„Darf ich vorstellen – Hanno, unser Neuzugang in der Herde!“ Als reinrassigen, hornlosen Gelbviehbullen haben die Hartmanns ihn im April erstanden, für die Zucht des Gelben Frankenviehs werden seine Merkmale die Herde prägen.
Wenn Horst Hartmann seine Rinder sieht und über seine Arbeit mit den Tieren spricht, leuchten seine Augen. Man merkt dem Landwirt an, dass er mit ganzem Herzen bei seinen Rindern ist.
Bei einer Betriebsbesichtigung von Landrat Thomas Habermann und Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb beschreibt Horst Hartmann sein Anliegen: „Ich nutze diese schöne Landschaft, um unseren Ort herum zur Aufzucht meiner Tiere, aber ich möchte, dass das Produkt aus meiner Arbeit auch den Menschen hier zugutekommt.“
Hartmann will lange Transportwege vermeiden. Das beginne mit dem Futter. „Meine Tiere werden ausschließlich vom Gras und Heu der Rhön groß, sie fressen kein aufwändig im Ausland produziertes und womöglich belastetes Kraftfutter, das lange Transportwege hinter sich hat.
“ Auch die Schlachtung soll in der Nähe passieren, wieder ohne große Belastung der lebenden Tiere durch lange Fahrten in Viehtransportern. „Am besten wäre es, wenn auch das Fleisch von den Menschen hier verzehrt würde, anstatt es über Ketten zu vermarkten, die es in weit entfernte Märkte transportieren. Daran arbeiten wir“, so der Landwirt.
Ein wichtiger Schritt, den Bürgern die Arbeit auf einem Biohof näherzubringen, sei das Hoffest unter dem Motto „Bio-Rind trifft Biene“. Die Besucher konnten erleben, was hier getan werde, „und mit dem gebratenen Ochsen auch schmecken, warum wir das tun“, so Horst Hartmann. Dafür wurde die Veranstaltung auch auf der BIOFACH Nürnberg mit dem zweiten Preis ausgezeichnet.
Habermann und Erb diskutieren mit dem Landwirt über die unterschiedlichen Ansätze zur Umsetzung seiner Ziele, geben Anregungen, Tipps zur Nutzung vorhandener Informationsplattformen, Hinweise auf Unterstützung geplanter Projekte durch staatliche Mittel.
Es bleibt aber noch ein langer Weg, denn auf die wirtschaftliche Sicherheit, die die Verträge mit großen Handelsketten bieten, können Hartmanns bislang nicht verzichten. „Aber auch da haben wir jetzt die Zusage eines Partners, der das Fleisch als Rhöner Bio-Rindfleisch vom Gelben Frankenvieh gezielt im Kreis Fulda in die Produktpalette aufnehmen möchte“, freut sich Claudia Hartmann.
Die geplante Direktvermarktung vom Hof in Weisbach aus steht kurz vor dem Start. „Wir denken darüber nach, zusammengestellte Fleisch–Portionsboxen anzubieten: Steak, Hackfleisch, Lende, Beinscheibe und Suppenfleisch, Knochen – alles fertig portioniert, zum Einfrieren vorbereitet.“ Dazu könnte das Angebot ergänzt werden durch einfache Rezeptvorschläge mit einem Rhönkräuter-Strauß oder Angebote zu gemeinsamen Kochevents. „Ideen habe ich noch viele“, so die Bäuerin.
Der landwirtschaftliche Betrieb in Weisbach wurde 2009 von dem Ehepaar Horst und Claudia Hartmann auf biologische Landwirtschaft umgestellt. Bis zur Zertifizierung als Biohof verging über ein Jahr und in dieser Zeit hat sich die Einstellung des Ehepaars zum Umgang mit der Natur komplett verändert.
„Je mehr ich mich mit dem Thema der ökologischen Landwirtschaft beschäftige, desto klarer wird mir, dass wir mit der Massentierhaltung und den billig erzeugten Lebensmitteln unsere Lebensgrundlage – eine intakte Natur – zerstören werden.“ Deshalb bildet sich Claudia Hartmann zurzeit zur Erlebnisbäuerin weiter. „Ich möchte mit Kindern und Erwachsenen arbeiten, dieses Bewusstsein auch bei anderen Menschen wecken und sie für die sinnvolle und erhaltende Nutzung von Tier und Natur begeistern.“
Nach dieser Ausbildung wird Claudia Hartmann Angebote für interessierte Besuchergruppen zusammenstellen. Geplant sind Erlebnis-Führungen zur Arbeit auf einem Bauernhof, zur Nutzung eines Tieres vom Fleisch bis zum Huf, Veranstaltungen zum Thema Landwirtschaft im Lauf der Jahreszeiten, Wanderungen zu den Weiden auf der Hochrhön. Thomas Habermann und Birgit Erb schätzen die Energie, mit der sich die Hartmanns in ihrem nicht einfachen und körperlich oft anstrengenden Beruf engagieren. „Wir werden auch zukünftig bei der Verpachtung unserer Flächen auf die Betriebskonzepte unserer Landwirte schauen, darin sind wir uns mit dem Markt Oberelsbach einig“, betont Landrat Habermann. „Wir sind uns bewusst, dass wir als Landkreis von Menschen wie Ihnen profitieren.“
Birgit Erb fügt hinzu, dass der Markt Oberelsbach mit Ginolfs und Weisbach eine hohe Dichte an ökologisch orientierter Landwirtschaft vorweisen kann. „Ich bin mir sicher, dass hier genügend Potenzial vorhanden ist, um die regionale Vermarktung innerhalb unseres Biosphärenreservats voranzubringen“, so die Bürgermeisterin.
Horst Hartmann freut sich über den Zuspruch und verweist mit einem augenzwinkernden Blick auf Hanno, den neuen Zuchtbullen in der Herde: „Wir sind übrigens noch auf der Suche nach einem Paten für Hanno. Vielleicht auch ein Projekt, mit dem wir den Menschen unserer Region unsere Ziele näherbringen können. Interessenten dürfen mich gerne ansprechen.“