Seine Arbeit ist seine Leidenschaft – er brennt für das, was er tagtäglich tut: Jungunternehmer Julian Lörzel aus Oberwaldbehrungen hat es geschafft, innerhalb kürzester Zeit ein florierendes mittelständisches Bau- und Transportunternehmen mit 20 Mitarbeitern in Ostheim aufzubauen. Der 34-Jährige berichtet von seiner Erfolgsgeschichte und seinen konkreten Zukunftsplänen, in denen sein Heimatort Oberwaldbehrungen eine entscheidende Rolle spielt.
"Mir macht das alles wahnsinnig Spaß", sagt Julian Lörzel stolz beim Blick in seine Betriebswerkstatt im Ostheimer Krautpfad. Gerade ist das Werkstattpersonal dabei, Reparaturarbeiten an einem Minibagger durchzuführen. Der restliche Fuhrpark von Julian Lörzel, von Planier- und Laderaupen über Radlader und Grader bis zu den verschiedensten Mobil-, Ketten- und Minibaggern, ist unterwegs. Auf den Baustellen im Umkreis von 50 Kilometern um Ostheim herum geht es rund. Ein Auftrag nach dem anderen geht ein. Für Lörzel wichtig: Die Mitarbeiter identifizieren sich mit ihrer Arbeit und sind Tag für Tag mit Leidenschaft dabei. "Die Kunden wissen unsere Leistung und das Engagement der Mitarbeiter zu schätzen", konstatiert der Unternehmer.
Mit Anfang 20 selbständig gemacht
Bewusst hat Julian Lörzel im Jahr 2009 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Mit Anfang 20 ein ambitioniertes Unterfangen. Zusammen mit einem Mitarbeiter in Teilzeit war er in den Anfangsjahren hauptsächlich für Erd- und Tiefbauarbeiten in der örtlichen Landwirtschaft tätig und machte sich in diesen Kreisen schnell einen Namen. Im Jahr 2013 stellte er den ersten Vollzeit-Mitarbeiter ein. Und auch wenn dieser Anfang des Jahres offiziell in den Ruhestand verabschiedet wurde, kann er sich doch nicht ganz von seinem Bagger trennen. Julian Lörzel freut sich, dass er auch in Zukunft noch ab und an auf ihn zählen kann.
Eine weitreichende Entscheidung fiel im Jahr 2014. Der Unterwaldbehrunger Bauunternehmer Volker Schmitt unterbreitete Julian Lörzel auf dem Kantatemarkt in Oberelsbach einen ernst gemeinten Vorschlag: "Pass auf, Julian, du übernimmst meinen Laden, und wir fangen alle bei dir an!" Es sollten einige weitere Gespräche folgen, bis der Handel zum Jahreswechsel 2014/2015 perfekt war: Eine Maschine nach der anderen sowie viel Kleinmaterial erwarb Julian Lörzel von Volker Schmitt, das vorhandene Personal wurde von der VS-Bau GmbH in die Julian Lörzel GmbH & Co. KG überführt. Dazu gehörten vier Vollzeitbeschäftigte, darunter auch Bauunternehmer Volker Schmitt selbst.
Die Firma wuchs. Weitere Mitarbeiter wurden eingestellt, und es bildete sich schnell eine der heutigen Kernkompetenzen des Unternehmens heraus: Der große Fuhrpark schließt eine Lücke zwischen der Maschinenausstattung von kleinen Baufirmen in der Region und großen, überregional tätigen Straßenbauunternehmen.
Erdbau, Tiefbau und die Gestaltung von Außenanlagen
Das Leistungsspektrum der Julian Lörzel GmbH & Co. KG ist umfangreich. Es umfasst im Erdbau Aushub und Geländeprofilierungen, Bodenaustausch und Einbauarbeiten aller Art, sorgt im Tiefbau für das fachgerechte Verlegen von Kabeln, Ver-, Entsorgungs- oder Drainageleitungen bis hin zur Erstellung von Fundamenten, Bodenplatten und Kellern. Julian Lörzel kümmert sich um die Verlegung von Natur- und Betonsteinpflastern oder um die Gestaltung von Außenanlagen. Auch die vorbereitenden Arbeiten zum Bau von Fertighäusern ist einer der Tätigkeitsschwerpunkte der Firma. "Hier nehmen wir die Häuslebauer an die Hand und beraten sie. Das wird sehr geschätzt", so Julian Lörzel.
"Das große Plus, mit dem wir uns auch von anderen abheben, ist die Vermessungstechnik", macht er deutlich. Ausgestattet mit moderner Technik wie GPS-Rovern und Tachymetern erstellt Julian Lörzel selbst digitale und maschinensteuerungsfähige Geländemodelle, führt Bestandsvermessungen und Gebäudeeinmessungen durch, die bauliche Umsetzung erfolgt sodann maschinengesteuert zentimetergenau. "Sich mit diesem Thema zu beschäftigen hat sich gelohnt", stellt er fest.
Neue Wege und Rückegassen
Im Jahr 2017 kam die Gründung des Transportunternehmens JL Transporte als weiteres Geschäftsfeld hinzu. Und auch die Immobilienmaklertätigkeit gehört seit einiger Zeit zu Lörzels Kompetenzen. Gefragt ist der 34-Jährige auch bei der örtlichen Landwirtschaft. Viele Aufträge rekrutiert die Julian Lörzel GmbH & Co. KG im Bereich der Instandsetzung und Neuanlage von Wegen und Gräben für Jagdgenossenschaften, Körperschaften und Kommunen und ist Ansprechpartner für das Anlegen von Rückegassen für Forstbetriebe.
Von klein auf kennt Julian Lörzel die betrieblichen Abläufe in der Land- und Forstwirtschaft, weswegen er von den Landwirten für unterschiedliche Bauvorhaben engagiert wird. "Man fühlt sich auch ein Stück weit geehrt, wenn man gefragt wird", gibt er zu. "Auch persönlich interessiert es mich, was die Landwirte umtreibt und mit welchen Herausforderungen sie kämpfen. Die Zusammenarbeit basiert auf gegenseitiger Wertschätzung", sagt er.
Im Team mit den Mitarbeitern
Julian Lörzel ist ständig am Telefonieren, Organisieren und Planen. Es erfüllt ihn mit Freude, wenn er merkt, dass seine Mitarbeiter sich über das normale Maß hinaus einsetzen und sich mit dem Unternehmen identifizieren. Das versucht er zurückzugeben, etwa mit einer betrieblichen Krankenzusatzversicherung, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, aber auch – insofern es die Pandemie zulässt – mit dem einen oder anderen Grillfest an der Betriebswerkstatt.
Letztere hat Julian Lörzel Anfang 2019 von Klaus Klee übernommen, als dieser die Firmenbücher des Familienbetriebs Klee Landtechnik aus Altersgründen geschlossen hatte. Die Büroräume befinden sich in Oberwaldbehrungen. Weitere Lagerhallen werden beispielsweise in Frickenhausen oder Oberwaldbehrungen genutzt. Genau hier setzt sein nächstes großes Vorhaben an.
Auf einer Fläche von 25 000 Quadratmetern, im Kreuzungsbereich der Kreisstraßen NES 23 und NES 27 in Oberwaldbehrungen, möchte Julian Lörzel seinen Betriebsstandort in Oberwaldbehrungen zentralisieren. Mittels eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans sollen mehrere Lagerhallen, ein Werkstatt- und Betriebsgebäude sowie Sozialräume entstehen. Das Vorhaben befindet sich gerade im Bauleitplanverfahren. Im Jahr 2022 soll mit dem Bau begonnen werden.
Rückendeckung durch die Familie
Dankbar ist Julian Lörzel für die Unterstützung seiner ganzen Familie. Seine Eltern und seine Geschwister, aber auch seine Freundin Jennifer, stehen hinter ihm. "Ich hatte stets volle Rückendeckung", freut sich der 34-Jährige, und fügt schmunzelnd an: "Außerdem erfahre ich hier die nötige Erdung, wenn ich mir mal wieder Flausen in den Kopf gesetzt habe."
Fest integriert ist er in der Oberwaldbehrunger Dorfgemeinschaft, zeigt sich engagiert bei der örtlichen Feuerwehr und sitzt seit fast sieben Jahren für die Freien Wähler im Stadtrat der Stadt Ostheim. Seit letztem Jahr ist er auch im Kreistag vertreten, wo er sich mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten gerne aktiv einbringt. Trotzdem ist Julian Lörzel bodenständig geblieben. Wahrscheinlich ist es genau das, was seinen Erfolg ausmacht.
