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BAD NEUSTADT
Die Hitler-Tagebücher und der schönste Tag Deutschlands
Guido Knopp signiert       -  Signierstunde. Der Historiker Guido Knopp gab gerne Autogramme in sein autobiographisches Buch “Meine Geschichte“.
Foto: Stefan Kritzer | Signierstunde. Der Historiker Guido Knopp gab gerne Autogramme in sein autobiographisches Buch “Meine Geschichte“.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 25.01.2018 02:49 Uhr

Bad Neustadt (krit) Wenn es ein Bild eines Historikers aus dem Fernsehen gibt, dann muss wohl Guido Knopp dieses Antlitz zieren. Wie kein anderer hat es Knopp in den vergangenen Jahrzehnten geschafft, sich als „Mr. History“ in das Gedächtnis der Fernsehzuschauer zu graben. Jetzt hat er seine eigene Geschichte aufgeschrieben und dabei Historisches vornehmlich aus Deutschland, aber auch aus der ganzen Welt mit Autobiographischem verbunden. Eine durchaus interessante Mischung, wie die Zuhörer in der bis auf den letzten Platz besetzten Buchhandlung Rupprecht am Marktplatz in einer Lesung feststellen durften.

Helmut Kohl fand Knopp besonders sympathisch

„Wenn Sie alle Kanzler (bis auf Adenauer) persönlich getroffen haben, welcher war Ihnen am sympathischsten?“, fragte ein Zuhörer nach der Lesung. Für Guido Knopp war die Antwort klar: Helmut Kohl. Den Kanzler der Einheit hat Knopp in seiner langen Karriere vielfach persönlich getroffen, oft interviewt, viel über ihn berichtet, um letztlich zu dem Schluss zu kommen, dass die Deutsche Einheit ein Glücksfall der Geschichte war. Für Helmut Kohl war die Öffnung der Mauer wie für Knopp auch eines der schönsten Ereignisse in ihrem Leben. Nur am ZDF, für das Knopp viele Jahre arbeitete, ging dieser Abend ziemlich vorbei, wie der Historiker berichtete.

Geschichte war in der Schule sein Lieblingsfach

Guido Knopp, Jahrgang 1948, lebt heute in Mainz, hat seine Wurzeln aber im Fränkischen. „Ich war vor 20 Jahren schon mal in Bad Neustadt“, sagte er. „Mein Schwiegervater wurde in der Herz- und Gefäß Klinik behandelt.“ In seinem Buch „Meine Geschichte“, das nun kurz vor seinem 70. Geburtstag herausgekommen ist, beschreibt der Historiker seine Kindheit in Aschaffenburg und seine Schulzeit. Sein Abitur hat er in Neustadt an der Aisch abgelegt. „Am meisten habe ich mich in der Schule für Geschichte interessiert“, sagt er. Da verwundert es nicht, dass ein Studium der Geschichte und Politik in Würzburg folgte. Anschließend arbeitete er als Journalist für die Frankfurter Allgemeine Zeitung und die Welt am Sonntag. Aber eigentlich zog es ihn schon immer zum Fernsehen.

Im Jahre 1978 heuerte Knopp beim ZDF in Mainz an. Schon zwei Jahre später übernahm er die Sendung „Fragen zur Zeit“ und von da an waren historische Themen stets als Chefsache bei Knopp untergebracht. Mit einem Stab von bis zu 50 Mitarbeitern beackerte er vor allem die neuere Geschichte Deutschlands. Und das äußerst publikumswirksam. Millionen Zuschauer folgten ihm in Sendungen wie „Hitler – Eine Bilanz“, „Unser Jahrhundert – Deutsche Schicksalstage“, „Hitlers Helfer“, „Holocaust“ und „Die Deutschen“.

Knopp half fleißig mit, als der Schwindel um die angeblichen Hitler-Tagebücher aufgedeckt wurde. „Die Wirklichkeit war noch viel grotesker als der später über das Thema gedrehte Film Schtonk, sagte Knopp. Als die schönste Nacht Deutschlands beschrieb er aber den Fall der Mauer, den er im Fernsehen mitverfolgte. Allerdings nicht bei seinem Fernsehsender, dem ZDF, sondern bei den Kollegen der ARD. Die waren nämlich in Berlin vor Ort, als sich die Grenze öffnete.

Ein Fehler bei der Nato-Osterweiterung

Beim ZDF waren an diesem Abend mehrere Entscheidungsträger verhindert und nicht am Platz, sodass Guido Knopp peinlicherweise eingestehen musste: “Die schönste Nacht Deutschlands war die schwärzeste Nacht des ZDF.„ Auf die Frage eines Zuhörers, wie Helmut Kohl die Deutsche Einheit hinbekommen habe, antwortete Knopp: “Der machte auf eine schlafwandlerische Art und Weise in dieser Zeit alles richtig.„ Nur eines, so Knopp, sei im Trubel der Deutschen Einheit vergessen worden. Die NATO-Osterweiterung vertraglich mit der damals schon strauchelnden Sowjetunion zu manifestieren. Daraus, so Knopp, resultieren letztlich die Differenzen, die es heute zwischen der westlichen Welt und Russland gibt.

 
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