zurück
Bad Neustadt
Die Glosse: Der Wasserkocher spart nur die Zeit, die man für noch mehr Hektik im Leben braucht
Unser Kolumnist Fredi Breunig macht sich so seine Gedanken zum technischen Fortschritt. Wirklich viel hat er dem Menschen offenbar nicht gebracht.
Unsere Abbildung zeigt den Fluch der Menschheit (rechts im Bild). Der Wasserkocher mag Wasser schnell zum Kochen bringen. Darüber hinaus ist er kein besonderer Segen, weil der Mensch die gewonnene Zeit bloß für noch mehr Hektik nutzt.
Foto: Jevtic | Unsere Abbildung zeigt den Fluch der Menschheit (rechts im Bild). Der Wasserkocher mag Wasser schnell zum Kochen bringen.
Fredi Breunig
 |  aktualisiert: 16.02.2025 02:32 Uhr

Heut' geht's widder mo ömm die moderne Zeiten. Ich hätt nie gedocht, däss ich amoll n Lenny Kravitz, amerikanischer Rocksänger, Musiker, unn Schauspieler zitier', owwer jetzt muss es sei: "Wenn ich den ersten Song spiele, sehe ich nichts als Handys. Es ist sehr interessant, wie sehr die Leute konditioniert sind. Für sie ist es das Größte, anderen zu beweisen, dass sie da waren, anstatt einfach da zu sein...."

Ja, so isses! S Handy städd im Mittelpunkt vo alles unn jedem, zum Beispiel vo junge Mütter. Wenn ich a Hersteller vo Kinnerwääche wäär, dääd ich nur noch links n Griif hie mach. Rachts hodd die Mutter sowieso ömmer 's Handy in die Haand! Trotzdem, nix geeche die junge Leut. Fleißig senn se zweifellos. Früher hodd a Bauer Ruuwe, Miist, Hää odder Stroh geloode. Die junge Leut heut? Loode deutlich mehr: Handy, Apple-Watch, Tablet, Laptop, Fitness-Tracker, Kopfhörer, und und und! Der technisch' Fortschritt: Fluch unn Segen!

Wasserkochen an der Feuerstelle ist Vergangenheit

Owwer ehrlich gsocht: scho oft a Segen. Denk' ich ömmer widder, wenn ich Wasser für Nudel, Weißwürscht usw. koch. Unn wo? Natürlich im Wasserkocher!!! Aus mei Sicht s Sinnbild für technischen Fortschritt schlechthie! Wasser nei, Schalter nooch onnde gedröggd, a weng geworrd, fertig! Sensationell! Hört sich vielleicht blöd oo, owwer denkt doch amoll zurügg! Wasser ganz früher zum Koche zu brenge, hieß: Holz sammel, Feuer mach, Wasser nei n Kessel, offs Feuer stell – unn worrd!

Später, off die Bladde vo n Holzherd, nedd viel besser: Holz nei, ooschüür, Wasser drauf, worrd, worrd, worrd. Elektroherd: nedd sooo viel besser. Dann der Durchbruch: der Wasserkocher, siehe oben! So, unn jetzt würrds philosophisch! Im Vergleich zu früher schborrn mir allee beim Koche vo a Liter Wasser a guude Stonn ei. Unn woss mache merr? Leeche mer uns hie, schloffe odder genieße, bis die gschboord Stonn römm iss unn fränn uns so üüwer die gewonne Zeit?

Zeitersparnis bringt nur noch mehr Hetze

Denk doch nedd droo! Mir hetze weiter unn widmen uns der nächst Ärwwet. Unn so mache mersch mit allem, woss uns der technisch Fortschritt beschert hodd: Zeit gewonne, hergschenkt, weiterghetzt! Weil mer blööd senn!

Am Schluss widder woss Lustigs zum Dhema: „Mein Chef verlangt von mir, dass ich statt mit E-Mail per Fax mit ihm kommuniziere. Was soll ich als Nächstes machen? Die Pferde tränken? Das Katapult beladen? Oder ein Kettenhemd knüpfen???“ Servus, der Eustach.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Fredi Breunig
Fredi Breunig
Lenny Kravitz
Rocksänger
Technischer Fortschritt
Wasser
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Jochen Paulus
    Beim Lesen der Glosse muss ich feststellen dass wir in meiner Heimat Nord- Osthessen gar nicht so weit sprachlich mit meiner zweiten Heimat Rhön-Grabfeld auseinander sind. Ich würde dem Autor antworten „Bos wellste dann schon widder Du ahler Glooweskopp?“ (Bitte nicht persönlich nehmen 😉)
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten