Gibt es ein Zeichen der Hoffnung in diesen schwierigen Corona-Zeiten? Natürlich: Es sind die Störche an den Fluss-Auen rund um Bad Neustadt. Der Storchennachwuchs, der sich derzeit auf den saftigen Wiesen tummelt und immer weitere Flugmanöver startet, begeistert die Beobachter. Die Fotografen knipsen Motiv um Motiv von den prächtigen Vögeln mit den langen Beinen.
Albertus Magnus (1193-1280) war noch der Meinung, den Winter würden die Störche im Wasser schlafend verbringen. Ende des 18. Jahrhunderts hat eine deutsche Gräfin einen Storch mit einem Medaillon versehen, das Tier wurde in Palästina gefunden. Schließlich kam die planmäßige Beringung von Zugvögeln, die viele Geheimnisse lüftete.
Die Reisevorbereitungen laufen
Nicht lange wird es dauern, und die flugerprobten Störche werden sich zu ihrem Flug in Richtung Afrika aufmachen, wie es schon seit Jahrtausenden geschieht. Die Westzügler werden über Spanien und die Meerenge von Gibraltar nach Afrika ziehen oder gleich in Spanien ihr Auskommen finden. Die Ostzügler nehmen die Route über den Bosporus. Das hat seinen Sinn. Denn die Störche nutzen die Thermik und Aufwinde. Diesen Auftrieb gibt es aber nicht über großen Meeresflächen, darum nehmen die Störche die Engstellen über das Mittelmeer. Wie raffiniert das doch ist, und welch ein Wunder, dass die Jungtiere von Brend und Saale auch schon dieses Wissen in sich tragen.
Politischer Botschafter
Der Storch ist ja auch so etwas wie ein politischer Botschafter. Er mag vielleicht beringt sein und eine bestimmte Nummer tragen. Er besitzt aber kein Ausweisdokument, das ihn als Europäer oder doch eher als Afrikaner ausweist. Und so beflügelt er zu Fantasien über eine Menschheit, die keine ethnischen, nationalen oder sonstigen Grenzen kennt.
Das ist vielleicht aber auch etwas dick aufgetragen. Wir Rhön-Grabfelder sind vielleicht etwas nüchterner und berechnender. Dann ziehen wir also lieber eine andere Schlussfolgerung aus dem Storchenboom rund um Bad Neustadt: Wenn es wahr ist, was man den Störchen so gerne nachsagt, dann sollten Bürgermeister Michael Werner und sein Stadtratskollegium schon jetzt darüber nachdenken, wann die nächste Ausbaustufe der Bad Neustädter Krippenplätze erreicht sein muss!