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Bad Neustadt
Die Glosse: Let's dance in der Corona-Krise!
Die einfachen Dinge sind's, die das Leben ausmachen. Das lehrt uns die Corona-Krise beim Fernsehsessel-Philosophieren.
'Let's Dance' heißt die Entspannungs-Sendung unserer Wahl in der Corona-Krise: Sie kann lehrreich sein zum Thema menschliches Versagen und hoffnungsfroh stimmen auf die Zeit nach Corona. 
Foto: DPA/Rolf Vennenbernd | "Let's Dance" heißt die Entspannungs-Sendung unserer Wahl in der Corona-Krise: Sie kann lehrreich sein zum Thema menschliches Versagen und hoffnungsfroh stimmen auf die Zeit nach Corona. 
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 29.04.2020 02:10 Uhr

Corona hat fast alles in unserem Leben verändert. Und das Virus hat uns mit einem Mal gezeigt, wie wenig wir selbst eigentlich ausrichten können.

Diese zwei Sätze hören wir fast jeden Tag, in beinahe jeder Zeitungsspalte, bei fast jedem Plausch unter Sicherheitsabstand über Nachbars-Zäune hinweg. Ja, Corona hat unser Leben verändert. Seit wir mehr oder weniger an Home-Office und die eigenen vier Wände gefesselt sind, schauen wir an fast jedem Freitag plötzlich "Let's Dance" auf RTL.   

Sehnsucht nach Bewegung und Freiheit

Das haben wir früher nie gemacht. Aber wir schauen es jetzt, weil wir uns nach dem Gegenteil von Beschränkung sehnen, nach Entfaltung, nach Bewegung, nach Freiheit. Uns kommen fast die Tränen, wenn die Tanzpaare Lebensglück verströmen, Kampfeswillen und eine Geschmeidigkeit der Bewegungen zeigen, als wäre das Leben draußen nicht gerade ein ganz seltsames und eingeengtes.   

Wir wissen also, dass wir andere Dinge tun als sonst. Und wir wissen, dass wir sowenig eigentlich selbst ausrichten können (siehe oben). Denn wir selbst können nicht tanzen. Wir sind regelrechte Trampel, stolpernde Stümper. Es ist uns schon immer ein Graus gewesen, sich biegende und wiegende Tänzer zu beobachten. Wenn die Ehegattin so etwas früher eingeschaltet hat, haben wir uns zurückgezogen, gerne mit einer spöttischen Bemerkung. Jetzt, in den Zeiten der Ausgangsbeschränkung, rücken wir plötzlich einfach zusammen und finden es gut, wenn Joachim Llambi, das strengste Jury-Mitglied, seine fachkundige Beobachtungsgabe dem Laienpublikum vor den Bildschirmen demonstriert.   

Schmerzhafte Momente

Ja, und dann stellen sich die schmerzhaften Momente ein, für die das Corona-Virus indirekt sorgt. Warum haben wir nicht doch zugesagt, als die Ehefrau vor Jahren schon mit der Idee kam, man könnte doch einen Tanzkurs besuchen. Wir haben die Chance von damals verpasst. Jetzt sind die Knochen zu alt geworden, um es noch einmal mit Foxtrott, Tango oder Paso Doble zu versuchen.

Solcher Art sind die Lehren, die wir aus der Coronakrise ziehen. Und weil ja das Osterfest mit seiner Hoffnungsbotschaft bevorsteht, schöpfen wir auch aus der Krise Hoffnung für einen besseren Neuanfang danach. 

"Let's dance' hat es uns im kleinen gezeigt: Corona und der Zwang zum Couchpotatoe-Tum bietet die Chance, unaufgearbeitete Dinge in Ordnung zu bringen. Das hieße in unserem Falle freilich: Die wirkliche Herausforderung steht uns erst nach der Coroan-Krise bevor. Dann nämlich, wenn wieder Tanzkurse angeboten werden! 

 
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