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Bad Neustadt
Die Erinnerung an Willi Lemm wachhalten
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 24.03.2025 02:29 Uhr

Es ist und bleibt für Ingrid Lemm-Erhard aus Herschfeld eine Lebensaufgabe, der sie nur zu gerne nachkommt. Seit Jahrzehnten hält sie das Andenken an ihren 1973 verstorbenen Vater Willi Lemm wach. Der war als Maler 1937 in die Rhön gekommen und schuf hier ungezählte Bilder, die bis heute in Wohnzimmern hängen. Am 23. März wäre Willi Lemm 120 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass gibt es ab 5. April eine Ausstellung seiner Werke im Alten Amtshaus.

"Ja, ich mache noch einmal eine Ausstellung", sagte Ingrid Lemm-Erhard kurz vor dem Jubeltag des Vaters. Zu diesem Anlass sucht sie gemeinsam mit Tochter Ingrun Kiel in Bad Neustadt und darüber hinaus die Bilder zusammen, die sie bei vielen treuen Kunstbegeisterten ausleiht, um sie in der Ausstellung zu zeigen. Nebst der umfangreichen eigenen Sammlung, die sie selbst hütet wie einen Schatz.

Bis heute sind die Bilder von Willi Lemm unvergessen in der Rhön und vor allem in seiner Wahlheimat Bad Neustadt. Lemm gehörte zu den Kunstmalern der Stadt, die in der Nachkriegszeit und in der Zeit des Wirtschaftswunders in Bad Neustadt immer wieder Aufsehen erregten. Zusammen mit Eugen Jeschke und Erich Mutze gehörte Willi Lemm zu jenem Künstlerkreis, der in den fünfziger und sechziger Jahren seine produktivste Phase hatte und ein umfangreiches Werk hinterließ, das einen herausragenden Stellenwert in der kulturellen Entwicklung der Region nach Ende des Zweiten Weltkrieges bedeutete. Willi Lemm wurde gerade einmal 68 Jahre alt. Und doch hat er vielleicht einige tausend Bilder gemalt.

Leinwand und die besten Farben

Mit Staffelei, Skizzenblock oder Leinwand und den besten Farben, die für Geld zu haben waren, fuhr Willi Lemm einst mit dem Goggomobil in die Rhön, um zu malen. Willi Lemm wurde am 23. März 1905 in Gelsenkirchen geboren. Pinsel und Palette entdeckte er schon bald für sich. Als ihm die Heimat im Ruhrpott nicht mehr genügend Inspiration für seine Bilder bot, suchte er sein Talent im Vogelsberg zu verfeinern. Studienaufenthalte in Paris und Luxemburg förderten seine Begabung, seine Ausbildung absolviert er in Amberg und in Holland.

Die raue Schönheit der Rhön, die Willi Lemm 1937 für sich entdeckte, lässt ihn zeit seines Lebens nicht mehr los. 1938 zieht er mit seiner Familie nach Wollbach. Doch der Zweite Weltkrieg unterbricht die Karriere des Malers. Lemm musste nach Frankreich, war in Chartres und in Paris stationiert. Als er im Oktober 1944 gefangengenommen wird und in ein Lager kommt, kann er sich Vorteile durch seine Malerei verschaffen. 1946 kommt er zurück in die Rhön und folgt seiner Familie nach Bad Neustadt.

Momentaufnahmen aus der Rhön

Zumeist in Öl, mit Pinsel oder Spachtel aufgetragen, aber auch in zartem Aquarell fangen die Bilder Willi Lemms den Augenblick mit warmen Farben ein. Es sind Momentaufnahmen aus der Hochrhön wie aus der Neustädter Bauerngasse, die der Maler auf die Leinwand bannt. Willi Lemm hat so vieles gemalt in seinem Leben. Den Marktplatz in Bad Neustadt ebenso wie den Aufgang zur Kirchenburg in Ostheim oder Tochter Ingrid als kleines Mädchen. Viele seiner Bilder aus Dörfern und Städten der Rhön sind heute Sammlerstücke. Teilweise auch wegen ihres historischen Wertes, denn schließlich sehen die Dörfer heute ganz anders aus als vor fünfzig Jahren.

Wieviele Bilder und Zeichnungen Willi Lemm in seinem Leben geschaffen hat, das wagt Ingrid Lemm-Erhard nicht abzuschätzen. Immer wieder erfährt sie neue Adressen von Besitzern seiner Bilder. Außergewöhnlich war zudem in jüngerer Vergangenheit ein Anruf als Nachfrage zu einer Ausstellung, der die Familie Lemm umfangreicher machen sollte. All das sind Ergebnisse der Nachforschungen nach Bildern, die Ingrid Lemm-Erhard nach wie vor unternimmt.

Die Ausstellung mit Werken von Willi Lemm wird am 5. April im Alten Amtshaus eröffnet und ist bis Ostersonntag täglich von 10 bis 19 Uhr zu sehen.

 
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