Wie so vieles, so fällt auch die Sternsingeraktion, wie man es gewohnt ist, der Corona-Pandemie zum Opfer. Zu Anfang der Tradition in Bad Königshofen besuchten die Drei Könige aber längst nicht jedes Haus in der Stadt. Bekannt ist, dass zwei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Königshofen die Sternsinger auf der Straße sangen und vorrangig die in der Stadt lebende Prominenz besuchten. Den Stern hatte man sich in Sternberg bei Pfarrer Regmann geborgt. Die ersten Dreikönige, die im Jahr 1947 durch die Stadt liefen, waren Fritz Schunk, Günter Laubender, Konrad Trauth und Engelbert Weber als Sternträger.
Eine Aussendung im Gottesdienst gab es damals noch nicht. Der Brauch wurde von der katholischen Jugendgruppe getragen. Um Weihnachten herum machte man in einer Gruppenstunde aus, wer an Dreikönig durch die Stadt gehen sollte. Es wurden vier Leute bestimmt und die lernten dann unter Anleitung von einem Fräulein Schineller die Texte und übten die Lieder ein, um sie dann bei ihrem Rundgang vorzutragen.
Für die Ausstattung war jeder selbst verantwortlich. Da genügte ein weißes Betttuch oder ein farbiger Umhang. Der Sternträger war mit einem Mantel bekleidet. Der große Stern, der auf einem Besenstil befestigt war, konnte von innen mit drei brennenden Kerzen beleuchtet werden. Die Königshöfer fürchteten wohl, der Stern könnte durch das Feuer Schaden nehmen und bastelten stattdessen mit einer Batterie und einem Fahrradbirnchen eine elektrische Beleuchtung in den Sternberger Stern.
Drei Jahre später hatten die Königshöfer ihren ersten, eigenen Stern. Mehrere Birnchen erhellten das aus Sperrholz ausgesägte Gebilde, das im Scherenschnitt weihnachtliche Motive zeigte. Am Griff war eine Vorrichtung angebracht, in die die Batterien gesteckt wurden. Mit einem Knopfdruck konnte man die Beleuchtung an- und wieder abschalten.
Die Schminke kam aus dem Kohleofen
Natürlich verwendeten die Heiligen Drei Könige von damals auch schon Schminke. Ofenruß sorgte bei König Kaspar für die schwarze Farbe. Zuvor wurden Gesicht und Hals mit einer Creme behandelt. Ein dunkles Halstuch sorgte dafür, dass die Kleider nicht schwarz wurden. Am Abend gegen 19 Uhr ging es dann zunächst ins Juliusspital, dann folgte das Anwesen Wiener in der Kellereistraße, dann das Kloster. Von hier aus ging es über die Schottstraße zum Elisabethaspital, wo erneut Halt gemacht wurde. Nach rund einer Stunde, hatten es die drei Könige geschafft. Letzter Auftritt war am Kornstein auf dem Marktplatz, wo gesungen wurde.
Die drei Könige gingen damals übrigens nicht in die Häuser, sondern sangen mitten auf der Straße. Bei Mitbürgern, die Kaspar, Balthasar oder Melchior hießen, gab es ein besonderes Ständchen direkt vor dem Haus. Die wiederum bedankten sich mit einem kleinen Geldpräsent. Acht bis zehn Mark kamen zusammen, das Geld gaben die Sternsinger im Pfarramt ab, denn es war für die Kirchenkasse bestimmt. Mit dabei hatten die drei Könige auch ein Weihrauchfass, das Schiffchen mit den Weihrauchkörnern und eine leere, ganz mit Goldpapier beklebte Zigarrenschachtel für die Spenden. Mitmachen durfte bei den drei Königen nur diejenigen, die noch keine 20 Jahre alt waren.
Die Sternsingergruppen, wie sie in den vergangenen Jahren durch die Stadt zogen, kamen erst nach den 50er Jahren auf. Damals war Karl Merz Stadtpfarrer von Königshofen. Er führte ein, dass die Sternsinger in jedes Haus gingen und den Segen Gottes für das neue Jahr überbrachten. Die Verse haben sich bis heute nicht geändert: "Vielliebe Leut' macht auf die Herzen, wir bringen das Licht der Weihnachtskerzen..." Auch gesungen wurde natürlich und zwar Lieder wie "Wachet auf...", "Leise, leise..." aus dem Freischütz und weitere passende Kirchenlieder.