Wenn die Frauen von Irmelshausen alle drei Jahre ihren "Weiberkiez" in der Gastwirtschaft "Zur Linde" feiern, bleiben Männer außen vor. Verirrt sich trotzdem einmal einer in die Gaststube, erwartet ihn einiges. "Der überlegt es sich das nächste Mal, ob er noch einmal zu uns kommt," lachen die Kiezmütter Anette Geier und Elke Mauer. Ob sie das dürfen? "Aber natürlich, das ist unsere Weiberkiez und da haben wir alle Freiheiten. Männer sind hier nun mal nicht erwünscht."
So ist es auch am Faschingsdienstag und Mittwoch, wenn die Irmelshausener Frauen wieder ihren traditionellen Weiberkiez feiern. Die Frauen pflegen damit einen mehr als 300 Jahre alten Brauch. Lediglich Pfarrer, Landrat, Bürgermeister, Gemeindediener, Gastwirt und der Lehrer dürfen dabei sein.
Frauen in Feuerwehruniform unterwegs
Der Brauch wird durch Geld- und Getränkespenden finanziert. Deshalb waren Elke Mauer, Margot Bodenstein-Wagner und Christine Reutelshöfer im Dorf unterwegs. Traditionell in der Feuerwehruniform, ausgestattet mit einer Gemeindeschelle gingen sie von Haus zu Haus und luden in der Irmelshäuser Mundart ein: "Wie's alle drei Joar Sitte is, feiern mir heuer widder onnern Weiwerkiez. Alle verheierte Weiwerleut sin dazu oigelode. Än Dienstich owets en halwe ocht owes Wärtshaus beginnt onner Fest. Mir lode alle verheierte Weiwerleut oi. Nu tut noch wos en onner Wächele noi." Da kam dann einiges zusammen, so dass gefeiert werden kann. Zahlreiche Irmelshäuser Frauen werden im Gasthof Barthelmes erwartet.
Eingeladen sind nur verheiratete Frauen
Die zwei Tage nennt Landrat Thomas Habermann ein besonderes Erlebnis. "Man muss dabei gewesen sein und darf nicht alles erzählen, was da so an den beiden Abenden geschieht," sagte er geheimnisvoll. Zum Irmelshäuser Weiberkiez dürfen nur verheiratete Frauen. Und für diejenigen, die zum ersten Mal dabei sind, gibt es ganz eigene Regeln.
Kiezmutter Elke Mauer wird auch heuer wieder einen Eimer hereinbringen und ihn unter den Tisch stellen. Schließlich dürfen die jungen Frauen den ganzen Abend den Raum ja nicht verlassen. "Na ja und da ist der Eimer eben für das Notwendigste vorhanden." Aber, setzt Anette Geier hinzu: Es ist alles halb so schlimm. Wichtig sei es den Abend zu genießen und sich zu freuen.
Brauch geht auf das Jahr 1710 zurück
Was aber hat es mit dem Weiberkiez von Irmelshausen auf sich? Volker Seifert aus Irmelshausen verweist auf gemeindlichen Unterlagen. Danach war im Jahr 1710 der Cent-Schöffe von Irmelshausen in Königshofen. Es war in der Faschingszeit und hatte stark geschneit. Natürlich erzählen die Irmelshäuser Frauen im Laufe des Abends die ganze Geschichte, wobei sie die Kleidung aus dieser Zeit tragen. Die Männer des Dorfes waren am Abend erfolglos nach Hause gekommen. Da machten sich die Frauen auf die Suche und fanden den Schöffen, halb erfroren, in einer Schneewehe. In einer Kitze, einem Korb, den man auf dem Rücken trug, schleppten sie ihn nach Hause. So entstand auch der Name von dem Kitz – der Weiberkiez.
Am Faschingsdienstagabend wird die Puppe, die den Cent-Schöffe im schwarzen Anzug mit Zylinder auf dem Kopf zeigt, mit viel Wehklagen in die Gaststube gebracht und dort auf den Kachelofen gesetzt - damit der "gute Mo" noch weiter auftaut. Ein Tag, der seit 1710 den Frauen als Dank vorbehalten ist und daran erinnert, dass es die Frauen waren, die den Schöffen gefunden und ihm das Leben gerettet hatten. Der Weiberkiez in Irmelshausen – er hat so seine eigenen Geheimnisse, aber die, die wollten die Frauen nicht alle verraten.