Tamwyn ist gerade einmal elf Monate alt, liebt Katzen und Küken und sammelt gerne die versprengte Hühnerschar ein. Tamwyn ist ein echter Border Collie und diesen Hunden liegt das Hüten im Blut. Am Wochenende kann man ihn und einige Artgenossen bei der Arbeit betrachten
Als sich die Immobiliensachverständige Helga Simon und ihr Mann in Schönau, am Fuße des Kreuzbergs, ein Häuschen mit Garten kauften, rückte die Erfüllung eines Lebenstraumes in Reichweite. Sie wollte schon immer Tiere halten. Als erstes zogen die Hühner in den kleinen Stall vor dem Haus ein, danach sollten die Schafe folgen. Als sie sich nun nach einem Hütehund für Schafe umsah, stieß sie auf die Rasse der Border Collies. Vor einigen Monaten kam der Welpe in ihr Haus und in Zusammenarbeit mit Hundetrainerin Susanne Frank aus Stockheim begann die Erziehung des Tieres einer ganz besonderen Rasse.
Der hübsche schwarze Hund mit den weißen Pfoten und einer ebensolchen Schnauze mit schwarzer Knopfnase schaut sein Frauchen, in der Fachsprache auch „handler“ genannt (englisch für Hundeführer), aufmerksam an. Sobald er seinen Befehl bekommt, läuft er in geduckter Haltung los und separiert zum Beispiel einzelne Schafe aus der Herde und treibt sie dem „handler“ zu.
Bei Helga Simon sind es derzeit noch die Hühner, die wieder in ihren Stall getrieben werden. Die Befehle werden mit einer speziellen Hundepfeife gegeben. „Das hört sich an wie eine Mundharmonika und ich bin immer noch am Üben“, lächelt Helga Simon.
Mit diesen Pfeifkommandos ist der Border Collie über weite Flächen hinweg zu dirigieren, ohne dass sich der Schäfer übermäßig anstrengen muss.
Die Erziehung der jungen Border Collies erfolgt ohne den bei anderen Hunderassen so wichtigen Augenkontakt, ebenso fehlen die üblichen Leckerli zur Belohnung. Mit viel Ruhe, ohne die Herde zu hetzen, zieht ein Border Collie in geduckter Haltung seine Kreise um die Tiere, lenkt sie quasi mit Augenkontakt, nähert sich und entfernt sich wieder von der Herde, wenn sie die vorgegebene Richtung eingeschlagen hat. „Der Abstand des Border Collies zur Herde nennt sich Balance“, erklärt Helga Simon, „der Hund hält diesen Abstand instinktiv ein.“
Endlich naht der große Tag, an dem Tamwyn „seine“ Herde bekommen soll. Diesen Samstag liefert der Heidschnuckenzüchter Tom Daume fünf Tiere der Grau Gehörnten Heidschnucke, die er auf seinem Hof in Ortenberg selbst züchtet. Helga Simon freut sich auf die nicht allzu großen Tiere, die auch gut an das Klima im Brendtal angepasst sind. Aufgrund ihrer Hörner lassen sich die Tiere gut fangen und festhalten, was sich gerade bei der Klauenpflege als Vorteil erweisen kann. Über die praktische Pflege der Tiere wird sie noch einiges lernen müssen.
Dabei steht ihr Tom Daume zur Seite. Auch er ist leidenschaftlicher Border Collie-Halter. Wie Helga Simon engagiert er sich im Verein „Arbeitsgemeinschaft Border Collie Deutschland“. Diesem Verein liegt die Aufklärungsarbeit am Herzen und auch Helga Simon wird nicht müde, darauf hinzuweisen, dass diese Hunde keine Familienhunde sind. Die Collies seien zum Hüten geboren, es entspreche ihrem Naturell. Border Collies sind sehr intelligente Tiere, die vielfältige Aufgaben erledigen, sehr gelehrig sind und die Anforderung brauchen.
Die Fähigkeiten der Hunde wird man am Wochenende begutachten können. Tom Daume liefert nicht nur die Schafe nach Schönau, er wird auch zeigen, was in den Hunden steckt. „Ich muss lernen, was mein Hund alles kann“, weiß Helga Simon und das will Ihr Tom Daume erklären. Daume bringt seine eigenen Border Collies mit, drei an der Zahl, und wird zeigen, was sie können. Tom Daume wird am Samstag mit der Arbeit beginnen, Zuschauer sind willkommen.
Allerdings weist Helga Simon darauf hin, dass keine Border Collies mitgebracht werden sollten, die noch nie Tiere hüten durften. Das könnte für diese Hunde ein Schlüsselerlebnis werden und ihre Instinkte wecken, mit denen ein unerfahrener Hundehalter nicht zurecht kommt.
Wer sich die Arbeit der Border Collies anschauen möchte, ist am Samstag, 11. September, ab 11 Uhr, und am Sonntag, 12. September, ab 10, Uhr am alten Bolzplatz im Wiesenweg in Schönau willkommen.
