
Haben auch Sie den Samstagsbrief an das Rotkäppchen gelesen in Ihrer Zeitung mit allerlei Erläuterungen zum Rhöner Wolf? Der Rhönkauz hat ihn mit Leidenschaft gelesen, ja richtiggehend verschlungen wie einst der Wolf die Geißlein. Und seitdem ist er mächtig sensibilisiert für das Thema. Möglicherweise sogar ein Stück weit zu sehr.
Anfang der Woche konnte sich der Rhönkauz etwas die Beine vertreten im Salzforst, wo der Rhönkauz haust – und auch der Wolf. Keiner wird es glauben, aber auf seiner Nordic-Walking-Tour, die keine 5 Kilometer lang ist, ist er dem Wolf gleich dreimal begegnet. Das erste Mal gleich auf der Söller, das ist eine Anhöhe bei Schmalwasser. Der Rhönkauz hat sich keine Sorgen gemacht. Im Notfall wäre ein Hilfeschrei schnell nach Sandberg gedrungen und irgendein Schütze am Trap-Stand wäre zu Hilfe gekommen.
Eine Baumwurzel mit fletschenden Zähnen
Kurze Zeit später, im schon dunkleren Salzforst, hat er den Wolf gleich das zweite Mal gesehen, wenn es nicht ein zweites Exemplar war. Zugegeben, ein wenig glich das Tier beim ersten Blick einer aus der Erde gerissenen Baumwurzel, die dort im Wald lag. Aber die spitzen Ohren und dieser finstere Blick aus dunklen Augenhöhlen waren nicht anders zu deuten als die Umrisse eines Wolfes. Schließlich ist der Rhönkauz sensibilisiert! Dieser Blick! Er hatte gar nichts von "Ich interessiere mich nicht für Menschen!" - eher im Gegenteil!
Hysterie hinter dem Garagentor
Mögen die Leserinnen und Leser bis hierher schon eine leichte Hysterie beim Rhönkauz verspüren. Der Hammer kommt noch: Als der Rhönkauz mit der Walking-Runde zu Ende war, hat er den Wolf leibhaftig in seiner Garage gesehen, wo er eigentlich seine Nordic-Walking-Stöcke deponieren wollte. Zusammengekauert hinter dem eingeklappten Rasenmäher hat er auf den Rhönkauz gelauert, getarnt als alter, grauer Gartensack. Dumm nur: Eben, als der Rhönkauz die Garage schließen wollte, um den Isegrim mit dem bereitliegenden Beil zu erlegen, scheint er doch noch schnell aus der Garage entkommen zu sein. Zu schade, es wäre das Beweisstück gewesen!
Ein Nudelholz tut gut
Aber der Rhönkauz muss sich ja keine Gedanken machen, dass der Wolf Dörfer durchstreift, wie im Samstagsbrief zu lesen ist. Kneipenbummler sind auf jeden Fall froh, wenn sie bei der Ankunft eins mit dem Nudelholz übergebraten bekommen. Denn das ist ein sicheres Zeichen, dass sie den Nachhauseweg überlebt haben.
Summasummarum bleibt für den Rhönkauz nach dem Abgleich der Pro- und Contra-Argumente zum Wolf nur eine Bilanz. Nur ein Tier von mythischer Kraft sollte in der Rhön eine Chance auf Heimischwerden bekommen: der Wolpertinger!