationen, die in Kindheit und Pubertät jedem Menschen widerfahren können.

Als Zuschauer findet man sich – sofern man dem Theaterstück offen begegnet – an vielen Stellen wieder. Wie man das Gezeigte aufnimmt, liegt am Individuum selbst. Somit kann das Reflektieren und Empfinden des Stückes auch nur ein ganz persönliches sein. Verstörend und beängstigend wirken manche Szenen, dann gibt es wieder amüsante Abschnitte, die das Publikum zum Lachen bringen.

Das Theaterstück zeigt, wie sich ein Mensch entwickeln kann, der allen Erwartungen gerecht werden will, um jeden Preis in der Gesellschaft anerkannt sein möchte, um bestehen zu können. Und auch die innere Zerrissenheit bei diesen Bemühungen und dem langsamen Zerbrechen am Druck von außen. Es zeigt alle Höhen und Tiefen – einige Abgründe des Lebens, bis zur Erkenntnis des eigenen Wertes.

Die Musik ist ein wichtiger Faktor dieses Bühnenspiels und dazu das Licht, dass mit plötzlichem Erlöschen nicht nur das Ende einer Szene bedeuten kann. Auch die Musik setzt einmal aus.

Die Darstellerinnen können sich in jedem Moment des Auftrittes der vollen Aufmerksamkeit der Zuschauer sicher sein. Im Epilog findet das Theaterstück einen zukunftsfrohen, hoffnungsvollen Abschluss: "Ich bin Ich!" und "Da draußen wartet das Leben auf mich – mein Leben – und es will erlebt werden!"

Nach großem Applaus bekam das Publikum einige Minuten später die Gelegenheit, das Ensemble samt Regisseurin Lisa Wagner und Sounddesigner Viktor Flegler persönlich kennenzulernen. Alle standen für Fragen zu Stückentwicklung und Quellen der Szenen zur Verfügung. Und so bekamen sie ganz direkt und unvermittelt die Reaktionen des Publikums zu spüren, und die fielen ausnahmslos positiv aus. Großer Respekt wurde allen (Laien-)Schauspielerinnen und deren großer Professionalität gezollt, besonders der erst elfjährigen Sienna Mai, die das innere Kind Adas während des gesamten Stückes darstellt.

Regisseurin Lisa Wagner arbeitet gerne mit Laienschauspielern zusammen und plant künftig für jedes Jahr eine neue Inszenierung der Kleinkunstbühne Bischofsheim. Für die Schauspielenden ist die Teilnahme kostenlos, im Gegensatz zu vielen Spielclubs in Städten, wo selbst die Darsteller eine Gebühr zahlen müssen. Die Kleinkunstbühne Bischofsheim lebt nur von Spenden. Es ermöglicht jenen, die nicht so viel Geld haben, trotzdem einen Theaterbesuch und vielleicht – so die Hoffnung Lisa Wagners – geben Bessergestellte dafür etwas mehr in die Spendenkörbchen.

Da alle Vorstellungen ausverkauft waren, haben sich die Organisatoren entschlossen, eine Zusatzvorstellung zu geben. Sie ist am 20. Oktober um 19 Uhr.

Ramona Salatsch führt vom Bühnenrand aus das Publikum durch die Szenen.
Foto: Barbara Enders | Ramona Salatsch führt vom Bühnenrand aus das Publikum durch die Szenen.
Ada (Franziska Scherf) hat ihr inneres Kind (Sienna Mai) und somit wieder zu sich selbst gefunden.
Foto: Barbara Enders | Ada (Franziska Scherf) hat ihr inneres Kind (Sienna Mai) und somit wieder zu sich selbst gefunden.
 Strahlende Gesichter nach dem Premierenabend der Kleinkunstbühne Bischofsheim (von links) Juliane Schmitt, Tina Mai, Sienna Mai, Ramona Salatsch, Lea Wagner, Angelika Enders, Viktor Flegler, Franziska Scherf, Lisa Wagner, Clara Urban und Johanna Jagusch.
Foto: Barbara Enders |  Strahlende Gesichter nach dem Premierenabend der Kleinkunstbühne Bischofsheim (von links) Juliane Schmitt, Tina Mai, Sienna Mai, Ramona Salatsch, Lea Wagner, Angelika Enders, Viktor Flegler, Franziska Scherf, ...
 
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