BAd Neustadt Eines haben sie alle gemeinsam: Sie leben sehr gerne in Rhön-Grabfeld. Sonst hätten sie anderweitigen Lebensoptionen den Vorzug gegeben. Haben sie aber nicht: Nach Monaten, wenn nicht Jahren Rhön-Grabfeld-Abstinenz, sind sie letztendlich doch in die Heimat zurückgekehrt, häufig aus ganz bewussten Überlegungen heraus. Gemeint ist die Gruppe der „Rückkehrer“. In einer kleinen Serie stellt die Main-Post Rückkehrer aus dem Landkreis vor.
Ulrich Leber, 50 Jahre, Technischer Werkleiter der Stadtwerke Bad Neustadt, ist nach dem Studium jahrelang zum Arbeiten aus Rhön-Grabfeld hinaus gependelt, seine Familie hatte ihr Zuhause jedoch in all der Zeit immer im Landkreis.
Ulrich Leber: Nach meinem Studium – Maschinenbau an der TU München und Wirtschaftsingenieurwesen an der FH Würzburg-Schweinfurt – haben sich erst andernorts berufliche Perspektiven ergeben, so dass ich über viele Jahre zwischen meiner Heimat und zunächst Schweinfurt, später Meiningen und anschließend Würzburg gependelt bin. In den letzten Jahren hatte es mich dann sogar nach München verschlagen. Meiner Frau und mir war es jedoch wichtig, dass die Familie ein festes Zentrum, ein „Zuhause“ hat, weshalb wir einen Wegzug nie konkret ins Auge fassten.
Leber: Familiär war diese Konstellation nicht einfach, da ich nur eingeschränkt bei der Familie und den Kindern sein konnte, deren wesentliche Entwicklung in dieser Zeit stattgefunden hat. Da wurde dann vieles auf das Wochenende verlagert und auch versucht, zu kompensieren. Umgekehrt war die Zeit beruflich extrem spannend, mit einer ganzen Fülle verantwortungsvoller Aufgaben und letztlich eine hervorragende Lehre, die ich auch nicht missen möchte. Ich halte solche Erfahrungen verbunden mit einem Blick über den Tellerrand für äußerst wichtig und würde jungen Leuten immer dazu raten, sich auch eine Zeit lang in der Fremde zu bewegen.
Leber: Natürlich hatte ich die beruflichen Möglichkeiten in meiner Heimat immer auf dem Radarschirm. Dass sich eine solche dann ergeben hat, war letztlich ein trauriger Zufall. Durch den Tod meines Vorgängers bei den Stadtwerken, Ewald Geis, der plötzlich und unerwartet starb, eröffnete sich für mich die Möglichkeit des Wechsels hierher. Ohne diesen Umstand hätte sich schon altersbedingt wohl kaum mehr die Chance ergeben. Statt 300 Kilometer zur Arbeitsstätte hatte ich plötzlich noch nicht einmal mehr drei Kilometer.
Leber: Heimat ist darin zu spüren, wie die Menschen geprägt sind. Wir sind hier ein eher bescheidenes Volk. Man muss nicht groß zwischen den Zeilen lesen und hat es im Allgemeinen unabhängig von der Bildung in jeder Hinsicht mit ehrlichen Menschen zu tun, die ihre Haltung von ihrem Wissen und ihrer Kompetenz ableiten. Auch den Arbeitsmarkt und die Unternehmen in unserem Landkreis halte ich für sehr interessant. Im Grunde stehen die Firmen mit innovativen Produkten und Entwicklungen sehr stabil im Markt. Damit geben sie natürlich der Bevölkerung auch eine gewisse Sicherheit für ihre Lebensplanung zurück. In Verbindung damit ist auch das schulische Angebot sehr wichtig und ich meine damit nicht nur die allgemeinbildenden Schulen, sondern auch die besonderen Bildungsangebote – unsere Berufsschulen und die Einrichtung des Technologie-Transferzentrums für Elektromobilität. Es ist sehr spannend diese Entwicklungen mit begleiten zu dürfen. Natürlich könnte ich jetzt die „Gefällt mir“-Liste noch um meine persönlichen Vorteile verlängern: Familie, Freunde, Beruf, Freizeitmöglichkeiten.
Leber: Was ich mir zutraue zu ändern und worauf ich Einfluss habe, gehe ich auch an. Ansonsten beschäftige ich mich weniger mit hypothetischen Fragen. Vor große Probleme wird uns aber noch der demografische Wandel stellen – ich nenne nur einige Beispiele wie die medizinische Versorgung, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten, Arbeitsplätze außerhalb unserer Städte. Diese Entwicklung beunruhigt mich am meisten.
... Vielfalt und Vertrautheit.