Rund 70 Waldbesitzer und interessierte Bürger fanden den Weg ins Sulzdorfer Gemeindezentrum zur Infoveranstaltung des Forstreviers Bad Königshofen. In seinem Fachvortrag ging Revierleiter Bernhard Kühnel auf die extreme Problematik der besonders aggressiven Borkenkäferarten Buchdrucker und Kupferstecher ein.
Die Borkenkäfer haben sich im vergangenen Jahr stark vermehrt. So wurden im Jahr 2018 erstmals vier Generationen an Borkenkäfern festgestellt. Gleichzeitig sind viele Waldbäume, insbesondere Fichten, durch den Hitze- und Trockenstress des vergangenen Jahres sehr geschwächt. Lag die durchschnittliche Niederschlagsmenge im Zeitraum 2009 - 2018 noch bei 620 Liter so wurden im Jahr 2018 nur 420 Liter gemessen. In Sulzdorf wurden in 2018 gerade mal 238 Liter gemessen.
Klimawandel deutlich spürbar
"Wenn die Bäume kein Wasser bekommen können sie sich auch nicht gegen die Schädlinge wehren", so Kühnel. Weiter informierte der Revierleiter, dass ganz Unterfranken zum Gefährdungs- und Befallgebiet erklärt wurde. Jeder Waldbesitzer ist somit verpflichtet, seine Nadelholzbestände zu kontrollieren, gegebenenfalls muss durch Einschlag der Bäume reagiert werden. Dies gilt auch für Privatleute, die Fichten in ihrem Garten haben.
Wichtig ist auch die Lagerung des Eingeschlagenen Holzes. Hier ist ein Abstand von 500 Metern zum Waldrand einzuhalten. Auch das Restholz wie Giebel und Kronen muss durch Verbrennen oder Hacken bearbeitet werden. Das Schadholz muss dringend aus den Wäldern im Grabfeld um einen Totalausfall bei der Fichte zu vermeiden.
Hierbei setzt Kühnel auch auf die Nachbarschaftshilfe unter den Waldbesitzern, um den immensen Arbeitsaufwand zu bewältigen, sei es durch persönliches Mitwirken bei der Holzernte oder durch die Bereitstellung von Maschinen. Als Beispiel für die Dringlichkeit nannte er die rasante Vermehrung der Schädlinge, die von der Eiablage bis zum Ausschwärmen der Käfer nur sechs bis zehn Wochen dauert.
Probleme bei der Vermarktung
Der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft, Jörg Mäckler, ging auf die Probleme bei der Vermarktung und den Transport ein. "Was bisher gelaufen ist und noch auf uns zukommt, ist katastrophal", so Mäckler. Sowohl bei der Holzernte als auch bei der Abfuhr gebe es jede Menge Kapazitätsprobleme. Aktuell läuft der Abfluss der der Bestände an Stamm-Material noch einigermaßen geregelt. Im Bereich der FBG konnten 20 000 Festmeter vermarktet werden.
Aufgrund des neuen Schadholz-Anteils in ganz Mitteleuropa ist aber von einem massiven Preisverfall auszugehen. Auch das Restholz ist voraussichtlich nicht einmal zu Selbstkostenpreis zu vermarkten. Gleiches gilt auch für das Stammmaterial, da die Industrie an ihre Auslastungsgrenzen kommt, die Stämme aber nur begrenzt gelagert werden können, ohne Qualitätsverluste zu erleiden, so das Fazit von Jörg Mäckler.
Wiederaufforstung ist verpflichtend
Bernhard Kühnel ergänzte: "Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, Gewinne aus dem Holzeinschlag zu erwirtschaften aufgrund der Überproduktion durch das Schadholz. Umso wichtiger ist es die Bombe Borkenkäfer zu entschärfen. Kühnel erinnerte auch daran, dass die Einschlagsflächen binnen drei Jahren wieder aufgeforstet werden müssen.
Hierzu bot der Revierleiter die Unterstützung des Amts an, gerade auch in Bezug auf den vielerorts laufenden Waldumbauprozess. Auch die Möglichkeiten der Förderung für Neuanpflanzungen können Waldbesitzer erfragen.