
Mit dem Gründonnerstag erinnern die christlichen Kirchen an die letzten Tage Jesu und seinen Leidensweg bis zur Kreuzigung und Auferstehung. Seit einigen Jahren bieten dazu die evangelische und die katholische Kirchengemeinde Bad Königshofen in der Nacht des Gründonnerstags die sogenannte Gethsemane-Nacht an. Von 21 bis etwa 23 Uhr folgt die Gruppe an verschiedenen Stationen dem Leidensweg Jesu. Eingebunden ist im Außenbereich der Stadtpfarrkirche die große Ölbergszene, aber auch im Gotteshaus selbst gibt es verschiedene Stationen und Symbolhandlungen.

Dem evangelischen Pfarrer Lutz Mertten, Initiator der Gethsemane-Nacht, und dem katholischen Diakon Sebastian Krines geht es auch in diesem Jahr wieder darum, die Menschen intensiv auf das Geschehen vor mehr als 2000 Jahren hinzuführen. "Wir wissen alle, dass unsere Last nicht einfach weg ist und deshalb laden wird dazu ein, bei Gott unsere Last abzulegen und stattdessen ganz bewusst ein Kreuz mit auf den weiteren Weg zu nehmen", hieß es einst zu Beginn. Im Team hatte man die Texte und die einzelnen Stationen ausgearbeitet und will damit auch 2025 ein besonderes christliches Gründonnerstag-Erlebnis vermitteln.

Menschen, die anders sind, wertschätzen
In diesem Jahr steht die Gethsemanenacht unter dem Thema "Anders". Menschen wertschätzend in den Blick nehmen, die "anders" sind und sich von anderen unterscheiden, ist das Ziel. Die Texte der Gethsemane-Nacht werden dafür Möglichkeiten bieten, sagen die Verantwortlichen. Sie zeigen eine Maria, die Jesus in Bethanien die Füße salbt, Judas, den Verräter, oder Pilatus, Petrus und andere. Die Herausforderung bestehe darin, diese Personen "anders" in den Blick zu nehmen. Etwa die salbende Maria, die wohl eigentlich eine Prostituierte war. Oder Pilatus, der im Johannesevangelium als jemand erscheint, der um die Wahrheit ringt, während er in den anderen Evangelien schlecht wegkommt.

Auch Judas verteidigt sich in der "Verteidigungsrede des Judas" von Walter Jens mit guten Argumenten gegen seinen schlechten Ruf. "So gibt es für nahezu alle Protagonisten der Geschichten eine Möglichkeit, sie anders zu sehen", sagt Pfarrer Mertten. Er und Diakon Krines verweisen aktuell auf die Migrationsdebatte der vergangenen Wochen und Monate. Sie habe oft dazu verleitet, Menschen nur noch aus einem bestimmten Blickwinkel zu sehen. Somit könnte die Gethsemanenacht einladen, den Blick zu weiten. "Vielleicht gelingt es uns in den Stationen, diesen geweiteten Blick immer wieder zu thematisieren und diese Perspektive als Haltung zu zeigen", so der Pfarrer.

Es wird in der Gethsemane-Nacht wieder die Salbung geben, ebenso das Agape-Mahl. Hinzu kommt die Erinnerung an die Ölbergnacht an der Ölbergszene der Stadtpfarrkirche. Es wird Gedanken zum Verhör Jesu, seiner Geißelung und Kreuzigung geben. Vor allem die Taizé-Gesänge zwischen den Stationen werden die Gethsemane-Nacht am Gründonnerstag ab 21 Uhr wieder zu einem beeindruckendem Erlebnis machen.