Schreckensnachrichten ereilen uns minütlich in diesen Zeiten der Corona-Krise. Der Mensch sehnt sich zwischen all den Hiobsbotschaften von kollabierenden Gesundheitssystemen und bankrottierenden Kleinunternehmen nach einer guten Nachricht, vielleicht sogar nach einer Erfolgsmeldung.
Der Josef Ackermann der USA?
Dieses Aufgespießt, das erste übrigens, das auf den geschätzten Kollegen Hubert Herbert als eigentlichen Mentor dieser Glosse verzichten muss, weil es auch ein Leben nach der aktiven Phase der Altersteilzeit gibt, dieses Aufgespießt also wartet mit einer solchen Erfolgsmeldung auf.
Wir wollen William 'Bill' Ackman aus den USA die Referenz erweisen. Bill Ackman klingt ja schon so wie in unseren Breitengraden der Name Josef Ackermann. Und auch Bill Ackman ist eine Person aus der rätselhaften Welt der Finanzen, die uns eine gewisse Bewunderung abtrotzt. Ackman ist es gelungen, aus der Corona-Krise "gestärkt herauszugehen", wie wir es uns ja alle wünschen als solidarische Gesellschaft.
Milliarden mit Corona gemacht
Ackman, Gründer des möglicherweise aggressivsten Investmentfonds Pershing Square Capital, hat mit einer Wette auf einen Börsenabsturz infolge der Coronacrise 2,6 Milliarden Dollar verdient. Das geht aus einer Mitteilung des Fonds hervor. Pershing Square Capital hat im März eine Rendite von acht Prozent erzielt. Im gleichen Zeitraum verloren die Weltbörsen fast 20 Prozent. Der Mann ist bekannt für seine Deals, die gerne auch skrupellos sind. "Bill Ackman zerstört Unternehmen", sagte einmal Starbucks-Gründer Howard Schultz über den Investor.
Ackman nahm gerade einmal 27 Millionen Dollar in die Hand, um seine Wette zu platzieren. Für das Geld kaufte Ackman spezielle Kreditversicherungspapiere, deren Preise steigen, je wahrscheinlicher der Kredit eines Unternehmens ausfällt. Die Wette ging auf: Die Corona-Krise legt derzeit ganze Volkswirtschaften lahm, die Kreditausfallrisiken der Unternehmen steigen immens.
Münchhausen lässt grüßen
Natürlich gönnen wir Herrn Ackmann die 2,6 Milliarden Dollar. Es bedarf ja auch profunden finanzwirtschaftlichen Wissens, um auf solche Finten zu kommen. Auf der anderen Seite: Bisher ist es nur den Finanz-und Börsenhaien dieser Welt gelungen, in Krisenzeiten ein Münchhausen-Prinzip zu entwickeln, mit dem man sich am eigenen Schopf packt und aus dem Sumpf zieht.
Eine Pflegekraft zum Beispiel, die derzeit alles gibt und bis an die psychischen und physischen Grenzen geht, um anderen Menschen zu helfen, die hat keine Sekunde Zeit, irgendeine Wette abzuschließen. Wir vermuten aber, dass mit den Geldern aus Lohnerhöhungen, die ihr vorenthalten werden, genau solche Börsengeschäfte gemacht werden, so mal grob gedacht. Und darum ärgert uns die Erfolgsmeldung aus Amerika um so mehr.
Pfleger sollten spekulieren
Wahrscheinlich hätte Bill Ackman einen Tipp für unsere angenommene Pflegekraft: "Wetten Sie doch darauf, dass es nach der Corona-Krise genauso weitergeht mit schlechter Bezahlung für die Pflegeberufe!" So zynisch, wie eine entfesselte Marktwirtschaft an manchen Tagen ist, könnte tatsächlich ein dickes Plus für die Pflegekraft dabei herausspringen.
Wir würden Herrn Ackman ja gerne die 2,6 Milliarden Dollar durch eine geschicktere Wette abluchsen. Unsere Wette: "Es wird nie ein Mittel gegen die menschliche Gier geben!" Schon gewonnen!