Aus aktuellem Anlass änderte Bürgermeister Reimund Voß die Tagesordnung der Gemeinderatssitzung in Willmars und nahm zum geplanten Verkauf der Zollhäuser sowie der Initiative zur Verhinderung des Vorhabens Stellung. Unmittelbar vor der Zusammenkunft haben die Initiatoren eines Bürgerbegehrens dem Ortsüberhaupt eine Unterschriftenliste mit Namen der Unterstützer übergeben.
Zum Auftakt verlas das Ortsoberhaupt Auszüge aus dem Protokoll der Gemeinderatssitzung vom Juni, in der der Beschluss zum Verkauf der Immobilien ergangen ist. Darin wurde unter anderem auf die absehbaren Sanierungsarbeiten hingewiesen, die sich auf rund 200.000 Euro summieren und nicht von der Gemeinde geleistet werden könnten. Bei den jährlichen Mieteinnahmen wird von etwa 30.000 Euro gesprochen.
Verkaufsanzeigen aufgegeben
Laut eines Gutachtens soll der Verkehrswert bei 450.000 Euro liegen, fuhr Voß fort. Einstimmig hatte sich das Gremium für den Verkauf ausgesprochen. Ein Makler, der daraufhin eingeschaltet worden ist, geht jedoch von einem aktuellen Marktpreis von etwa 350.000 Euro aus und hat entsprechende Verkaufsanzeigen aufgegeben.
Gemeinderat Joachim Baumbach räumte ein, dass er von den Zahlen "geblendet worden ist". Und Stefan Eirich beteuerte, dass er bei einem Verkaufspreis von 350.000 Euro nie für das Vorhaben gestimmt hätte. Werner Palancares bedauerte, bei der Abstimmung nicht alle Aspekte beachtet zu haben, allerdings verteidigte er seine Entscheidung unter anderem mit dem Hinweis, dass die Gemeinde kein "Profi" für die Vermietung von Immobilien und nicht in der Lage sei, bei einem solchen Objekt, die anstehende Sanierung zu managen. Die fehlende Erfahrung zeige sich auch darin, dass die Gemeinde keine Rücklagen für die Sanierung gebildet hat.
Voß begründete die Entscheidung mit der finanziellen Lage der Gemeinde. Die Aufnahme eines Kredits für eine Sanierung werde voraussichtlich von der Finanzaufsicht des Landratsamtes untersagt. Darüber hinaus werde Willmars aller Wahrscheinlichkeit nach keine Stabiliserungshilfe erhalten, wenn sie Geld für Dinge ausgibt, die nicht zu den Pflichtaufgaben einer Gemeinde gehören.
Michael Emmert, einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens, der als Gast das Wort erhielt, kritisierte, dass für die Sanierung keine Mittel zurückgelegt worden sind, wie es die Gemeindeordnung eigentlich vorschreibe. Er bat aber darum, die Bevölkerung über die Gemeinde-Homepage über das Bürgerbegehren zu informieren.
"Kalt erwischt" hat die Preisexplosion in der Baubranche die Gemeinde bei ihrem Projekt des Umbaus der ehemaligen Schule. Aber trotzdem sieht es danach aus, dass die ursprünglich veranschlagten Kosten voraussichtlich gehalten werden können, zeigte sich Architekt Alfred Graf von Soden im weiteren Verlauf der Sitzung zuversichtlich.
Zahlen verschieben sich
Nach einem Kassensturz ließe sich erkennen, dass die Gesamtkosten von 1,5 Millionen Euro gehalten werden können. Lediglich innerhalb der Gewerke verschieben sich die Zahlen. Bisher sind etwa die Hälfte der Kosten ausgegeben. Zeitlich etwas in Verzug geraten sei der Einbau der Fenster, die aber noch vor dem Winter installiert würden. Insgesamt kann der Zeitplan gehalten werden.
Die Umbauarbeiten der Schule verschlingen derzeit aber allerhand Mittel der Gemeinde. Aus dem nicht öffentlichen Teil gab Voß bekannt, dass für 75.000 Euro Innentüren von der Firma Schreinermeister GmbH eingebaut worden sind, ein kleinerer Auftrag über 5000 Euro ging noch an die Meininger Esko Bau. Voß gab ferner noch bekannt, dass eine Nutzungsänderung eines Nebengebäudes zu einer Konfektionsschneiderei grünes Licht erhalten hat.